Straßenkind für einen Tag: Wie fühlt sich betteln an?

Mit Sammelbüchsen und kleinen Bauchläden zogen die Schüler als "Straßenkinder für einen Tag" durch die Fußgängerzone.
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Velberter Sechstklässler waren "Straßenkinder für einen Tag"

Kinder ziehen mit kleinen Bauchläden oder Sammelbüchsen durch die Velberter Fußgängerzone, bieten selbst gebackene Kekse und Saft feil oder ihre Dienste als Schuhputzer. Manche fragen zaghaft um eine Spende, andere preisen lauthals ihre Waren an.

Es sind Schüler der 6a des Nikolaus-Ehlen-Gymnasiums, die bei der Aktion "Sichtwechsel – Straßenkind für einen Tag" des Kinderhilfswerks Terre des Hommes in die Rolle von Straßenkindern schlüpfen. Genaugenommen machen sie das keinen ganzen Tag, sondern nur für zwei Stunden, aber das ist an diesem regnerischen, kalten November-Vormittag auch unangenehm genug.

"Es geht um einen Perspektivwechsel",

"Es geht um einen Perspektivwechsel", erklärt Klassenlehrer Marc Babucke. "Sie sollen herausfinden, wie schwer es ist, seinen Lebensunterhalt auf diese Weise verdienen zu müssen, wenn man auf sich gestellt ist und nichts zu essen und kein Obdach hat." Die meisten Kinder haben trotzdem Spaß an der Aktion. Schließlich geht es bei ihnen nicht um die Existenz. Doch sie müssen ihre Hemmung überwinden, um Menschen anzusprechen und zu "betteln" oder ihnen etwas zu verkaufen. Das fällt nicht allen Sechstklässlern so leicht, und deshalb sind viele auch lieber zu zweit oder dritt unterwegs.
"Die Kinder haben sich ihre Projekte selbst ausgesucht und selbst entschieden, wie sie sich einbringen können", sagt Babucke. Manche verkaufen selbst gebackene Kekse, ein Mädels-Trio spielt Flöte für die Passanten, andere haben etwas gebastelt, das sie versuchen zu verkaufen.
Die meisten in der Fußgängerzone reagieren freundlich und viele geben auch etwas. Die Kinder tragen alle Schildchen, auf denen zu erkennen ist, dass sie für Terre des Hommes sammeln. Manche Velberter kennen die Aktion auch schon, denn sie findet jedes Jahr statt, und zwar zum Jahrestag der UN-Kinderrechtskonvention.
Die ehrenamtlichen Mitglieder der "Terre des Hommes"-Arbeitsgruppe Velbert haben die Bauchläden der Schüler bestückt, stellen die Sammelbüchsen zur Verfügung und sind am Aktionstag natürlich auch in der Fußgängerzone als Ansprechpartner dabei.

Im Unterricht das Projekt besprochen

Zuvor hat Inge Thörner von der Arbeitsgruppe mit den Schülern im Unterricht über das Projekt gesprochen. Denn welches Kind in Deutschland weiß schon, dass für etwa 100 Millionen Kinder auf der ganzen Welt die Straße der Lebensmittelpunkt ist. Kinder, die ihre Eltern verloren haben oder die vor Misshandlung und Armut in der Familie fliehen. Sie müssen arbeiten oder betteln, um zu überleben. Viele gehen nicht zur Schule, besuchen nie einen Arzt und haben keine Chance auf eine Ausbildung und ein würdiges Leben.
Der Erlös der Aktion der Velberter "Straßenkinder" geht das Projekt von Terre des Hommes in Mexiko El Caracol. Dort finden Straßenkinder Schutz vor Gewalt, sie können sich dort waschen, bekommen Essen und ärztliche Versorgung, können die Schule besuchen oder – endlich einmal einfach nur spielen.
"Es liegt den Schülern sehr am Herzen, mit ihrer Aktion Straßenkinder in Mexiko zu unterstützen", sagt Renate Surminski von der Velberter Terre-des-Hommes-Gruppe.

Wer diese Aktion verpasst hat, aber gerne das Kinderhilfswerk unterstützen möchte, hat dazu wieder Gelegenheit vom 15. bis 17. Dezember, dann sind die Ehrenamtlichen der Arbeitsgruppe Velbert von Terre des Hommes mit einem Stand beim Langenhorster Weihnachstdorf. Dort gibt es neben Informationen über den Verein auch Weihnachtliches zu kaufen, zum Beispiel selbstgemachte Marmeladen und Liköre, Kinderbücher, Weihnachtskarten und "Wundertüten" für Kinder. Das Weihnachtsdorf der Langenhorster Siedlergemeinschaft ist am Freitag von 16 bis 22 Uhr, Samstag von 14 bis 22 Uhr und Sonntag von 14 bis 19 Uhr geöffnet. 

INFO

 Die Aktion von Terre des Hommes findet jedes Jahr um den 20. November herum statt, dem Tag der UN-Kinderrechtskonvention
 Der Erlös geht an das Straßenkinderprojekt "El Caracol" in Mexiko
 Die Arbeitsgruppe Velbert von Terre des Hommes ist vom 15. bis 17. Dezember beim "Langenhorster Weihnachtsdorf" mit Selbstgemachtem, Weihnachtskarten, Kindernbüchern und "Wundertüten" 

Autor:

Annette Schröder aus Bochum

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