Kampfjet landet im Kino - Die Freunde des Royal Air Force Museums Laarbruch haben ein weiteres Flugzeug erworben

Per Lkw kamen die Teile des Flugzeugs an den Niederrhein, wo die Freunde des Royal Air Force-Museums Laarbruch schon sehnsüchtig darauf warteten. Fotos (2): Steve
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  • Per Lkw kamen die Teile des Flugzeugs an den Niederrhein, wo die Freunde des Royal Air Force-Museums Laarbruch schon sehnsüchtig darauf warteten. Fotos (2): Steve
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Heinz-Willi Knechten blickt ganz versonnen auf den roten Sattelschlepper der gerade eben vor dem Royal Air Force-Museum auf dem Gelände des Airport Weeze vorgefahren ist. Der Truck hat nämlich eine wichtige Fracht aus England an Bord: Ein neues Flugzeug für das Museum, eine Hawker Hunter T.7.

VON FRANZ GEIB

Weeze. "Wir bemühen uns ja ständig, etwas zu bekommen, was hier in der Zeit als die britischen Soldaten noch stationiert waren, geflogen oder gefahren ist, und konnten diese Hunter durch Zufall in einem Netzwerk aufspüren", erklärt der Vorsitzende des Museumsvereins.
Als der polnische Fahrer des Trucks die Plane seines Lkw öffnet, erblicken die Mitglieder des Vereins, die mittlerweile zahlreich eingetroffen sind, was sie da eigentlich erworben hatten: Jede Menge Einzelteile, die erahnen lassen, dass es sich um ein Flugzeug handelt. "In diesem Laster sind Teile des Rumpfes und ein Flügel mit Fahrwerk, zwei Schleudersitze und noch ein paar Fahrwerksteile. Am Nachmittag kommt noch ein zweiter Lkw und bringt zwei Cockpits, den anderen Flügel, Bleche, eine extra Kanzel und diverse andere Teile", freut sich Knechten. Der erste Blick über die Teile lässt den Vorsitzenden zufrieden drein blicken: "Es gibt kaum noch welche Flugzeuge diesen Typs auf dem Markt, die meisten sind verschrottet. Ich bin überzeugt, wir haben ein gutes Flugzeug bekommen."
Um an ein solches militärisches Fluggerät überhaupt zu kommen, ist ein wenig Spürsinn gefragt, ansonsten sei es gar nicht mal so schwer, wie Heinz-Willi Knechten meint: "Es gibt Netzwerke, unter anderem auch bei Facebook, wo auch ausgemusterte Militärflugzeuge angeboten werden." Selbst die Bundeswehr trennt sich so von ihren ausgemusterten Jets. Nachdem diese demilitarisiert worden sind, werden sie im Internet angeboten. Ersteigern kann sie dort jeder, doch die Auflagen sind streng.

Restaurierung wird Monate dauern

Eben auf diese Weise stießen die Weezer Museumsfreunde auf die Hunter, die im britischen Burton-in-Kendal (rund 100 Kilometer nördlich von Manchester) stand. Dass die Hunter tatsächlich deutschen Boden erreichen konnte, verdankte der Verein dem Handwerksbetrieb Konrad Josten aus Weeze, der den Transport der Hunter organisierte: "Er hat auch schon das erste Flugzeug, eine Canberra, hierher gebracht."
Wacky Knechten und seine Kollegen vom Museumsverein sind derweil damit beschäftigt, die Hunter abzuladen und die Teile ins ehemalige Stationskino Astra zu schleppen. "Hier wollen wir sie im Laufe der nächsten Wochen (und Monate) zusammenbauen und restaurieren. Für die originalgetreue Bemalung werden anschließend wieder die Künste von Martin Kunz gefragt sein", denkt Heinz-Willi Knechten schon weiter.
Die Hawker Hunter ist mittlerweile das dritte Flugzeug, dass die Museumsfreunde dauerhaft auf Laarbruch stationieren können. Neben einer Blackburn Buccaneer, die auf dem Außengelände des Museums geparkt ist, hängt im Kinosaal ein Segelflugzeug, das zu Ausbildungszwecken von den britischen Piloten genutzt wurde. Natürlich würden Heinz-Willi Knechten und seine Freunde noch weitere Flugzeuge an den Niederrhein holen, doch das wird zunächst Zukunftsmusik bleiben: "Wir können uns ja nicht ewig ausbreiten." Neben der räumlichen Grenze gibt es aber auch eine finanzielle Hürde, sagt er: "Im niederländischen Barlo gibt es einen Flugzeughändler, der einen ausgemusterten Tornado-Kampfjet besitzt. Doch unter 100.000 Euro wäre da nichts zu machen!"

Ein Traum ist wahr geworden

Sei's drum, für Heinz-Willi Knechten und Co. ist wieder ein Traum wahr geworden und er weiß, wem er das zu danken hat: " Ohne die Unterstützung der Gemeinde, hier vor allem der Kollegen Robert Erretkamps und Paul Krüger vom Bauhof, wäre das nicht zu stemmen. Und herzlichen Dank auch an die Mitarbeiter von der Trainings Base, die immer wieder anpacken." In seinen Dank schließt der Vorsitzende auch noch Hubert Boßman ein. Der Landwirt stellt oft das technisches und körperliche Kraft zur Verfügung.
Ein paar Häuser weiter sitzt Flughafensprecher Holger Terhorst in seinem Büro und kann das Treiben auf dem Museums-Gelände gut beobachten: "Das Engagement der Männer und Frauen ist großartig. Ich finde das toll, was da nach und nach alles hinkommt. Wir empfehlen jedem Besucher oder Fluggast die Ausstellung mal zu besuchen. Das ist ein Stück Historie des Flughafens. Hier werden alle Facetten des militärischen, politischen und gesellschaftlichen Lebens der Soldaten und der zivilen Mitarbeiter präsentiert!"
Die Hawker Hunter ist vielen älteren Weezer noch in guter Erinnerung, denn 1983 lud der damalige Group Captain G. A. Smart den Gemeindedirektor Heinz Wienen zu einem einstündigen Probeflug in der Maschine ein. Laut einem Bericht im Gocher Wochenblatt gefiel Heinz Wienen der Flug offenbar so gut, dass er gerne noch länger geflogen wäre... r mal so aussehen ..

Info: Die Hawker Hunter ist ein einstrahliges Kampfflugzeug der Zeit des Kalten Krieges aus britischer Produktion und spielte bei diversen Konflikten in der Welt (unter anderem Sechstagekrieg 1967 und andere) eine Rolle. Einige Hawker Hunter T.7 waren in den 70er Jahren auf Laarbruch stationiert und wurden hier für Trainingszwecke eingesetzt. Die Hawker Hunter ist unter Fachleuten eine englische Flugzeug-Ikone und wird als eines der elegantesten Düsenflugzeuge aller Zeiten angesehen. 

Autor:

Franz Geib aus Goch

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