Meisterteam des Velberter Box Club mit großer Generalprobe bei der „DM“

Nur fliegen ist schöner: Artem Harutyunyan und Eugen Burhard - beide aus dem Ligateam des VBC - stürzten beim Halbweltergewichtsfinale kopfüber aus dem Boxring.             huwifotos
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  • Nur fliegen ist schöner: Artem Harutyunyan und Eugen Burhard - beide aus dem Ligateam des VBC - stürzten beim Halbweltergewichtsfinale kopfüber aus dem Boxring. huwifotos
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Ohne Kopfschutz – da ging die Post ab und viele Verletzungen waren die Folge – Europameister Denis Makarov, ebenfalls DM-Titelverteidiger und die DM 2012 Denis Radovan und Eugen Burhard wurden Vizemeister – „Löwe“ Arayk Marutyan biss zu und holte den Meistertitel zum neuen Verein VBC!

Deutsche Meisterschaften der Amateurboxer in Oldenburg und mehrere Fighter aus dem Meisterteam des Velberter Box-Club kämpften um die Einzeltitel in den zehn Gewichtsklassen. Viele neue Gesichter gab es, zahlreiche „junge Wilde“ ließen sich auf dem Weg zu nationalen Ehren nicht stoppen und manch ein Etablierter hatte seine liebe Müh und Not, ohne Blessuren aus dem Ring zu kommen und nicht frühzeitig auszuscheiden. Durch die völlig neuen und gewöhnungsbedürftigen Regeln, die deutlich an das Profiboxen angelehnt sind, gab es (viel zu viele) Kopf- und Augenbrauenverletzungen, da nach Jahrzehnten mit Kopfschutz jetzt „oben ohne“ angesagt ist.

Konsequent der langjährige Velberter Ringarzt Christoph zur Nieden, der auch als Niederrhein-Verbands-Doc im Einsatz war: „Ich habe seinerzeit für den Kopfschutz plädiert – ohne Kopfschutz mache ich mir zu viele Sorgen um die Sportler und werde passen!“ Der Vorsitzende des Ärztegremiums des Boxverbandes NRW, Michael Schürmann, soll zur Niedens Position am VBC-Ring in Birth künftig einnehmen.

Schwerstarbeit hatten auch die Ring- und Punktrichter zu verrichten. Die neue Wertung sieht je Runde zehn Punkte für den Sieger vor. „Break“ gibt es nicht mehr, dafür sollen die Referees näher am Ringgeschehen sein und wie ein Radioreporter Fouls kommentieren. Einige nahmen das zu wörtlich – und ein Ringrichter fing sich gar einen linken Haken ein und musste zu Boden. Viel Arbeit noch für die Experten am und im Ring. Der Velberter AIBA-Kampfrichter Michael Vogel zeigte eine sehr gute Leistung und war auf schnellen Beinen stets Herr im Clinch mit den Boxern.

Am Samstagabend waren die meisten Boxer aus dem VBC-Meisterteam am Start. Lediglich Vincenzo Gualtieri schied im Weltergewicht vorher aus. Der Bayer Oleg Schäfer siegte nach verbissen geführtem Kampf überraschend und für viele Boxexperten umstritten nach Punkten. Auch Konstantin Buga, einst die Nr. 5 der Weltrangliste, läuft seiner Form hinterher. Er schied vor den Finalrunden im Mittelgewicht aus, konnte im Halbfinale gegen Meister Stefan Härtel nicht antreten und wird in den nächsten Wochen seine Jochbeinverletzung pflegen müssen, will er zur Bundesliga wieder fit sein.

Der Europameister von 2010 und mehrfache Deutsche Meister, Denis Makarov (VBC), musste sich im Finale des ständig heranstürmenden Bayern Edgar Walth Bundesliga BC Straubing) erwehren, der schließlich auch fürs Siegerpodest im Bantamgewicht an dem Titelverteidiger vorbei rauschte und ganz oben stand. Sein 3:0 Punktsieg war verdient und beide Fighter erhielten sehr viel Beifall für einen großen Kampf. Makarov hatte sich mit Konterboxen begnügt, das reichte aber nicht gegen den druckvoll agierenden Edgar Walth.

Im Halbweltergewicht kam es zum VBC-internen Duell: Altmeister Eugen Burhard hatte eine Menge einfallen lassen, um dem Favoriten Artem Harutyunyan Paroli zu bieten. Es gab viel Körperkontakt und in der Schlussrunde stürzten beide Kämpfer über die Seile kopfüber aus dem Boxring. Ein Glück, dass nichts Schlimmeres passierte und beide sich über diesen einmaligen Vorgang amüsierten. Der für Hamburg boxende Harutyunyan bestimmte das Tempo, während Burhard (Niedersachsen) auf Konterchancen lauerte. Als Eugen Burhard eine Verwarnbung wegen Festhaltens erhielt, war der Kampf gelaufen und Harutyunyan durfte seinen knappen Punktsieg feiern.
Die Nr. 1 auf dem Siegerpodest war auch für Arayk Martyan (Meckpomm), den Velberter Neuzugang im Weltergewicht, reserviert. Der vom früheren Profi-Meistertrainer Michael Timm sekundierte „beste Boxer Deutschlands“ machte dieser Auszeichnung alle Ehre und hielt den auf seine Chance wartenden Rechtsausleger aus Lohne/Niedersachsen, Slawa Kerber (einst auch in Diensten des VBC) zumeist auf Distanz. Marutyan boxte clever, hatte schnelle Hände im Ziel während Kerbers Attacken meist in der Deckung des Schweriners ein nicht zählbares Ziel fanden. Der Punktsieg von Marutyan war deutlich, aber Kerber hatte sich gut verkauft.
Im Halbfinale am Freitag wurde der „Löwe“ schon einmal stark gefordert. Das größte Talent des deutschen Boxsports, der 18jährige Abass Barou aus Oberhausen zeigte ein knallhartes Duell auf Augenhöhe. Harutyunyan musste alle Register seines Könnens ziehen, gewann knapp nach Punkten und lobte den starken jungen Gegner. Der ab sah es ganz unbekümmert: „Der Titel ist nur verliehen, im nächsten Jahr bin ich Deutscher Meister. Bei der U21 hat er schon mal geübt und holte sich die Goldmedaille.

Für Denis Radovan, den Titelverteidiger (Colonia Köln/Velberter BC), ging es im Mittelgewicht /75 Kg) um alles oder nichts. Er bekam es mit der Nr. 5 der Boxwelt, Stefan Härtel aus Berlin zu tun, der auch bei der Olympiade in London für Deutschland eine Visitenkarte war.

Radovan begeisterte in den beiden ersten Runden seine Trainer und Fans, dominierte den Kampf und hatte oft eine Hand mehr im Ziel. Härtel hatte sichtlich Probleme mit Radovan, der mit guter Deckungsarbeit aufwartete. Erst Ende der zweiten und in der Schlussrunde konnte Härtel einige klare Akzente setzen. Unbekümmert marschierte der Titelverteidiger aus dem Rheinland und feuerte linke Haken wie am Fließband ab. Über das Urteil, einen hauchdünnen 2:1-Punktsieg, durfte sich der Berliner beim Kampfgericht bedanken.

Autor:

Hubert Wildschütz aus Essen-Süd

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