Leserbrief zur Flüchtlingshilfe in Wesel
"Es fehlt an Hilfe bei der Wohnungssuche, bei Arztbesuchen (...) und an Deutschunterricht!"

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Zum Thema Unterstützung der Geflüchteten aus dem Ukraine-Krieg erhielt die Redaktion diesen Leserbrief ...

Liebe Leserinnen und Leser,

wir sind Familie Kruglov. Wir leben seit über 20 Jahren in Deutschland und bemühen uns gerade um die ukrainischen Flüchtlinge, deren Sprache wir sprechen. Wir haben für mehrere Wochen zwei Frauen mit vier Kindern bei uns zuhause aufgenommen und eine von uns ist dazu als ehrenamtliche Übersetzerin tätig. Wir möchten unsere Erfahrungen von ihrem Ankommen in Deutschland und den damit verbundenen Hindernissen mit Ihnen teilen – und verdeutlichen, wo Sie die dringend benötige Hilfe leisten können.

Ein Großteil der in Wesel ankommenden Flüchtlinge sind Frauen mit ihren Kindern, von denen die meisten zunächst in der Rundsporthalle untergebracht werden. Dieser Versuch, der vielen Menschen Herr zu werden und ihnen ein Dach über dem Kopf zu bieten, ist gewiss ehrenhaft. Doch scheitern an dieser Stelle so viele Bemühungen an der sprachlichen Barriere, denn es gibt keinen konstanten Übersetzer vor Ort. Dieses Problem erstreckt sich leider weit über diese Unterkunft hinaus. Alte Frauen fragen uns nach Ärzten, Mütter nach Schul- und Kindergartenplätzen, fast alle nach Wohnraum und Deutschkursen. Wir beobachten leider oft, dass die angebotene Hilfe nicht anzukommen scheint oder an den Angesprochenen vorbeizielt.

Wir wissen darum, wie viele engagierte Ehrenamtliche sich bereits an der Bewältigung dieser Krise beteiligen und wir können nur vermuten, wie viele Überstunden gerade in den deutschen Behörden deshalb geleistet werden. Wir wissen um die Bemühungen der kirchlichen Einrichtungen und vieler Privatpersonen und zugleich ist uns auch klar, dass es noch so viel ungenutztes Potential gibt! Deshalb lautet unser inständiger Appell an die Entscheider, an die Stadt Wesel: Bitte schaffen Sie eine zentrale Anlaufstelle für Geflüchtete und Ehrenamtliche, die für Erstere klar kommuniziert wird, die Arbeit der Letzteren koordiniert und beide Gruppen noch gewinnbringender zusammenführt.

All' diejenigen, die bereit sind zu helfen, möchten wir wiederum bitten: Melden Sie sich als Übersetzer (Russisch/Ukrainisch), sorgen Sie dafür, dass diesen Menschen adäquat geholfen werden kann. Die Hilfe und das Ankommen dieser Vertriebenen fällt und steht mit der Sprache. Wenn Sie auf irgendeine andere Art und Weise Unterstützung bieten möchten, dann melden Sie sich bei der Caritas, bei dem Sozialamt der Stadt Wesel und bei Ihren kirchlichen Gemeinden (nicht direkt bei der Flüchtlingsunterkunft, das würde die Situation nicht vereinfachen!!). Denn Baustellen gibt es viele: Es fehlt bspw. an Hilfe und Begleitung bei der Wohnungssuche und bei Amts- bzw.
Arztbesuchen, Kinderbetreuung, Waschmaschinen, Stadtführungen und an individuellem Deutschunterricht.

Lassen Sie uns gemeinsam mit Menschlichkeit auf diese Grausamkeit antworten.
Aleksandra Kruglova

Autor:

Lokalkompass Kreis Wesel aus Wesel

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