Kolumne: 'Tatort' Tierheim

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Seit fast einem Jahr bin ich ehrenamtliche Tierschützerin.
Eigentlich wollte ich seinerzeit ja nur einen neuen Hund. Den habe ich auch bekommen, vom Tierschutz gleich um die Ecke.

Heutzutage einen Hund zu suchen, ist etwas komfortabler geworden als vor fast 20 Jahren: Ein Klick ins Netz und eine Fülle von Züchtern, Privatleuten und Tierheimen öffnet seine virtuellen Pforten. Ich weiß das, weil ich ein halbes Jahr jedwede Mittagspause mit kleinen Streifzügen durch alle vorhandenen Tiermärkte und deren Portale verbracht habe.
Nachdem ich einen passenden Hund im Netz ausgesucht hatte, rief ich eine Handynummer an und fand mich überraschenderweise doch tatsächlich in meinem Wohnort Becklem (bei „dogs-island“) wieder. Vor der Übergabe eines Hundes erfolgt eine Vorkontrolle im Hause der neuen Besitzer. Der Hund durfte bleiben – und die Menschen, die ihn brachten gleich mit. Durch diese neue Freundschaft bin ich dann halt ‚rekrutiert‘ worden: Seither schreibe ich Anzeigentexte, hole Hunde ab oder betreue sie kurzzeitig bei uns zuhause. Alles in allem eine schöne, wenn auch manchmal etwas anstrengende Angelegenheit.

Meine neue Tierschutz- Freundin ist hauptberuflich Ärztin. Dennoch stemmt sie die ganze Organisation mit viel Engagement und noch mehr Freude. Das wirkt sich natürlich total positiv auf uns andere aus. Für mein Empfinden sollte es auch nicht anders sein. Denn Spaß und Freude sind ja der Lohn für die viele Arbeit.

Ganz anders als bei uns läuft es in unserem städtischen Tierheim ab, das ja auch für Waltrop zuständig ist. Voller Erstaunen und Ungläubigkeit vernehmen wir beinahe täglich neue Unverständlichkeiten. Den Höhepunkt bildete ja nach wie vor die Jahreshauptversammlung, zu der die Vorsitzende sich sechs Sicherheitskräfte engagierte. Die im Raum stehende Frage müsste lauten, wer eigentlich vor wem beschützt werden muss. Und nebenbei bemerkt: wer hat die Bodyguards eigentlich bezahlt? Nachdem der Bürgermeister nunmehr das Thema zur Chefsache gemacht hat, um die für die Stadt rufschädigenden Anteile zu begrenzen, heißt es aktuell „die Zeichen stehen auf Deeskalation“. Das ist schön. Noch schöner wäre es jedoch, sie stünden endlich auf Veränderung und Neuorganisation.

Es gibt übrigens bundesweit insgesamt 519 Tierheime (85 davon in NRW) und 744 Tierschutzvereine, alle sind dem Deutschen Tierschutzbund angeschlossen und betreuen jährlich 300.000 Tiere, die ihren Besitzern zu teuer oder pflegeintensiv geworden sind, oder von der Polizei gefunden wurden. Das sind schon beachtliche Zahlen, die sicherlich keinem von uns an der Nase vorbeigehen. Von den wenigen festangestellten Personen mal abgesehen, wird der Tierschutz vornehmlich getragen durch ehrenamtliche Kräfte. Allein das ehrenamtliche Engagement erspart den öffentlichen Haushalten mehr als eine halbe Milliarde Euro an Kosten für die Tierbetreuung.

Waltroper Zeitung, Kolumne:Vera am Morgen, 03.09.2015

Autor:

Vera Auffenberg aus Castrop-Rauxel

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