Tobias Heimbach aus Weseler Ausbildungsbetrieb legt Gesellenprüfung im Fleischerhandwerk ab
Wie ein Sechser im Lotto

"Wir hätten Tobias gerne behalten", so Wilhelm Tepaß (links), "leider hat uns Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht".
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  • "Wir hätten Tobias gerne behalten", so Wilhelm Tepaß (links), "leider hat uns Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht".
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Tobias Heimbach aus Sonsbeck ist mit einer Körpergröße von über 1,90 m das, was man als „Kerl wie ein Baum“ bezeichnet. Nachdem er in einem Sonsbecker Fleischereibetrieb ein Praktikum abgelegt hatte, stand für ihn fest, er wollte Metzger werden.

Was ihn dazu bewog? „Man sieht nach der Arbeit, was man geschafft hat und wenn die Kunden dann noch die Qualität der Arbeit und der Produkte daraus loben, macht einen das schon ein wenig stolz. Als er nach fünf Monaten Ausbildung wegen persönlicher Differenzen mit dem Gedanken spielte, seinen Ausbildungsplatz zu wechseln, bewarb er sich beim Fleischerfachbetrieb Tepaß in Wesel-Büderich, dem einzigen im linksrheinischen Ortsteil der Hansestadt.

Lernte alles, was dazu gehört

Hier lernte er alles, was zum Fleischerhandwerk gehört, vom Vieheinkauf beim Landwirt über Tiertransport, Hausschlachtung mit anschließender fachgerechter Zerlegung sowie der handwerklichen Produktion von Fleisch- und Wurstwaren. Darüber hinaus erlernte er beim Verkauf der Produkte den Umgang mit Kunden und die cateringtechnische Planung von Partys und Eventveranstaltungen.
„Tobias war sehr wissbegierig und zeigte großes Interesse an seinem neuen Beruf“, weiß Lehrherr Wilhelm Tepaß zu berichten. Das sehe man in diesem Ausmaß selten, so seine Erfahrung.
Außerdem handele es sich bei dem Fleischerberuf um ein Handwerk, das immer seltener werde. Allein in der Weseler Innenstadt habe es nach dem Krieg 47 Fleischereibetriebe gegeben. Heute sei es noch einer. „Auch im Ortsteil Büderich gab es bis vor etwa 20 Jahren mit unserem drei Betriebe, von denen der zweite vor rund 15 Jahren schloss“, resümiert Tepaß. „Dann noch einen Auszubildenden zu finden, der sich ganz und gar diesem Handwerk verschrieben hat, kommt schon fast einem Sechser im Lotto gleich“.
enn dieser dann auch noch den Betrieb so bereichere und sehr gut durch die Prüfungen komme, mache das alles perfekt. Solch ein Auszubildender sei der 19jährige.

Immer zuverlässig

Tobias habe kein Auto gehabt und kam jeden Morgen mit dem Motorroller von Sonsbeck. Manchmal, wenn der Roller mal nicht angesprungen sei, habe er den Weg mit dem Fahrrad gemacht. „Aber er war immer da und Fehlen gab es einfach nicht“, schwärmt Tepaß.
Ob Tobias Heimbach sich keine Gedanken gemacht habe, weil heutzutage viele Menschen dem Fleischgenuss abschwörten, um auf pflanzliche Ersatzprodukte auszuweichen, verneint dieser.
„Wie ich das sehe, geht es bei der zunehmenden Abneigung gegen den Fleischgenuss hauptsächlich um das Tierwohl“, gibt er zu bedenken. Das jedoch spiele in seinem Ausbildungsbetrieb eine große Rolle.
Hier gehe es nicht darum, schnell zu schlachten, sondern man mache es dem Tier, das bei dem Bauern aus der Region bereits ein angenehmes Leben hatte, so leicht wie möglich. Hier werde keine Hektik erzeugt, sondern alles laufe ruhig ab und das zu schlachtende Tier merke bis zu seinem Tod gar nicht, wie ihm geschehe. Und das wüssten die Kunden.
Heute arbeitet der sympathische Fleischergeselle, der bereits über die Meisterprüfung im nächsten Jahr nachdenkt, in einer Fleischerei in Kalkar.
„Wir hätten ihn sehr gerne behalten“, bedauert Tepaß. Allerdings habe die Corona Pandemie ihre Spuren hinterlassen und das Partygeschäft sei gegen Null gegangen, so dass ihnen diese Einnahmen, welche einen großen Teil des Gesamteinkommens ausmachten, fehlten und er deshalb momentan keinen Gesellen halten könne.
Trotzdem sei Tobias stets willkommen und er sowie seine Familie wünschten ihm für seine private wie berufliche Zukunft nur das Beste.
An Ausbildungswillige appelliert Tepaß: "Es ist ein Ausbildungsplatz frei geworden."

Randolf Vastmans

Autor:

Randolf Vastmans aus Xanten

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