Keine stille, doch heilige Nacht

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"Hach, watt siehste so wunderhübsch darin aus", schwärmte Oma zwei Tage vor Heiligabend.

"Engelsgleich! Und damit datt Christkind sieht, watt du für´n braves Mädchen bist, tuße datt ma an Weihnachten anziehn!"
Ohgott, wie ich Kleider hasste! Und dann auch noch ein weißes Kleid mit Rüschen und hellblauem Saum!
Ich würgte leicht merklich ,um mein Unbehagen kundzutun. "Aber das kratzt so Oma...!", versuchte ich sie umzustimmen.
"Ne ne, mit Rolli drunter nich mehr!",entgegnete Oma.
Au weia, das AUCH noch.....nööööööö; doofes Christkind!!! Da hatte ich nun keine Chance ...
So war es fast jedes Jahr zu Weihnachten! Und auch mein Bruder wurde "festlich" geschmückt, fast so schön wie der Tannenbaum selbst.
Was tat man nicht alles für ein paar Geschenke!
Heiligabend dann, es roch herrlich nach schlesischem Kartoffelsalat mit Bockwurscht und Gebackenem, war es soweit! Es sollte Geschenke geben!
Ich fühlte mich wie eine Presswurst im Schlaraffenland - egal, denn es waren viele Geschenke da unterm Tannenbaum !
Doch wie jedes Jahr mussten wir erst "Ihr Kinderlein kommet" singen und Oma vollzog ihren "Nikolaustanz" zu Theodor Storms "Knecht Ruprecht". Mir knurrte schon der Magen, doch auch ein bisken Blockflöte wollte Mutter hören. Alles gut und schön, doch dann kam der Hammer: Ich sollte mit meinem Bruder Hand in Hand "Brüderchen komm tanz mit mir singen" UND dazu tanzen - Vater wollte dies mit der neuen Kamera aufnehmen!
NÖ-NÖ-NÖ! Ende im Gelände!Nicht mit mir!
Ich schmollte, mein Bruder flennte und die Erwachsenen entschieden angesäuert: "Dann wird halt erst gegessen und DANACH die Geschenke ausgepackt!"
Mein Bruder flennte noch mehr, ich aß aus Frust drei mal so viel Kartoffelsalat mit Bockwurscht und packte dann die Geschenke unter Rülpstriarden aus.
Die restliche Nacht hielt ich dann meine Eltern wegen Übelkeit und Brechreiz wach und mein Bruder schlief selig!

So war das, an dem Weihnachten, welches NICHT so fröhlich wie sonst verlief ... Und letztes Jahr war ich kurz davor, meine Tochter besonders hübsch anzuziehen für das Christkind und auch ein Liedchen sollte sie singen, nebst Gedicht aufsagen. Dann hab ich aber ganz schnell alles verworfen und es bei einem gemeinsamen "Oh du Fröhliche" belassen. Aus Angst vor einer schlaflosen,statt einer stillen heiligen Nacht.

Andrea Ebbers

Autor:

Andrea Ebbers aus Wesel

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