Auch DRK-Helfer aus Wattenscheid retten in der Freizeit auf der Cranger Kirmes

Johannes Schultheis und Philipp Bödekker beim Rundgang mit dem mobilen Fußtrupp auf dem Kirmesgelände
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Die Cranger Kirmes in Herne ist mit rund vier Millionen Besuchern das größte Volksfest in Nordrhein-Westfalen. Für die rund 80 Helfer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) bedeutet die Kirmes einen Großeinsatz über zehn Tage, und die Einsatzkräfte opfern für den Dienst ihre Freizeit. Auch im Jahr 2015 war dies wieder für einige Wattenscheider Rotkreuzler der Fall. Seit Jahrzehnten gehören die Helfer des Deutschen Roten Kreuzes zur Cranger Kirmes wie das Riesenrad. Täglich sichern die Kräfte des DRK den großen Besucherstrom von durchschnittlich 400.000 Menschen pro Veranstaltungstag sanitätsdienstlich ab. Im Jahr 1932 richteten die Sanitätshelfer erstmals eine Sanitätsstation in der heutigen Jugendkunstschule Herne ein. Das Schulgebäude liegt auf dem Kirmesgelände, und ist auch heute noch für die Zeit der Kirmes die Heimat für rund 90 Einsatzkräfte.

Wattenscheid unterstützt bereits seit 1992 in Crange

Aus eigener Kraft könnte der DRK-Kreisverband Herne und Wanne-Eickel den Sanitätsdienst auf der Cranger Kirmes allerdings nicht durchführen. Unterstützung aus den umliegenden Städten ist notwendig. Die Helfer kommen aus Gelsenkirchen, Witten, Bochum und eben auch aus Wattenscheid, zum Teil schon seit über 20 Jahren. „Der erste Hilferuf ging 1992 zum Wattenscheider Kreisverband“, so DRK-Wachleiter Rainer Weichert aus Herne.

Der Wattenscheider Johannes Schultheis ist einer der externen Helfer aus der Hellwegstadt. Der Auszubildende zum Eletroniker für Automatisierungstechnik kommt aus Wattenscheid und engagiert sich hier im DRK. Für den Dienst kommt er sehr gerne nach Herne: „ Neben der Größenordnung eines solchen Dienstes ist das Zusammenspiel von Sanitätskräften aus verschiedenen Kreisverbänden einfach spannend. Für mich ist es auch wichtig, dass ich hier so viele neue Leute aus dem Roten Kreuz kennenlerne.“ So sieht es auch der 18jährige Philipp Böddeker, der gerade an seinem Fachabitur (Soziales und Gesundheit) arbeitet. Auch für ihn ist der Dienst auf der Cranger Kirmes eher Neuland. „Für mich ist ein solcher Großeinsatz ja auch neu und ich kann hier meinen Erfahrungsschatz deutlich erweitern“, erklärt der junge Sanitäter.

Junge Sanitäter lernen von alten "Kirmes-Hasen"

So fügen sich die Wattenscheider motiviert dem Einsatzplan und sind auf dem Kirmesgelände als mobiler Einsatztrupp im Strom der Besucher unterwegs. Solche Teams bestehen aus drei Helfern und sind mit Funkgerät und Sanitätsrucksack ausgerüstet. Es geht darum beim Gang über den Kirmesplatz Präsenz zu zeigen und den Besuchern, neben kleineren medizinischen Hilfestellungen, auch mit Rat und Tat zur Verfügung zu stehen. „Für unsere Helfer bietet die Cranger Kirmes die Möglichkeit, das Erlernte in die Praxis umzusetzen. Die jüngeren Sanitäter können hier von den alten Hasen im Einsatz lernen“, sagt der Wattenscheider Rotkreuzleiter Stephan Ruth, der die beiden Wattenscheider Neulinge mit zum Sanitätsdienst nach Herne begleitet hat. „Jeder Tag bringt für unsere Einsatzkräfte eine neue Herausforderung, da die Einsätze sehr abwechslungsreich sind. Zu den typischen Einsätzen gehören sicher Kreislaufprobleme nach der Fahrt mit einem Karussell oder kleinere Verletzungen.“

