BUND Kreisgruppe Wesel: Wölfin Gloria ist kein Single mehr
Im Schermbecker Wolfsgebiet ist zweiter Wolf gesichtet worden

Ist Wölfin Gloria nicht mehr allein? Im Wolfsgebiet Schermbeck ist ein zweiter Wolf gesichtet worden. Die BUND Kreisgruppe Wesel hält eine Versachlichung des Themas für dringend geboten. | Foto: LK-Archiv: Symbolfoto
  • Ist Wölfin Gloria nicht mehr allein? Im Wolfsgebiet Schermbeck ist ein zweiter Wolf gesichtet worden. Die BUND Kreisgruppe Wesel hält eine Versachlichung des Themas für dringend geboten.
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Am Ostermontag macht ein Handy-Video, das zeigt, wie vermutlich Wölfin Gloria zusammen mit einem zweiten Wolf in der Nähe von Hünxe einen Hirsch attackiert, die Runde.

Eine Nachricht, auf die viele Naturschützer gewartet und die viele Schäfer befürchtet haben. "Seit die Neuigkeit von einem zweiten Wolf im Wolfsgebiet Schermbeck die Runde machte, werden erneut Vorstellungen von Wolfsangriffen auf Menschen und die Existenzbedrohung der Schäfer vorgebracht. Die BUND Kreisgruppe Wesel hält eine Versachlichung des Themas für dringend geboten.", schreibt Angelika Eckel von der BUND Kreisgruppe Wesel.

Frage, die Naturschützer brennend interessiert

Wird es Nachwuchs geben? Eine Frage, die Naturschützer jetzt brennend interessiert.

Angelika Eckel von der Kreisgruppe Wesel: „Zunächst einmal muss es sich bei dem zweiten Wolf um einen Rüden handeln, was wahrscheinlich ist, da ein zweiter weiblicher Wolf von Gloria eher als Eindringling in ihr Revier angesehen und vertrieben worden wäre."

Paarungszeit der Wölfe

"Die Paarungszeit der Wölfe liegt in den Monaten Januar bis März. Die Fähe ist etwa eine Woche empfängnisbereit. Die Welpen (meist vier bis sechs) kommen dann zwischen April und Juni auf die Welt. Da es schon seit mehreren Wochen Gerüchte um einen zweiten Wolf im Wolfsgebiet gibt, ist es nicht auszuschließen, dass es am Niederrhein die erste Wolfsfamilie, ein sogenanntes Rudel, NRWs geben wird. Aber das bleibt abzuwarten.“, so Eckel weiter.

Einzelwölfe oft chancenlos

Werden Übergriffe auf Nutztiere zunehmen? Eine Frage und damit verbundene Sorge, die Nutztierhalter jetzt umtreibt.

„Ein zweiter  Wolf muss nicht unbedingt zu mehr Übergriffen auf Weidetiere führen.Wölfe jagen Tiere, die größer und schwerer sind als sie selbst. Auch wenn sie dabei gezielt alte, kranke und schwache Tiere angreifen, bedeutet eine Jagd für einen Wolf erheblichen Energieaufwand und ist immer mit einem Verletzungsrisiko verbunden. Einzelwölfe sind bei der Jagd auf Wildtiere oft chancenlos und vergreifen sich daher an den für sie leichter zu erbeutenden Nutztieren. Erfahrungen haben gezeigt, dass sich Wölfe in Rudeln eher zutrauen, Wildtiere anzugreifen und dann weniger Weidetiere reißen.“, so Günther Rinke, Vorsitzender der Kreisgruppe Wesel.

Nach erfolgreicher Jagd

„Nach erfolgreicher Jagd ziehen Wölfe ihre Beute an einen sicheren Ort, wo sie ungestört fressen können. Sie kehren später zu den Überresten ihrer Beute zurück, um die Reste zu fressen. Das können sie mit erlegten Weidetieren, die sie auf der Weide zurücklassen müssen, nicht machen. Der Hunger macht also bald eine erneute Jagd, bzw. einen erneuten Übergriff nötig,“ so Angelika Eckel.

