Schwimmbad erhalten und 0,5 Mio. Euro pro Jahr einsparen - Geht das?

Südpark-Bad, Höntrop

Mindestens ein Hallenfreibad in Bochum soll geschlossen werden. Offenbar trifft es auf jeden Fall das Bad im Südpark. Vor wenigen Jahren hatte man den Sprungturm saniert und danach einen Investor gesucht. Doch leider ohne Erfolg. Seit Jahren will die Stadt das Bad loswerden.

Das Bad ist ein für Bochum und Wattenscheid typischer „Sanierungsfall“. Die Sanierungskosten für den Turm hatten sich während der Bauzeit fast verdreifacht. Aus geplanten 90.000 wurden fast 270.000. Unterlassene Instandhaltung ist auch sonst das Problem nicht nur dieses Bades. Statt auftretende Schäden sofort zu beheben, tut man erst mal über Jahre lang nichts, bis die Schäden so groß sind, dass sich die Beträge zur Schadensbeseitigung vervielfacht haben. Städtische Geldvernichtung im großen Stil, die letztlich zwingend die Schließung der Einrichtung nach sich zieht, wenn die Behebung des Sanierungsstaus unbezahlbar wird.

Die Kosten zur Behebung des Sanierungsstaus im Bereich Hochbau wurden bei dem Bad am Südpark bereits 2008 mit 6,75 Mio. angegeben. Der Sanierungsstau für Einrichtung und Ausstattung ist in dem genannten Betrag noch nicht enthalten.

Angesichts solcher Summen, war leider absehbar, dass sich wohl kaum ein privater Investor finden würde. Zumal Politik und Verwaltung dem Investor noch enge Vorschriften machen wollten, was er mit dem Bad geschehen sollte und was nicht (WAZ vom 12.04.12). Ein Spaßbad war nicht gewünscht. Die Besucherzahlen sollten sich nicht zu sehr erhöhen, um den Anwohnern ein Verkehrschaos zu ersparen (WAZ undatiert).

Das Bad liegt überaus idyllisch, ist aber schlecht an den Nahverkehr angebunden. Die meisten Besucher kommen schon jetzt mit dem eigenen PKW. In Städten mit einer modernen Verkehrsinfrastruktur wäre die für einen wirtschaftlichen Betrieb erforderliche Besucherzunahme zu verkraften gewesen. Dort werden nur 20-30% der Wege mit dem Auto zurückgelegt, bei uns jedoch fast 60%.

Das Bad kann aber nur rentabel arbeiten, wenn die Zahl der Besucher zunimmt (2013: über 88.000, Haushalt 2015, Band 3, S. 938) oder wenn die Kosten massiv gesenkt werden können.

Um die Kosten des Bades massiv zu senken haben die STADTGESTALTER die Umwandlung des Bades in ein Bürgerbad nach dem Vorbild des Elsebades in Schwerte vorgeschlagen. Diese Idee wurde von Politikern der Grünen, die sich ebenfalls für den Erhalt des Bades einsetzen, bereits aufgenommen (WAZ vom 31.10.14).

Was ist ein Bürgerbad?

Die Grundidee bei einem Bürgerbad ist, dass engagierte und anpackende Bürger den Betrieb von der Stadt übernehmen und das Bad in Eigenregie durchführen. Zu diesem Zweck wird ein entsprechende gemeinnützige Träger-GmbH und/oder ein Verein gegründet.

Dadurch können insbesondere die erheblichen Personalkosten zum einem großen Teil gespart werden. Durch das Engagement der Bürger wird das Bad zudem attraktiver und es können so zusätzliche Besucher für das Bad gewonnen werden. So stieg die Zahl der Besucher im Elsebad von 63.000 auf jetzt rund 90.000 und das obwohl das Freibad nur in der Sommersaison geöffnet ist.

Vielfältige Veranstaltungen und ein Open-Air-Kino locken die Besucher in das Elsebad. Dazu ist das Bad in einem hervorragenden Zustand und hat besucherfreundliche Öffnungszeiten (täglich 09:30 – 19:00 Uhr, wochentags auch 05:30 – 08.15 Uh und Juni-August Freitags bis 21 Uhr, an Kinotagen sogar bis 22 Uhr. Das kann das Bad im Südpark heute nicht annähernd bieten.

