Gemüsebauern bangen um ihre Existenz

Klaus-Theodor Wulhorst in seinem Gurkentreibhaus in den Rieselfeldern in Waltrop.
  • Klaus-Theodor Wulhorst in seinem Gurkentreibhaus in den Rieselfeldern in Waltrop.
  • hochgeladen von Petra Pospiech

Obwohl bisher nur wenige Fälle von EHEC-Erkrankungen in Nordrhein-Westfalen vorliegen, haben die offiziellen Warnungen vor dem Konsum von Tomaten, Gurken, Salat und Sprossen katastrophale Auswirkungen für die Gemüsebauern in Recklinghausen und im Ostvest. Inzwischen sind diese Warnungen zwar wieder aufgehoben worden - aber der finanzielle Schaden bleibt.
„Für die Gemüseerzeuger führt das Zusammenbrechen der Absatzmärkte zu erheblichen Einkommensverlusten bis hin zur Existenzgefährdung. Das spüren wir auf den Wochenmärkten ebenso wie bei der Direktvermarktung auf unseren Höfen“, so Friedrich Steinmann, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Recklinghausen.
„In Recklinghausen und Waltrop gibt es circa 25 Gemüsebauern; sie alle spüren die verheerenden Auswirkungen von EHEC“, so Steinmann weiter. „Eigentlich sollte die Verbraucher die Tatsache beruhigen, dass alle Untersuchungsergebnisse seitens der Erzeugerorganisationen, Erzeuger und QS auf EHEC bei Tomaten, Gurken, Salaten und weiteren Gemüseerzeugnissen negativ ausgefallen sind.“ Trotzdem: Die Menschen waren und sind immer noch verunsichert.
Auch der Spargel- und Gemüsehof von Klaus-Theodor Wulhorst, an der Unterlippe in den Rieselfeldern in Waltrop gelegen, spürt die Auswirkungen. Gerade erst hat der Spargel- und Gemüsebauer 250 neue Gurkenpflanzen in seinem Treibhaus gesetzt. Sein Hauptgeschäft ist jedoch der Spargelanbau. Salat baut Bauer Wulhorst nicht an.
„Ich war mir die ganze Zeit über sicher, dass unsere Gurken und alles weitere Gemüse völlig einwandfrei sind. Wir bekommen unsere Jungpflanzen seit vielen Jahren von einem Pflanzenbetrieb aus Mönchengladbach mit eigenen Lkw anliefert. Bei uns kommen sie weder mit Gülle oder sonstigen Verunreinigungen in Berührung. Außerdem wird unser Betrieb, wie alle anderen Höfe auch, regelmäßig vom Veterinäramt überprüft“, unterstreicht der 52-jährige Landwirt, der den traditionsreichen Hof vor 31 Jahren von seinem Vater übernahm. „Unser Direktverkauf im Hofladen hat einen noch größeren Zulauf. Auch Kunden, die bisher nicht bei uns einkauften, bevorzugen den Direktverkauf und vertrauen auf den Bauern vor Ort.“
Der Waltroper Gemüsebauer Franz-Josef Goer hingegen baut auf seinen Flächen Salate an, die er ausschließlich regional vermarktet; seine Ernte verkauft er an die Obst-, Gemüsebau- und Absatzgenossenschaft Soest-Münster (OGA e.G.). Pro Woche erntet Franz-Josef Goer 6000 Kisten Salat und Tomaten, wobei der Salat im Freiland angebaut wird. In den vergangenen Wochen verzeichnete er einen Umsatzrückgang von fast 100 Prozent.
„Viele Verbraucher hatten Sorge, dass die Ausbringung von Gülle auf das Gemüse Auslöser für EHEC-Infektionen ist“, erzählt Franz-Josef Goer betroffen. „Strenge Lieferbedingungen und europäische Richtlinien untersagen jedoch strikt die Ausbringung von Gülle auf Gemüse.“
Auch Monika und Annette Sanders, deren Eltern schon seit 60 Jahren selbst angebautes Gemüse auf dem Waltroper Wochenmarkt vertreiben, stellen fest: „Wir haben nur noch zwei anstatt täglich zehn Kisten Salat und fast keine Gurken und Tomaten verkauft. Angestiegen ist in den letzten Wochen der Verkauf von selbst angebauten Kohlsorten, Stilmus, Spinat und Zuchinis“, bekunden die Schwestern.
Eine schnelle Aufklärung tut nach wie vor Not. „Der Landwirtschaftliche Kreisverband Recklinghausen begrüßt die Bemühungen von Politik, Behörden und Wissenschaft, die Ursache des EHEC-Geschehen schnellstmöglich aufzudecken“, so Friedrich Steinmann. „In dieser Situation ist es besonders wichtig, dass alle Akteure eng zusammenarbeiten.“

Autor:

Petra Pospiech aus Recklinghausen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.