Nutztiere lückenlos schützen

„Um Übergriffe auf Nutztiere zu verhindern, ist es deshalb wichtig, im Wolfsgebiet Nutztiere lückenlos zu schützen und dem Wolf den Zugang zur Weide so zu erschweren, dass Nutztiere für ihn keine leicht zu jagende Beute mehr darstellen.“, so der Vorsitzender der Kreisgruppe Wesel, Rinke, weiter.

Bewährter Einsatz von Herdenschutzhunden

Der Einsatz von Herdenschutzhunden hat sich bewährt. Ohne Herdenschutzhunde muss aufwändiger gezäunt werden, wie auf der Seite des DBBW (Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf: https://www.dbb-wolf.de/mehr/relevante-literatur) beschrieben.

Eine Erschwernis für den Wolf lässt sich auch erreichen, indem der Zaun verändert wird: Ein 90 Zentimeter Elektronetz, wird durch eine 1,20 Meter hohe gespannte Elektrolitze ergänzt, die mal vor, mal hinter den Zaun gesetzt wird, ein andermal wird dichtes Flatterband genommen. Der Wolf sieht sich jedes Mal mit einer neuen Situation konfrontiert und wird verunsichert.

Kosten für Arbeitsaufwand und Herdenschutzhunde

Der BUND hat sich immer dafür eingesetzt, dass die Kosten für den erhöhten Arbeitsaufwand beim Zäunen und die Kosten für Herdenschutzhunde den Schäfern erstattet werden. Die Förderrichtlinie Wolf - so hat Ministerin Heinen-Essen im Januar dieses Jahres den Schäfern und zugesagt – wird überarbeitet und diese Punkte berücksichtigen.
"Damit die Zahlungen bei den Schäfern ankommen, muss die EU ihre Zustimmung zu der erhöhten Förderung geben, was leider lange, in unseren Augen zu lange dauert. Wie eine Rückfrage beim Ministerium ergab, soll eine geänderte Förderrichtlinie Wolf jedoch demnächst in Kraft treten. Diese sollte jetzt abgewartet werden.", heißt es seitens BUND.

Verhalten sich Wölfe / Nähe von Wohnhäusern

Verhalten sich Wölfe, die im Hellenin der Nähe von Wohnhäusern jagen noch artgerecht?

„Wölfe sind überwiegend dämmerungs-und nachtaktiv. Da kann es durchaus sein, dass sie in den frühen Morgenstunden noch aktiv waren, vor allem, wenn sich durch einen lahmenden Hirsch – wie Revierförster Herbrecht in einem Zeitungsbericht angab – eine günstige Gelegenheit ergab.

Tiere können zwischen Lebewesen und unbelebten Gegenständen unterscheiden. Häuser und andere unbelebte Bauwerke des Menschen empfindet der Wolf nicht als gefährlich und nähert sich ihnen, wenn er sein Revier abläuft oder wie in diesem Fall einem Beutetier folgt.

Dass beide Wölfe beim Erscheinen eines Menschen von ihrem Beutetier abließen und sich vertreiben ließen, zeigt, dass sie den Menschen meiden; eigentlich eine Situation, wie sie im Lehrbuch steht“, erläutert Angelika Eckel. „Eine Situation wie sie Deichgräf Ingo Hülser beschreibt, erwarten wir deshalb nicht. Ich erinnere an den Mann, in Norddeutschland, der behauptete, ein Wolf hätte auf einem Friedhof nach seiner Hand geschnappt –bis sich letztendlich herausstellte, dass es ein Hund gewesen war.“

Wölfe sind streng geschützt

Wölfe sind streng geschützt. Diesen Schutzstatus hat der Europäische Gerichtshof mit seinem Urteil zur finnischen Wolfsjagd (Oktober 2019) bestätigt. Danach darf ein Wolf nur in Ausnahmefälle getötet werden, zum Beispiel, wenn er eine Gefahr für Menschen darstellt.

Über eine Regulierung des Wolfsbestandes, wie er von Seiten der Jägerschaft immer wieder angedacht wird, braucht nach diesem Urteil zurzeit niemand Gedanken machen.

Weitere Quelle, Kommentar zum EUGH-Urteil (https://idur.de/wp-content/uploads/2019/12/2019-IDUR-Schnellbrief-217gesch.pdf).

Autor:

Lokalkompass Wesel aus Wesel

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