Zeitumstellung aus ärztlicher Sicht – Prof Dr. Christiane Tiefenbacher, Chefärztin am Marien-Hospital Wesel

Prof. Dr. Christiane Tiefenbacher. | Foto: Marien-Hospital Wesel
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Bald kommt sie wieder, die von Vielen so ungeliebte Zeitumstellung. Was genau dann im menschlichen Körper geschieht und wie es sich äußert, erklärt Prof. Dr. Christiane Tiefenbacher, Chefärztin der Klinik für Kardiologie / Angiologie / Pneumologie am Marien-Hospital Wesel. 

Jeder Mensch „tickt“ nach seiner inneren Uhr. Deren Rhythmus steuert eine Reihe von Körperfunktionen, zum Beispiel Blutdruck, Puls und Temperatur. Großen Einfluss auf die innere Uhr hat der Wechsel von Tag und Nacht, der insbesondere die Ausschüttung von Melatonin beeinflusst. Dieses „Schlafhormon“ wird vermehrt bei Dunkelheit ausgeschieden. Es senkt die Aktivität und macht müde.
Schon kleine Schwankungen im Bio-Rhythmus können sich auf den Schlaf-Wach-Rhythmus auswirken. Um sich auf die Zeitumstellung im Frühjahr und Herbst einzustellen, benötigen die Menschen unterschiedlich lange. Die Spanne reicht in der Regel von einem oder zwei Tagen bis zu 14 Tage. Dass die Zeitumstellung der Gesundheit längerfristig schadet, konnte allerdings bisher nicht wissenschaftlich nachgewiesen werden.

Gesundheitliche Beeinträchtigungen der Zeitumstellung ähneln einem „Mini-Jetlag“.

Folgende Symptome treten gehäuft auf:
Schlafstörungen
Müdigkeit
Depressive Verstimmungen
Schwankungen der Herzfrequenz
Konzentrationsschwäche
Gereiztheit
Appetitlosigkeit
Verdauungsprobleme
Ob und wie stark sich diese Symptome bemerkbar machen, ist individuell sehr unterschiedlich. Manche merken so gut wie nichts, andere haben merklich damit zu tun. In der Regel treten die Begleiterscheinungen aber noch einigen Tagen nicht mehr auf.

Die Rückkehr zur jetzt bevorstehenden „normalen“ Zeit Ende Oktober hat zur Folge, dass Menschen morgens eher aufwachen und abends früher müde sind. Ältere Menschen, Säuglinge und Kinder tun sich mit der Umstellung schwerer. Ein Problem ist sie für viele, die ohnehin schon unter Schlafstörungen leiden oder organisch krank sind. Nach einer Analyse der DAK müssen allerdings in den ersten drei Tagen nach der Zeitumstellung etwa 25 Prozent mehr Patienten wegen Herzbeschwerden im Krankenhaus behandelt werden als im Jahresdurchschnitt.

Wem die Zeitumstellung massive Probleme bereitet, sollte einen Arzt aufsuchen und auf Schlafmittel verzichten. Es gibt wirksame naturheilkundliche Alternativen, etwa Baldrian, Melisse und Hopfen als Tee oder in Tablettenform. Helfen können auch ein warmes Fußbad oder Bettsocken. Auch wenn es schwer fällt: Während der Umstellungszeit auf den Mittagsschlaf zu verzichten und stattdessen eine kurze Erholungspause einzulegen, kann helfen, nachts besser zu schlafen. Entspannend wirkt auch leichte körperliche Bewegung ohne zu starken Puls-Anstieg.

Prof. Dr. Christiane Tiefenbacher. | Foto: Marien-Hospital Wesel
Autor:

Lokalkompass Kreis Wesel aus Wesel

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