Sensationsfund in Ginderich

Eigentlich sollte nur das Kanalnetz an die neuen Gegebenheiten bzgl. der bergsenkungsbedingten Gefälleverschiebungen angepasst werden, doch was die Tiefbauer dann gefunden haben, grenzt an eine archäologischen Sensation und wird das Bauvorhaben wohl um Jahre verzögern.

Bei den Tiefbauarbeiten auf der Marienstraße in Ginderich, stieß man Anfang März auf ein gut erhaltenes Mosaik. Die unverzüglich hinzugezogenen Fachleute vom nahegelegenen Amt für Bodendenkmalpflege waren sich recht schnell einig, dass es sich hierbei um Fragmente einer altrömischen Villa aus dem 1. Jahrhundert nach Christi handelt. Bei der Villa handelt es sich um eine sog. Holzvilla. Besonderheit ist, dass es sich bei dem Fund um die bislang einzige gut erhaltene Villa dieses Typs, am unteren Niederrhein, außerhalb der bestens bekannten Römerstadt Colonia Ulpia Traiana, beim heutigen Xanten gelegen, handelt.

Vieles deutet darauf hin, dass die Bewohner der Villa eine Familie von hohem sozialen Status war: Die Forscher entdeckten sehr aufwändige Töpferarbeiten, Broschen, Münzen, sowie zahlreiche Knochen von erlegten Tieren.

Die Archäologen richten nunmehr ihr Augenmerk auf die vollständige Freilegung und Konservierung der Villenfragmente. Diese Phase ist mit ca. 12 bis 18 Monaten veranschlagt. Danach gilt es zu entscheiden wie eine dauerhafte und für den Publikumsverkehr geeignete Präsentation der Fundstelle umgesetzt werden kann. Eine vollständige Rekonstruktion der Villa ist eine nicht ganz unwahrscheinliche Option, wie uns der Grabungsleiter Markwart von Halberstedt erläuterte. In diesem Fall wäre jedoch ein neues Verkehrskonzept für das kleine Wallfahrtsdorf zu entwickeln.

Für die Bewältigung der anstehenden Aufgaben in der Römervilla hat sich bereits der Trägerverein „Römervilla Ginderich“ gegründet. Seine Aufgabenschwerpunkte sieht der Trägerverein in den Bereichen Römische Kultur, Antike Sportarten und allgemeine Ertüchtigung sowie Römische Gaumenfreuden.

Die seit Anfang März ruhenden Baumaßnahmen, welche mit allen Bauabschnitten bis Mitte 2020 geplant war, wird sich voraussichtlich um rund 5 Jahre verschieben.

Autor:

Stefan Josephson aus Wesel

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