Ich bin wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Biologischen Station im Kreis Wesel (BSKW) und trete hier vor allem als ihre öffentliche Stimme auf, kündige z.B. Veranstaltungen an und berichte über Projekte.
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Meine Berufswahl gibt meine Überzeugung wieder, dass der Naturschutz immer noch nicht annähernd die Aufmerksamkeit hat, die er verdient. Artensterben und Flächenverbrauch gefährden genau die Versorgungssicherheit, die oft zu ihrer Rechtfertigung herangezogen wird. Erst wenn beides netto Null ist, können wir von Nachhaltigkeit sprechen.
Neben meinem Beruf setze ich mich auch für den Umwelt- und Klimaschutz ein. Im Augenblick sehe ich eine Welt wachsender Ansprüche bei schrumpfenden Vorräten. Ich möchte aber nicht in einer Enge leben, in der ich zwischen Anstand und Glück wählen muss und eigene Kinder nicht mit meinem Gewissen vereinbaren kann. Wie viele andere Menschen bin ich zu dem Schluss gekommen, dass wir dafür Wohlstand ohne Wachstum lernen müssen. Gerade Großkonzerne und Superreiche müssen eine Alternative zur Expansion vorlegen, einem Geschäftsmodell, das kurzfristig Erfolg ermöglich, auf Dauer aber ohne Perspektive ist. Die Vorstellung, dass wir als Gemeinschaft exponentiell weiter wachsen können, da die Quelle des technischen Fortschritts nie versiegt, sehe ich als übermütigen Glaubenssatz, der nur in den zwei kurzen Jahrhunderten seit Beginn der Industrialisierung Anhänger finden konnte.
Einige Ratgeber empfehlen eine laute, unnachgiebige Anspruchshaltung als Schlüssel zum Erfolg in sämtlichen Lebenslagen. Gegen menschliche Konkurrenten mag das manchmal leider funktionieren. Physikalische und ökologische Barrieren lassen sich aber nicht totreden, einschüchtern aus dem Konzept bringen. Wenn Sie drohen, gibt die/der Klügere nach.
Ich möchte aber keine Trostlosigkeit verbreiten. Ich wünsche uns vielmehr eine neue, kollektive Coolness: Eine Bereitschaft der breiten Gesellschaft zum achselzuckenden Verzicht auf materiellen Reichtum, solange der seelische nicht fehlt ("seelisch" ist hier ohne religiösen Anklang gemeint); eine Fähigkeit, auch im Zeitalter digitaler Reizüberflutung den Blick für Wesentliches zu behalten, zu verstehen, dass wir kein bisschen virtuell geworden sind, sondern immer noch vom Atem der Bäume, vom Sonnenlicht und vom Boden unter unseren Füßen* leben.
(*Wer das zu sentimental findet, darf auch von der aeroben Dissimilation von durch terrestrische Autotrophe photosynthetisch produzierten Nährstoffen sprechen.)