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Köpfe, Motive und Anekdoten in und über Wattenscheid

Foto: ©Rainer Bresslein

Seit gut drei Jahren befindet sich das Graffito an einer Hauswand in der Bahnhofstrasse in Wattenscheid. Obwohl ich in der Vergangenheit unzählige Male daran vorbeigegangen bin, ist es mir nicht besonders aufgefallen. Als ich vor einigen Tagen mit meinem PKW in der Schlange vor der Verkehrsampel stand und meine Blicke schweifen ließ, habe ich es erst richtig wahrgenommen.

Das Graffito zeigt einige bekannte Motive, sowie Personen des öffentlichen Lebens. Darunter befinden sich auch zwei außergewöhnlich interessante "Zeitgenossen".

Zu den Wattenscheider Motiven gehören:

  • Fördergerüst der Zeche Holland mit Seilscheibe,
  • Altes Rathaus,
  • Ortsschild und Stadtwappen,
  • Fachwerkhaus, 
  • Lohrheidestadion und Olympiastützpunkt, 
  • und Pommes/Mayo - ohne Ketchup, wir sind ja nicht in Essen!  Ja neee, is klar gez* - Ruhrpott eben!

Des Weiteren erkennt man den Wattenscheider "Fußballgott" Souleymane "Samy" Sané und Aufstiegstrainer Hannes Bongartz welche für die damalige Fußballeuphorie in der Hellwegstadt sorgten. Natürlich wäre alles nicht ohne den "Boss" möglich gewesen! Klaus Steilmann -unvergessen-, ein Förderer der SG Wattenscheid 09 und des Breitensports sowie unzähliger von ihm angestoßener und ausgeführter Projekte. Diese alle aufzuzählen würden den Rahmen meines Artikels sprengen.

Aber was haben eigentlich "Ekel Alfred Tetzlaff" und "007 James Bond" auf dem Graffito zu suchen und in welcher Verbindung stehen sie zu Wattenscheid?

„Ein Herz und eine Seele“ wurde in den 70er Jahren vom Westdeutschen Rundfunk, WDR, der damals noch Westdeutsches Fernsehen, WDF, hieß, produziert. Die Fernsehreihe spielt in einem Wattenscheider Arbeiterbezirk, wobei der Bezirk nicht näher definiert ist. Da sich die Handlung größtenteils im Reihenhaus der Familie Tetzlaff abspielt, könnte die Serie jedoch überall im Ruhrgebiet oder auch andernorts in Deutschland spielen. Maßgeblich sind die Charaktere der handelnden Figuren. Die wichtigste Figur ist Alfred Tetzlaff, fast schon besser als Ekel Alfred bekannt. Er wurde von dem mittlerweile verstorbenen Schauspieler Heinz Schubert gespielt. Die Wiederholungen einzelner Folgen laufen noch regelmäßig im WDR.

Kommen wir zu guter Letzt zu "007"! 
Agent James Bond stammt aus Wattenscheid und wurde hier geboren. 

Eine autorisierte Biografie löst das Rätsel. 
Mit James Bond und Wattenscheid ist das so. Lange wusste man wenig über seine Herkunft. 1973 erschien die autorisierte Biografie von James Bond, der Autor James Pearson war ein Freund von Bond-Erfinder Ian Fleming. Im Buch erklärt Bond selbst, dass er aus einer Stadt an der Ruhr kommt, Wattenscheid bei Essen. Land der deutschen Hochöfen und des Stahls. Geboren wurde Bond am 11. November 1920, im Stadtteil Alte Freiheit.

Seine Mutter, die Schweizerin Monique Bond, wollte den Jungen eigentlich in England zur Welt bringen, aber ein Eisenbahnstreik verhinderte die Abreise. Sie stand vergeblich am Wattenscheider Bahnhof, tote Hose quasi schon damals. Andrew Bond, der Vater, war in Wattenscheid, um nach dem Ersten Weltkrieg als Geheimdienstmitarbeiter Krupp zu zerschlagen. Die Familie lebte in einer Villa, die Straßen gefielen dem jungen Bond laut eigener Aussage gar nicht. 

„Old Wattsche“ wurde Alt-Wattenscheid früher genannt, erklärt ein Schild nahe der Kirche, der kleine James Bond aus Wattsche hat gut deutsch gesprochen, heißt es, und sich mit Jungs geprügelt. Watschn für Wattschner, das klingt nach Grundausbildung. Als Bond fünf Jahre alt war, ging es fort von Wattenscheid, nach England, später ins Internat.

Der Legende nach hat Ian Fleming betrunken mit dem Finger auf eine Landkarte getippt, um den Geburtsort zu bestimmen. Noch ein Grund für die Wahl: Wattenscheid ist für Engländer schwer auszusprechen, sagte Andrew Pearson später. Woattenschit. Das spricht sich mit britischer Verachtung für alles Deutsche. Früher machten die Bond-Fans um die Wattenscheid-Episode wenig Aufhebens. Mittlerweile wird die Geschichte weitgehend anerkannt, bloß vielleicht mit einer Ausnahme: Wattenscheid!

Die Stadt ist voller Hinweise auf ihre Geschichte, hat aber mit Bond nichts zu schaffen. Es gibt kein Gedenken, keine Tafel, kein Marketing, kein Museumchen, nicht mal eine 007-Bar, und getrunken wird Pils, was ja Daniel Craig in „Skyfall“ auch trinkt. Daran ließe sich anknüpfen. 

Ach ja, da gibt es ja noch das Grafitto! :-)

Quellen/Auszug: welt.de/panorama
                              helpster.de
                              *Atze Schröder
Foto: ©Rainer Bresslein

Autor:

Rainer Bresslein aus Wattenscheid

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