Dabei ist die Tageskarte für Erwachsene sogar noch 1 Euro billiger, die für Kinder bis 12 Jahre kostet sogar nur die Hälfte wie in Wattenscheid.

Das Elsebad wird von der Stadt mit einem Betriebskostenzuschuss von 52.000 Euro unterstützt. 20.000 Euro bringt der Trägerverein pro Jahr auf. Dazu haben die ehrenamtlichen Leistungen der Bürger einen Gegenwert von rund 80.000 Euro.

Wie könnte ein Bürgerbad im Südpark funktionieren?

Da das Südpark-Bad anders als das Elsebad (Freibad) ein Hallenfreibad ist, ergibt sich in Höntrop eine andere Kostenstruktur (Haushaltssicherungskonzept 2015, S. 482). Diese sieht aktuell so aus:

Ausgaben für
Personal: 590.000 Euro
Sachaufwand: 500.000 Euro

Einnahmen
von Besuchern: 200.000 Euro
aus internen Leistungen (Schulwimmen u.a.): 250.000 Euro

Aktuelles Minus: 640.000 Euro

Die Stadt schießt also bisher jedes Jahr 640.000 Euro für den Betrieb des Bades zu. Ziel sollte es also sein, den Zuschussbetrag um 500.000 Euro auf 140.000 Euro zu senken.

Dies ließe sich insbesondere durch eine entsprechende Senkung der Personalkosten auf 110.000 Euro und eine Steigerung der Einnahmen um 20.000 Euro erreichen. Wenn in einem Bürgerbad wesentliche Arbeiten von ehrenamtlich arbeitenden Bürgern übernommen werden, sollte sich dieses Ziel erreichen lassen.

Um das Konzept erfolgreich umsetzen zu können, müsste die Stadt zudem über die nächsten 10 Jahre das aufholen, was sie in den letzten Jahrzehnten versäumt hat und die unterlassene Instandhaltung nachholen.

Wie geht es weiter?

Für diesen Sonntag 09:30 – 11:00 Uhr hat Oliver Buschmann (Engagierter Wattenscheider und Grüner Bezirksvertreter in WAT) unter dem Motto „Wattenscheid geht Baden“ eine Schwimm-Demo im Südpark-Bad organisiert. Mit dem gemeinsamen Schwimmen am Sonntagmorgen soll in Richtung Stadt Bochum ein Zeichen gegen die Schließung gesetzt werden.

Darüber hinaus sollen Gespräche geführt werden, ob und wie man das Bad weiter betreiben kann. Es wäre daher toll, wenn viele Bürger kommen, die sich für den Erhalt des Bades engagieren und stark machen wollen.

Das Bad ist vor allem für diejenigen wichtig, die in der Umgebung wohnen. Kinder und Jugendliche können nicht mal eben mit dem Auto in andere Stadtteile fahren, um dort schwimmen zu gehen. Vereine haben in dem Bad eine Heimat, auch diese sollten für einen Einsatz zum Erhalt gewonnen werden. Das Bad erfüllte eine wichtige soziale Funktion.

Damit Stadtteile attraktiv sind bzw. bleiben, ist es wichtig lokale Einrichtungen zu erhalten. Ein Bad in der Nähe ist ein Angebot, das - insbesondere auch für Familien mit Kindern - einen Stadtteil interessant macht.

Aufgrund der städtischen Finanzmisere müssen wir gleichwohl massiv Kosten sparen. Mit der Idee das Südpark-Bad in ein Bürgerbad umzuwandeln, könnte es gelingen, das Bad bei massiv sinkendem Zuschuss zu erhalten.

Das Ganze lässt sich jedoch nur realisieren, wenn Bürger sich bereit finden sich entsprechend einzusetzen und mit an zu packen. Aber genau solches Engagement der Bürger sollte eine Stadt ausmachen.

Volker Steude
Die STADTGESTALTER - politisch aber parteilos

BoWäH - Bochum und Wattenscheid ändern mit Herz

Autor:

Dr. Volker Steude aus Bochum

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