Fühlen, denken und handeln danach: Simon Bleckmann ist Opfer eines Raubüberfalls

Simon Bleckmann
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Simon Bleckmann hat diese Erfahrung sensibler gemacht. Geschockt hat sie ihn nicht. Was nicht weiter verwundert, denn der 33-Jährige ist ausgebildeter Anti-Gewalt-Trainer. Eine Tatsache, die ihm sehr geholfen hat, als er Ende Oktober 2014 in Wesel überfallen wurde.

Dies geschieht in der Nacht des 31. Oktober, morgens etwa um 4.30 Uhr: Simon hat sich nach einem netten Abend am Kornmarkt gerade von seinen Freunden verabschiedet. Auf dem Weg zu seinem Fahrrad im Rathaus-Durchgang sprechen ihn zwei junge Männer an, ob er die Uhrzeit wisse. Er sagt es ihnen und geht weiter.

Wenig später, nach einem Blick aufs Handy, schwingt er sich aufs Fahrrad und will den Ort verlassen, „Plötzlich rennt jemand von hinten auf mich zu“, erinnert Simon sich. Und kaum, dass der Mann bei ihm ist, springt ein zweiter aus dem Gebüsch. Sie sind maskiert, zücken beide ein Messer.

Simon ist verängstigt, gerät aber nicht in Panik, obwohl die Täter ihn bedrohen, sein Geld uns sein Handy fordern. Einer nimmt sogar die Maske ab. Der Diplom-Sozialarbeiter bleibt ruhig und wendet eine Taktik an, die er selber in Kursen lernte: Mitleid erregen! Simon wirft den Aggressoren mehrere Info-Häppchen hin, erzählt ihnen von diversen Rückschlägen in seinem Leben.

Sein Vorgehen fruchtet, die Täter lassen sich auf ein Gespräch ein. Handy und Geld (er hat 60 Euro dabei) überlässt er den Männern, aber sie tun ihm nichts.
Nur sein Vorderreifen muss dran glauben: Einer der Angreifer jagt sein Messer hinein. Simon beschwert sich und fragt: „Und - seit ihr fertig - kann ich jetzt weiter?!“

Der Weseler hat Glück: Die Täter lassen ihn ziehen. Sie rufen sogar hinter ihm her, er tue ihnen leid, ob er sein Handy zurückhaben wolle? Doch dann hält ein Auto und die beiden machen sich aus dem Staub. Erst als Simon die Leute im Auto anspricht, den Überfall schildert und sich in den Wagen setzt, ergreift ihn die Panik.

„Ich wusste hinterher nicht mehr viel. Kein Zeitgefühl, auch nichts über deren Aussehen. Obwohl ich stocknüchtern war!“, betont er. Zwei Gläser Bier hatte er über den Abend getrunken. Aber er weiß auch, dass die Situation glimpflich verlief - dank seiner beruflichen Kenntnisse.

Bleckmann hat viel mit jugendlichen Straftätern zu tun. Mit denen tauscht er sich bei Anti-Gewalt-Projekten aus. Deshalb konnte er der Bedrohungslage relativ frech begegnen. Die Mitleidstour eben. „Aber das kann auch plötzlich umschlagen“, warnt der 33-Jährige. Ein falsches Wort und manche Täter flippen aus. Er habe Angst vor den Messern gehabt, vor den Männern nicht wirklich.

Sein Erlebnis hat Simon Bleckmann nicht seelisch angeknackst, aber es hat ihn sensibel gemacht: „Wenn ich heute im Dunkeln durch Wesel fahre, achte ich auf Vieles, das ich sehe!“

Das sagen die Experten von der Polizei zum Thema.

Autor:

Dirk Bohlen aus Hamminkeln

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