Der schwarze Gürtel - Kuro Obi / Teil 1

Der Beginn
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Der lange Weg zum DAN - oder wie alles begann

Ein wenig muss ich schon ausholen, um zu verdeutlichen, was es für einen Karateka und für mich persönlich bedeutet, die Prüfung zum Schwarzgurt abzulegen.

Es ist einige Jahre her, dass ich auf der Suche nach mehr Beständigkeit in meiner sportlichen Betätigung war. Ich hatte keine Lust mehr, mich von Kurs zu Kurs zu hangeln. Da kam mir das Angebot eines Schnupperkurses beim Shotokan Karate Wesel e.V., mit der Option bei Gefallen Mitglied zu werden, gerade Recht. Ich fragte eine gute Bekannte, ob sie sich vorstellen könnte, mit mir Karate zu machen und überraschender Weise sagte sie sofort zu.

In den 5 Jahren, in denen meine beiden Kinder bereits in diesem Verein trainierten, konnte ich mir ein Bild von der Qualität des Trainings machen. Ich war immer schon fasziniert von der Vielfältigkeit. Kondition, Kraft, Beweglichkeit, Reaktionsvermögen, alles wird geschult. Nicht zu vergessen Disziplin, Respekt und Rangordnung. Zugegebener Maßen nicht Jedermanns Sache. Aber gerade das gab meinem Training den besonderen Kick. Denn meine Kinder trugen bereits den violetten Gürtel und standen im Rang und im Können weit über mir. Für uns alle eine neue und wertvolle Erfahrung. Sie gingen durchaus respektvoll, hilfsbereit und nachsichtig mit mir als Anfänger um, wie es sich für einen Karateka gehört. Sie waren stolz, mir etwas zeigen und beibringen zu können.
Überhaupt spielt der respektvolle Umgang miteinander, das Bestreben nicht nur selber besser zu werden, sondern dem Anderen ein guter Trainingspartner zu sein, damit auch er sich verbessern kann, beim Karate und hier insbesondere beim Shotokan Karate Wesel e.V.,eine große Rolle.

Das haben wir Anfänger besonders in der Zeit erlebt, als bei den Erwachsenen außer uns Gelbgurten fast nur Schwarzgurte trainierten. Oft genug musste der ein oder andere Schwarzgurt auf eigenes Training verzichten, um uns "Gurkentruppe" weiter zu bringen.
Oder es hieß: Partnertraining mit den Schwarzgurten. Vor Ehrfurcht fast erstarrt fügten wir uns in unser Schicksal und begriffen schnell, was für eine Chance das für uns war. Die Techniken waren präzise, kontrolliert und unserem Niveau angepasst. Wir konnten besser üben, als wenn wir Anfänger miteinander trainierten und mit überraschenden „Bogenlampen“ rechnen mussten.
Im Verein hieß es dann nur noch: „Der Tigerenten-Club“. Es hat viel Spaß gemacht.

Oft fühlte ich mich aber auch grenzenlos überfordert. Wohin mit Händen und Füßen, gleichzeitig an gestrecktes Bein und gerade Haltung denken. Hüfte eindrehen, wieder ausdrehen.... Mir schwirrte der Kopf, aber ich gab nicht auf. Das muss doch zu schaffen sein!! Zum Glück war ich nicht alleine und merkte schnell, den anderen geht es auch nicht anders.

Als wir anfingen, hatte ich meiner Bekannten noch versichert, es ginge mir nur um die Fitness; und ein wenig Selbstverteidigung könne ja schließlich auch nicht schaden. Gürtelprüfungen, Wettkämpfe und Lehrgänge müsse man ja nicht zwangsläufig mitmachen.
Doch dann packte mich der Ehrgeiz. Ich lernte meine Gliedmaßen zu sortieren und wollte das durch den Aufstieg in der Rangordnung auch bestätigt wissen. Und wenn der Sensei sagt: "du darfst dich zur Prüfung anmelden."; dann sagst du doch nicht nein.

Eine Prüfung als Belohnung für Trainingsfleiß und persönlichen Einsatz!

Eine ganz neue Sichtweise. Also doch die erste Prüfung. Schnell wurde aus einmal Training in der Woche zwei- und dreimal. Nun ja, so reihte sich in den folgenden Jahren eine Prüfung an die nächste. Längst war aus meiner guten Bekannten Erica eine treue Freundin und Weggefährtin geworden, die sich nach anfänglichem Zögern doch immer hat mitreißen lassen. Die Anfängergruppe hatte sich beachtlich dezimiert, aber gemeinsam mit Thomas und Heike, waren Erica und ich ein gutes Team geworden.

Dann kam eine Zeit, da wurde uns vorsichtig klar gemacht, dass einmal die Woche reines Oberstufentraining wäre und auf uns dann keine Rücksicht genommen werden könne. Also sind wir statt dessen zum Joggen in den Wald gegangen und haben nach unserer Runde die Kata (Formen) Bassai Dai geübt. Nicht ahnend, dass gerade diese Kata einige Jahre später unsere Prüfungskata zum Schwarzgurt werden sollte. Denn zu diesem Zeitpunkt haben wir nicht im Traum daran gedacht, dies zu erreichen.

Einzig Heike, war mutig genug, dieses Ziel wirklich auszusprechen, doch gerade ihr war es nicht vergönnt. Leider erkrankte sie sehr schwer. Bis zuletzt hat sie gehofft, das Training wieder aufnehmen zu können, sobald es ihr wieder besser geht. Ihre Schlagfertigkeit (auch verbal) und ihr trockener Humor sorgten immer für aufmunternde Stimmung. Sie war es, die den Begriff „Bogenlampe“ für völlig unkontrollierte Schwinger kreierte. Heike Redel verstarb, ohne ihren Traum verwirklichen zu können. Ihre direkte Art, ihr Witz, aber auch ihre Zielstrebigkeit wird uns immer in Erinnerung bleiben.

So hart es klingt, das Training ging weiter. Mit der Zeit dämmerte auch mir: der Schwarzgurt ist realisierbar und auch in Gedenken an Heike, wollte ich ihn in Angriff nehmen.

Fortsetzung folgt

Der Beginn
Gürtelprüfung Dezember 2007 (Archiv)
Autor:

Beate Kolb aus Wesel

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