Wieder Demut lernen

Serdar Yüksel, Farat Toku und Baba Scheich, der geistige Führer der Jesiden, bei einem Gespräch.
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Es war nur ein stressiger Kurztripp, doch die Eindrücke haben sich wieder einmal tief eingebrannt ins Gedächtnis. Der SPD-Landtagsabgeordnete Serdar Yüksel und SGW-Trainer Farat Toku haben das Flüchtlingsdorf Ruhrgebiet im Nordirak besucht und ihre Gefühlslage schwankt zwischen hoffen und bangen.

Direkt nach dem Ligaspiel bei RW Essen starteten Toku, Yüksel und eine kleine Delegation aus dem Ruhrgebiet vom Frankfurter Flughafen nach Erbil – einer Millionenstadt im Nordirak. In der Provinz Kurdistan gelegen zwischen Kirkuk und Mossul – zwei Städte, die durch die anhaltenden kriegerischen Auseinandersetzungen traurige Bekanntheit erlangt haben.
In der Nähe der Stadt Sheikhan machten sich beide ein Bild von der Lage der Bevölkerung im Flüchtlingsdorf Ruhrgebiet und begutachteten die neu gebauten Wohncontainer. Durch diese Hilfe konnten in Kooperation mit der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) vor kurzem ein Krankenhaus und eine Schule gebaut werden.
Für die Hilfe aus dem Ruhrgebiet ist der Wattenscheider Landtagsabgeordnete Serdar Yüksel besonders dankbar: „Auch die Menschen in meinem Wahlkreis leisten mit ihrer Spende eine wichtige Unterstützung für die Menschen vor Ort. Dank ihrer Hilfe und der Unterstützung vieler weiterer Städte, Unternehmen, Stiftungen und Privatpersonen aus dem gesamten Bundesland können wir den Geflüchteten eine menschenwürdige Unterbringung und Versorgung gewährleisten.“
Serdar Yüksel hatte die gleichnamige Initiative bereits Ende Dezember 2014 gemeinsam mit der Caritas Flüchtlingshilfe Essen unter der Schirmherrschaft von Karola Geiß-Netthöfel, Klaus Engel und Fritz Pleitgen ins Leben gerufen. Das Flüchtlingsdorf besteht momentan bereits aus 86 Doppelcontainern, die jeweils bis zu zwei Familien Schutz bieten.

Nahe an der Front

„Ja, wir haben dort schon eine Menge erreicht und vielen Menschen die Rückkehr in einen halbwegs normalen Alltag ermöglicht, aber es gibt nach wie viel zu tun vor Ort“, so Yüksel nach seiner Rückkehr nach Wattenscheid.
Und SGW-Trainer Farat Toku ergänzt: „Wir waren auch nahe an der Front. Wenn man dann wieder zurück nach Deutschland kommt, weiß man erst einmal zu schätzen, wie gut es uns geht und was es bedeutet, in Frieden zu leben. Wir müssen wieder Demut lernen“, so der 36-Jährige, dessen familiäre Wurzeln im umkämpften Kurdistan liegen.
Mit Blick auf die unklare politische und militärische Lage sowohl in Syrien als auch im Irak, so der Eindruck der beiden Wattenscheider, werde die Unterstützung der Geflüchteten in ihren Heimatgebieten immer wichtiger. Daher gehen die Planungen im Flüchtlingsdorf kontinuierlich weiter: bisher wurde bereits eine Bäckerei und eine Geschäftsstraße in Betrieb genommen.
Als nächstes dringendes Projekt für 2017 ist der Bau von weiteren Containern und die komplette Ausstattung der Schule und der Krankenstation vorgesehen. In dem Camp leben derzeit rund 1500 schulpflichtige Kinder, die Tendenz ist steigend.
Als Toku nach seiner Rückkehr mit seiner Mannschaft auf dem Trainingsplatz im Espenloh stand und sich ein Flugzeug im Anflug nach Düsseldorf über ihnen befand, schoss es ihm noch einmal durch den Kopf, wie ängstlich man stets im Nordirak zum Himmel schaut, wenn man von dort Motorengeräusche vernimmt. Angst gehört dort (leider) immer noch zum Alltag.

Spendenkonto

Wer die Initiative unterstützen will, kann seine Spende für das „Flüchtlingsdorf Ruhrgebiet“ richten an:
Caritasverband für das Bistum Essen e. V., Bank im Bistum Essen, Kontonummer: 14400, Bankleitzahl: 36060295, IBAN: DE75 3606 0295 0000 0144 00
Stichwort: „Flüchtlingsdorf Ruhrgebiet“
Für Rückfragen oder persönliche Gespräche steht der Landtagsabgeordnete Serdar Yüksel gern zur Verfügung.

Serdar Yüksel, Farat Toku und Baba Scheich, der geistige Führer der Jesiden, bei einem Gespräch.
Serdar Yüksel mit Kindern und Verantwortlichen aus dem Camp  „Ruhrgebiet“.	Fotos: privat
Autor:

Peter Mohr aus Wattenscheid

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