Auf dem Gelände der Jugendkunstschule befindet sich die Kirmeswache des Roten Kreuzes. Im Tanzsaal im Erdgeschoss richten die Helfer jedes Jahr drei Behandlungsräume ein. Ein alter Bauwagen auf dem Vorplatz dient Wachleiter und Funker als Einsatzzentrale, und auf dem Hof steht ein Küchenzelt mit Kühlschränken, Mikrowelle zur Versorgung der Einsatzkräfte. Auf dem gesamten Kirmesgelände sind zudem fünf Krankentransportwagen (KTW) für das Deutsche Rotes Kreuz im Einsatz. Zwei stehen an der Jugendkunstschule, drei sind auf dem Platz verteilt. „So können die Rettungskräfte bei einem Einsatz jeden Punkt der Kirmes schnell erreichen“, weiß Johannes Schultheis schon recht schnell. Die KTWs bringen Patienten mit leichten Verletzungen oder Erkrankungen vom Kirmesgelände in die Krankenhäuser der Stadt oder zur Kirmeswache.

Alle Einsatzkräfte verbindet das Ehrenamt

Aus Wattenscheid sind während der zehntägigen Kirmes zahlreiche Rotkreuzler im Sanitätsdienst eingesetzt. „Die ehrenamtlichen Helfer kommen aus verschiedenen Bereichen. Wir haben hier Handwerker, Angestellte, Selbstständige, Schüler und Studenten in unseren Reihen, qualifiziert vom Sanitäter über Rettungshelfer bis zum Rettungssanitäter“, so Ruth, der sich neben seinem Ehrenamt beim DRK beruflich als Physiotherapeut ebenfalls um Menschen kümmert, die seine Hilfe brauchen.

Philipp Böddeker hat aber auch die negativen Seiten eines Sanitätsdienstes auf der Kirmes kennengelernt und kritisiert die zunehmende Aggressivität der Kirmesbesucher: „Wenn das DRK mit dem Krankenwagen auf dem Platz unterwegs ist, wird teilweise nur widerwillig Platz gemacht. Manchmal werden die Kollegen durch das offene Fenster beworfen oder gegen die Fahrzeuge gehauen. Das ist schon etwas seltsam, denn wir sind ja eigentlich für die Menschen hier und sollen in der Notlage helfen.“ Den Dank erhalten die Sanitätskräfte dann meist eher von direkt Betroffenen, wenn es wirklich zum Einsatz kommt. „Dann bekommt man auch schon einmal einen Klopfer auf die Schulter und ein Danke-schön! Das motiviert dann schon und erzeugt ein stolzes Gefühl.“

Das DRK besetzt die Wache auf dem Kirmesplatz zwei Stunden vor Beginn der Kirmes bis zwei Stunden nach dem offiziellen Ende. „Wobei das Ende schon mal variieren kann. Vor allem am Wochenende. Da wird es meistens später“, wissen auch die Wattenscheider Rotkreuzler, denn auch sie hatten sich für die Spätschicht am Abend einplanen lassen. Die Aufgaben sind klar verteilt. Ein Schichtsystem sorgt für Abwechslung, und alle zwei Stunden werden die Helfer neu eingeteilt.

"Wer zusammen arbeitet, darf auch zusammen feiern!"

Auch die Helfer des Deutschen Rotes Kreuz aus Wattenscheid leisten ihren Einsatz auf der Cranger Kirmes ehrenamtlich, ohne Bezahlung. Die Einsatzkräfte werden während der Kirmes mit Essen und Getränken versorgt. Wenige Wochen nach der Cranger Kirmes findet mit allen Helfern nochmal eine Abschlussfeier in Herne statt. „Darauf freuen wir uns auch schon, denn dann wird traditionell die Musikanlage aufgebaut und der Grill angeworfen. Wer gemeinsam arbeitet, muss auch gemeinsam feiern dürfen“, sind sich alle drei Rotkreuzler einig.

Es werden für derlei Einsätze im Sanitätsdienst (u.a. auch im Lohrheidestadion) dauerhaft ehrenamtliche Mitstreiter gesucht. Bei Interesse kann man sich unter Rufnummer 0 23 27 – 8 70 18 (Herr Eisenhuth), per Email an info@drk-wattenscheid.de oder via facebook über www.facebook.com/drkwattenscheid an das Rote Kreuz in Wattenscheid wenden. Hier werden alle Talente gebraucht!

Autor:

Christian Lange aus Wattenscheid

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