Heute: frisch gebackener Eselskopf

Messer — ein praktischer Helfer
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Mit meinem frisch gebackenen Eselskopf kann man durchaus einige Leute erfreuen — natürlich nur, solang sie sich auf dieses Erlebnis und Experiment einlassen. Ich gebe zu, dass das etwas ungewohnt ist (kann man nicht anders sagen), aber man könnte doch auch mal ab und an was Neues ausprobieren, oder etwa nicht? Sonst wird's irgendwann langweilig. Außerdem macht Backen Spaß. Jetzt gucken Sie nicht so, als ob etwas Schreckliches kommen würde! Gebackener Eselskopf ist doch… An was denken Sie denn?!

Ich habe mir mal wieder (nach langer, langer Pause) ein Stück ofenhärtender Modelliermasse zur Hand genommen, mein Werkzeug chaotisch über die Arbeitsplatte geschüttet (das ist keine Unordnung, das ist ein Bekenntnis zur Entropie!) und mit dem Kneten losgelegt. Creatio ex nihilo für den kleinen Mann also.

Herausgekommen ist der Prototyp einer ganz neuen Schachfigur: der Weselesel. Das ist die gute Nachricht…

Und nun die schlechte: ich habe keine Ahnung, wie diese Figur ziehen soll!

(Platziert werden könnten die beiden Esel [zwei für jede Farbe] auf den Linien a und h, vor den Türmen, die beiden äußeren Bauern könnten dann eben eine Reihe weiter nach vorn versetzt werden — die haben bestimmt nichts dagegen, das Kanonenfutter soll nicht klagen!)

Aber der Zug… das ist tricky… wie soll ein Esel ziehen? Ich bin wahrlich verzweifelt — kein einziger Geistesblitz aus dem Ideengewitter und keine Glühbirne, die über meinem Schädel leuchtet und einer dazu besserwissert: "LED ist besser!"… nichts. Nada. In meinen Kopfhörern laufen alte Songs von ELO, doch die feuern wider Erwarten auch nicht den Ideenschmiedeofen an. Klappt sonst immer.

"O du verräterische Muse der Kunst, du schenkst mir begnadete Hände und betonierst doch meinen Kopf!"

Ich bin frustriert. Und hole mir eine Dose Energydrink mit Kirschgeschmack; sie klickt, sie zischt, Kirscharoma baut an meinem Gaumen Stalaktiten aus Zucker. Die Weseleselschachfigur schaut mich an und scheint mich auszulachen: "Sieh nur! Ich bin einfach da, um meiner selbst Willen. Ich muss nicht spielbar sein, um meinen Daseinszweck zu rechtfertigen. Nimm mich, wie ich bin! Stell' mich ins Regal, nicht aufs Brett! Ich will keine deiner Brettgeschichten sein!"

Ich starre die Figur zurück an. Eben noch euphorisch und mit in purer Kreativität getauchten Fingerkuppen am kreieren, bin ich schon etwas missmutiger und frage mich, ob ich nicht einen Handyhalter aus dem Teil machen sollte. Was Praktisches eben.
"Störrisch… wie das Original, was?!", denke ich mir.

Und da habe ich eine Idee: ein (fast) unschlagbarer Dickkopf!

Und so könnte der Esel sich über das Schachbrett bewegen: eine beliebig lange, aber ungerade (!) Anzahl von Feldern in horizontaler oder senkrechter Richtung. Und jetzt kommts: wenn der Esel auf einem Feld steht, das seine Farbe hat (also jeden zweiten Zug) ist er fast unschlagbar. Er kann somit zur dauerhaften Blockade oder Sicherung eingesetzt werden; der störrische Esel steht dann einfach im Weg. Geschlagen werden kann er in dieser Position nur von Seinesgleichen oder vom Läufer.
Das wär' doch mal was!

Jetzt meine Bitte an die SchachspielerInnen unter den LeserInnen: spielen Sie das gedanklich oder mit einer Esel-repräsentativen Ersatzfigur auf dem Brett doch bitte einmal durch. Wenn es gelingt, ich meine, wenn das funktioniert, wenn das ein spannender, neuer Drive ist… kann man ja eine kleine Auflage dieser Wesel-Schach-Edition realisieren (?).

Nicht umsonst sagte einst der große Philosoph Toyota: "Nichts ist unmöglich!"

TK

Autor:

Timothy Kampmann aus Wesel

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