Interpreten aus aller Welt waren schon da

Im letzten Jahr erhielt das Ehepaar Cebulla für seine Bemühungen rund um Kunst und Kultur in Wattenscheid den Gertrudispreis. | Foto: Holger Crell
  • Im letzten Jahr erhielt das Ehepaar Cebulla für seine Bemühungen rund um Kunst und Kultur in Wattenscheid den Gertrudispreis.
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Kunstwerkstatt am Hellweg feiert den 20. Geburtstag am Samstag ohne viel Aufsehen

Ganz entspannt wollen Anne und Reinhard Cebulla das 20-jährige Jubiläum ihrer Kunstwerkstatt am Samstagabend (13.) begehen. Ohne großen Festakt, stattdessen - natürlich - mit Musik.

Im Juni 1995 entschloss sich das kunstbegeisterte Ehepaar Cebulla, einfach mal etwas auszuprobieren und ihre etwa 100 Jahre alte Werkstatt für ein Klavierkonzert zur Verfügung zu stellen. Das war der Beginn der heutigen Kunstwerkstatt im Wattenscheider Hellweg 9.
Ende des 19. Jahrhunderts gründete der Großvater von Anne Cebulla, Albert Werneke, am gleichen Ort eine Stellmacherei, die nach seinem Tod 1929 von seinen Söhnen zu einer Autoproduktionsstätte umfunktioniert wurde. 1985 ging die Firma an Anne Cebulla über und wurde 1992 aufgelöst.
Im ältestens Teil der ursprünglichen Stellmacherei finden heute Veranstaltungen statt. Einige alte Maschinen sind dort noch zu finden.
Der neue Spielort sprach sich herum und der Verein „Freundeskreis Kunstwerkstatt am Hellweg“ wurde ins Leben gerufen. Immer mehr Musikstudenten wollten in der Kunstwerkstatt auftreten und professionelle Musiker aus aller Welt machten in Wattenscheid Station.
„Ein Fass ohne Boden“, stellten Anne und Reinhard Cebulla schnell fest. Doch trotz der vielen Arbeit und der ständig drohenden Überforderung betreiben sie die Kunstwerkstatt noch immer mit Herzblut. „Wenn das Ganze nicht so viel Spaß machen würde, würde das keiner freiwillig tun“, lacht Anne Cebulla. Schließlich standen sie die meiste Zeit über auch noch im Berufsleben.
Für beide ist es wichtig, die Kunstwerkstatt nicht als Stress oder Druck zu erleben, sondern als Bereicherung des normalen Lebens. Deshalb finden auch nicht an jedem Wochenende Konzerte statt, sondern meist im 14-Tages-Rhythmus. Dann stehen allerdings mit freitags um 19.30 Uhr und sonntags um 16 Uhr gleich zwei Termine auf dem Plan.
Viele Künstler kommen immer wieder gerne in die Kunstwerkstatt. So auch die Pianistin Lilian Akopova, die heute Abend ab 18 Uhr das Geburtstagskonzert spielt. Wie eine Tochter ist sie für das Ehepaar. „Wir kennen sie schon, seit sie zwölf Jahre alt war und haben sie auch schon in ihrer ukrainischen Heimat besucht“, berichtet Reinhard Cebulla. Zu vielen Musikern, aber auch Zuhörern, bestehen freundschaftliche bis familiäre Bande. „Das ist schon oft eine Art Familientreffen. Die Künstler wohnen ja dann auch bei uns“, berichtet Anne Cebulla.
Buchstäblich aus der ganzen Welt reisen die Musiker an. „Wir sind inzwischen sehr gut vernetzt. Sogar ein ganzer Chor aus Seattle hat schon bei uns gesungen“, erinnern sich die beiden.

Viele schöne Momente

Den einen, herausragenden Höhepunkt der letzten 20 Jahre können die Cebullas nicht ausmachen. „Bei Live-Musik gibt es immer wieder den Zauber des Augenblicks, diesen einen Moment - das lässt sich hinterher kaum noch benennen“, versucht der 66-Jährige zu beschreiben, dass eigentlich jedes Konzert wunderbar ist.
Besonders in Erinnerung bleiben aber Projekte wie die Tage jüdischer Musik, die Shakespeare-Tage, das Krimi-Festival „Mord am Hellweg“ , das Programm der jüdischen Pianistin Ofra Yitzhaki und die „Avanti Dilettanti-“Abende, bei denen Amateure ihr Bestes auf der Bühne geben.
Noch viel mehr könnte Reinhard Cebulla aufzählen aus den letzten 20 Jahren. Immerhin gab es geschätze 1 150 Konzerte mit 300 Interpreten aus aller Welt und 35 000 Zuhörern.
Weitermachen wollen sie auf jeden Fall, auch in Zeiten immer klammer werdender Kommunen. Anne Cebulla war jahrzehntelang „Fachfrau fürs Ehrenamt“, wie sie es selbst nennt. Inzwischen ist sie aus den vielen Ehrenämtern ausgeschieden und legt den Fokus auf die Kunstwerkstatt.
Dort wird am Samstag, 13. Juni, nach dem Konzert etwas gefeiert. Es gibt ein Buffet, aber keine ausschweifende Feier - das Jubiläum soll nicht in Stress ausarten. Karten gibt es an der Abendkasse.

Autor:

Carolin Wiemers aus Bochum

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