Gemeinsam online gegen die Depression
Selbsthilfegruppe hat noch Plätze frei

Symbolbild: Es gibt bessere Hilfen
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Etwa vier Millionen Menschen in Deutschland leiden an einer depressiven Störung, wobei die Dunkelziffer wesentlich höher sein dürfte. Viele Betroffene suchen aus Scham, Angst, fehlendem Antrieb oder weil sie die Depression als solche nicht erkennen, keinen Arzt auf. Dabei gehört diese Krankheit nicht nur zu den am häufigsten auftretenden, sondern auch zu den am meisten in ihrer Schwere unterschätzten.

„Stellen Sie sich einen trüben dunklen Herbsttag vor, an dem Sie zu nichts Lust haben, völlig antriebslos sind, eine innere Leere verspüren und sich am liebsten verkriechen würden“, erklärt mir ein 30jähriger Betroffener, nennen wir ihn Horst, „so fühlt man sich während einer Depressionsphase täglich“. Die Corona Pandemie sei für alle Betroffenen das Schlimmste gewesen, was hätte passieren können, resümiert er, denn Treffen in Selbsthilfegruppen hätten aufgrund der Infektionsgefahr nicht stattfinden können. Dabei sei gerade das wichtig. „In einer solchen Gruppe tauscht man Erfahrungen mit Menschen aus, die unter der gleichen Krankheit leiden. Es sind Unterhaltungen auf Augenhöhe und niemand schämt sich seines Zustandes, weil sich die anderen Teilnehmer in der gleichen Situation befinden“. Eine Form der Therapie, auf die man während der Pandemie verzichten musste.

Man fühlt sich wertgeschätzt

„Der Paritätische“ im Kreis Wesel, Dachorganisation für 64 kreisweite Einrichtungen und Dienste bietet nun Betroffenen die Möglichkeit, sich online in Selbsthilfegruppen zu treffen. „Im Mai 2020“, so Anne Gawlik, Fachkraft der Selbsthilfe-Kontaktstelle Kreis Wesel, „wandte sich eine junge Frau mit der Frage an uns, wann man denn wieder an Selbsthilfegruppen teilnehmen dürfe und regte an, dies könne ja auch online geschehen“. So nahm sich die Organisation dieser Idee an und ermöglichte die Gründung einer Online- Selbsthilfegruppe für 18- bis 35jährige, die unter Depressionen leiden. Diese nahm im November desselben Jahres ihren Betrieb auf. Die Kontaktstelle half bei der Einrichtung und Organisation der Gruppe. „Bei den ersten zwei oder drei Treffen, die einmal pro Woche stattfinden, sind wir mit dabei, um mit Rat und Tat zur Seite zu stehen“, berichtet Gawlik, danach seien sich die Teilnehmer selbst überlassen. Es gebe einen Betroffenen, der die Fäden in der Hand hielte. In dieser Gruppe ist Horst der Leiter. So sei gewährleistet, dass die Mitglieder unter sich seien und ihnen niemand hineinrede, der ihre Situation nicht aus eigener Erfahrung kenne.
Für Horst, der unter einer mittelschweren Depression leidet, aber auch für die anderen stellt diese Möglichkeit einen Glücksfall dar. „Man versteht sich untereinander und fühlt sich wertgeschätzt“. Mittlerweile sei es so, dass sich die Betroffenen auf die virtuellen Treffen freuen und jeder geht mit einem besseren Gefühl aus den Treffen, als es vorher war. Bis jetzt habe es noch jedem von ihnen geholfen. Einige treffen sich auch schon mal real. Die virtuellen Treffen sollen auch nach der Pandemie zumindest ergänzend weitergeführt werden. Es koste weniger Überwindung, für das Treffen sein Handy oder seinen PC einzuschalten, als aus dem Haus zu müssen. Gerade das sei anfangs ein großes Problem, weil man oft unsicher sei. Auf die Hilfe eines Psychologen zu hoffen, sei zudem schwierig, da diese über lange Wartelisten verfügten, so dass man teilweise zwei Jahre und länger auf eine Therapie warten müsse.
Die Treffen finden einmal wöchentlich über das Programm Big Blue Button, welches aufgrund seiner Datensicherheit höchste Diskretion verspricht, statt.
Wer selbst betroffen und an der Selbsthilfegruppe interessiert ist, kann sich über die Email Adresse selbsthilfe-wesel@paritaet-nrw.org informieren und anmelden. Auch auf der Homepage der Organisation gibt es weitere Informationen.

Randolf Vastmans

Symbolbild: Es gibt bessere Hilfen
Symbolbild:
Innere Leere, Antriebslosigkeit und der Wunsch, sich zu verkriechen
Autor:

Randolf Vastmans aus Xanten

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