Kumpel Kajas Angst vor schwiizerdütschem Nachwuchs und neuer deutscher Heimat

Foto: Pressefoto

Ein bisschen politisch ist er auch. Das muss er einfach loswerden: Da kommen Menschen aus dem Krieg, in ihrer Heimat fallen Bomben. Sie überstehen die Fahrt übers Mittelmeer in einer Nussschale, die Strapazen der Balkanroute. Dann kommen sie in Sachsen an und werden dort von Demonstranten angeschrien und weggewünscht.

Mit "Planet Deutschland" macht es Kaja Yanar etwas anders, aber nur ein ganz kleines bisschen. Er kann's nicht ab, wenn Menschen angefeindet werden. Er macht sich Sorgen um die Einheit Europas und den Frieden zwischen den Völkern. Das bringt der lustige Türke glaubhaft rüber.

Und 1700 Weselaner, Weseliten und Weselskys applaudieren ihm ihren Zuspruch entgegen.

Im Großen und Ganzen bleibt natürlich alles beim Alten: Yanar vergleicht die verschiedenen Nationalitäten und parodiert seine Lieblingssprachen. Seit er vor vier Jahren der Liebe wegen in die Schweiz zog, treibt ihn die Angst vor einem Leibeszögling, der Schwiizerdütsch redet. Also will er seine Partnerin nach Deutschland locken. Kein leichtes Unterfangen.

Man fragt sich, wann das Publikum es endlich leid ist, die Floskeln über Russen und Araber, Holländer und Chinesen, Italiener und Griechen, Deutsche und Türken zu hören. Die Zuschauer geben die eindeutige Antwort: NIEMALS!

Und wo's an Niveau und Tiefe mangelt, da streut Yanar Lokalkolorit ein: Die maulfaulen Weseler, die ihre eigenen Vereine nicht kennen, den Provinzflughafen von Weeze und die persönliche Ansprache seiner Fan aus verschiedenen Herkunftsländern.

Zum xten Male bemüht er das süße holländische Wörtchen "doodelijke", das so wenig von einer Todeswarnung hat und eher nach 'ner Haschparty klingt. Doch niemand nimmt's ihm übel, alle mögen Kumpel Kaja auf der Bühne.

Zwar verzichtet das Publikum darauf, den Künstler zu einer zweiten Zugabe herauszuklatschen. Aber witzig war's schon, dass seine Freundin sich ausgerechnet Leipzig als neue deutsche Heimat vorstellen könnte. Ein sächselndes Söhnchen? Das wäre doch mal was ganz Neues, Herr Yanar!

Autor:

Dirk Bohlen aus Hamminkeln

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