Zündelt hier jemand? Brände am Bahngleis im Bereich Grünstraße: Besorgte Anwohner wenden sich mit einem Brief an die Polizei

Die Nachbarn Daniela Haerten und Dr. Ulrich Lerch zeigen die Brandstelle hinter ihrem Grundstück. Sie war direkt an der Grenze zum Garten und die Flammen hätten leicht überschlagen können. Fotos: Silvia Decker
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  • Die Nachbarn Daniela Haerten und Dr. Ulrich Lerch zeigen die Brandstelle hinter ihrem Grundstück. Sie war direkt an der Grenze zum Garten und die Flammen hätten leicht überschlagen können. Fotos: Silvia Decker
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Die schrecklichen Bilder von Siegburg sind uns allen wohl im Gedächtnis haften geblieben. Am 7. August hatte dort die Bepflanzung eines Bahndammes gebrannt und schlug dann auf die benachbarten Häuser über. Sieben Häuser brannten komplett nieder; und 27 Menschen wurden verletzt. Das öffnete auch den Anwohrnern am Bahngleis zwischen Grünstraße und Kolpingstraße in Wesel die Augen. Geht jetzt ein Feuerteufel um? Denn in den vergangenen Wochen kam es in diesem Bereich immer wieder zu Bränden.

Wesel. Jetzt geht bei den Anwohnern die Angst um. Und auch Daniela Haerten, deren Wohnung in einem Haus ist, welches direkt am Bahngleis angrenzt, erinnert sich noch fassungslos an die Nacht vom 19. Juli zurück: "Ich musste mitten in der Nacht noch losfahren und habe dann bei einem Blick vom Balkon die Flammen gesehen. Da brannte es schon lichterloh und meterhoch." Zum Glück war die Polizei und die Feuerwehr da schon vor Ort. Noch heute kann man die verkohlte Erde, die angegriffene Hainbuchenhecke sehen: Hier wächst erstmal nichts mehr.
Und auch Haertens Nachbar Dr. Ulrich Lerch pflichtet bei: "Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn die Flammen auf die Linden übergegriffen hätten. Wie schnell brennt der ganze Garten und die Häuser."
Und das war leider nicht der einzige Brandfall. Schnell waren sich alle Nachbarn sicher, dass sie etwas unternehmen mussten. In einem der Redaktion des Weselers vorliegenden Schreiben an die Polizeibehörde Wesel sprechen die Anwohner von 12 Bränden; unsere Rückfrage bei der Polizei ergab allerdings, dass dieser nur 7 bekannt sind.
Zahlen hin oder her: sollte hier wirklich jemand zündeln, ist es nur eine Frage der Zeit, bis Schlimmeres passiert.
Andrea Margraf von der Pressestelle der Polizei berichtet. "Eine Bürgerin hat bei uns angerufen und auf das Schreiben hingewiesen, das uns inzwischen auch vorliegt." Dann wurde schnell gehandelt. Bereits am nächsten Tag waren Mitarbeiter der Polizei vor Ort - auch um Aufklärung zu leisten. "Mit unnötiger Panik ist wirklich niemandem geholfen", so Margraf.
Natürlich werfen die Brände Fragen auf. Am 18. Juli brannte um 0.35 Uhr ein Komposthaufen und um 23.11 Uhr stand eine Böschung in Flammen. Nur kurze Zeit später und zwar am 19. Juli brennen um 1.51 Uhr Gras- und Strauchwerk. Am 20. Juli brennt an der Kolpingstraße ein Grünstreifen um 14.45 Uhr. Einen Tag später am 21. Juli brennen um 5.39 Uhr erneut ein Grünstreifen und eine Böschung an der Kolpingstraße.
Dann ist erstmal "Pause". Am 4. August wird an der Blankenburgstraße ein Holzzaun angekokelt. Am 8. August kokeln um 15.45 Uhr die Reste eines Baumstammes.
"Ob diese Brände alle in einem Zusammenhang stehen, ist uns nicht bekannt", so die Pressesprecherin. Besonders in den letzten Wochen waren die Böden, Sträucher und Gehölze so trocken, dass selbst z.B. Komposthaufen sich leicht entzündeten. Auch achtlos weggeworfene Zigarettenkippen lösen leicht Brände aus. "Die Anwohner sind sich sicher, dass es sich bei den Fällen um Brandstiftung handelt", berichtet Margraf. "Das lässt sich natürlich leicht vermuten, dennoch hat die Polizei dazu keinerlei Hinweise." Denn vor Ort wurden von den herbeigerufenen Beamten nie Brandbeschleuniger oder Reste von Grillanzündern gefunden. Das bestätigen auch die beiden Anwohner. "Wir haben nichts dergleichen gesehen."
Generell gehe die Polizei jedem Hinweis aus der Bevölkerung nach. Wenn also ein Anruf bei der Polizei unter 110 eingeht, fahren die Beamten sofort am betroffenen Ort vorbei. "So machen sie sich ein Bild von der dortigen Lage und sichern mögliche Spuren", erklärt Margraf. Dabei sei es aber besonders sinnvoll, wenn man die Polizei direkt informiert. "Es nützt nichts, das erst in drei Tagen nach dem aufgefallenen Hergang zu machen. Da können mögliche Spuren schon verwischt und nicht mehr sichtbar sein." Im Falle eines Brandes sollte man natürlich zusätzlich auch die Feuerwehr benachrichtigen. Selbst wenn dieser schon selbst gelöscht worden ist. Denn: man weiß nie, ob nicht doch etwas irgendwo noch schwelt, was man als Laie nicht gesehen hat oder nicht richtig einschätzen kann.
Ein großes Problem: Es gibt für die Brände keinerlei Zeugen; niemand hat etwas oder jemanden Verdächtiges gesehen. "Es war ja größtenteils alles in der Nacht passiert", betont auch Daniela Haerten. "Ein Glück, dass die Brände trotzdem früh genug entdeckt wurden", pflichtet Dr. Lerch bei.
Jetzt wurde der Ruf nach einer Bürgerwehr von den Anwohnern laut. Sie überlegen, eine eigene "Nachbarschaftsstreife" ins Leben zu rufen. Haerten und Lerch sehen das aber kritisch. Und auch die Polizei rät davon dringend ab.
"Das ist völliger Blödsinn und Aufgabe der Polizei. Wir können die möglichen und notwendigen Maßnahmen dazu einleiten." Margraf warnt vor Selbstjustiz. Zum Einen könne man einen Verdächtigen nicht einfach so festhalten oder überwältigen. Man solle sich eben nicht selber strafbar machen. Zum Anderen kann das auch eine Gefahr für Leib und Leben sein. "Man weiß nie, wozu mögliche Täter in der Lage sind und welches Aggressionspotential von ihnen ausgeht. Und man weiß auch nie, ob diese eventuell sogar bewaffnet sind."
Wer Verdächtiges sieht, sollte immer die Polizei anrufen. Die Beamten kämen sofort und klären die Lage.
Unabhängig davon werden nun vermehrt Streifenpolizisten das Gebiet besonders im Auge behalten und auch nachts Kontrollgänge machen.
Und abschließend betont die Pressesprecherin: "Wir gehen jedem Hinweis nach. Und der Einsatz der Polizeibeamten ist kostenlos. Denn dafür sind wir ja nun mal da!"

Wir haben auf unserer Facebook-Seite (www.facebook.de/derweseler) eine Umfrage gestartet: Was halten Sie davon, eine eigene Nachbarschaftsstreife zu installieren? Sagen Sie uns dazu Ihre Meinung!

Autor:

Silvia Decker aus Emmerich am Rhein

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