Einen auf die Lampe gießen

Foto: Barbara Zabka
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Im Bergwerk ist es dunkel. Und kalt, wenn man nicht schuften muss. Diese hautnahe Erfahrung machten die Besucher der Lampenschicht im Industriemuseum Zeche Nachtigall.

Ausgerüstet mit weißen Jacken und Helmen machten sich die Gäste auf den Weg in den Besucherstollen. Noch brannten rechts und links Lampen, die den Weg in den engen Stollen wiesen. Gebückt schritt die Gruppe voller Erwartungen voran - in den Bauch der Erde. Es wurde spürbar kühler.

Regelmäßig ertönte ein Klack-klack. Denn manch einer stieß mit seinem Helm gegen die tief hängenden Stollenstreben. Im ehemaligen Pausenraum der Bergleute ließ die Gruppe sich auf harten Bänken nieder. Spannung und Neugier wuchsen, als das Licht im Stollengang erlosch. Da ergriff Wolfgang Dudek, ehemaliger Bergmann und Experte für Grubenlampen, das Wort. „Unter Tage ist es dunkel. Auch jetzt haben wir nur wenig Licht“, beschrieb er passend die Situation. „Aber es ist nicht stockfinster. Die Augen gewöhnen sich an das Restlicht, so dass wir bei der Glut einer Zigarette sogar eine Zeitung lesen könnten.“

Wolfgang Dudek entführte seine Gäste auf eine Zeitreise. Eine Reise von der Steinzeit bis in die Gegenwart. Dabei „beleuchtete“ er anschaulich die Geschichte des Grubenlichts. Die Steinzeitmenschen drangen auf der Suche nach dem damals wertvollen Feuerstein in die Erde vor. An Erz oder gar Kohle dachte man damals noch lange nicht. Zu einer Zeit, wo es noch keinen Strom oder gar Akkus gab, war man umso mehr auf eine offene Flamme angewiesen.

Zum Anfassen präsentierte der Experte Dudek die verschiedenen Generationen des „Geleuchts“ im Spiegel der Zeit. Der Kienspan, die Fett- und Öllampen. Schließlich den „Westfälischen Frosch“. Er hatte sogar ein richtig antikes Stück aus seiner heimischen Sammlung mitgebracht - eine alte Tonlampe, die mit Öl brannte. „Sich einen auf die Lampe gießen - diese Redensart kommt übrigens aus dem Wortschatz der Bergleute“, erklärte Wolfgang Dudek.

Die Zeitreise vom Kiehnspan bis zum modernen LED-Licht war zwar lang, aber ging in großen Sprüngen schnell zu Ende. Dudek reichte jedes Grubengeleucht den Gästen und erklärte, dass eine offene Flamme in einem feinen Drahtkäfig im Bergwerk nicht gefährlich sei. Dann gab es viele Fragen der Besucher. „Früher hatte man doch Wellensittiche im Stollen, waren es hier denn Nachtigallen?“
Ein anderer Einwand war bedeutsamer. „Auf was kann der Mensch am längsten verzichten - auf Wasser, Essen oder Licht?“ Die Antwort des Lampen-Fachmannes überraschte viele: „Ohne Licht, in völliger Dunkelheit verzweifelt der Mensch. Erst dann kommt die Nahrung.“

Aus Düsseldorf kamen Annette und Rainer Weber: „Im Stollen war es total gut. Wir haben eine Vorstellung bekommen, unter welchen Bedingungen die Bergleute in ihrer Schicht schuften mussten. Unsere Lampenschicht war dagegen nur ein Spaziergang.“

Yannick Stephan war mit seinen 22 Jahren der jüngste Besucher. Gleichzeitig hatte er aber auch die längste Anreise, da er in Berlin zu Hause ist. „So etwas haben wir in Berlin leider nicht“, schwärmte er begeistert. Wieder am Tageslicht gab es zur Stärkung einen typischen Bergmannsimbiss mit Stullen, Kaffee und einem Schnäpsken. Glück auf!

Autor:

Lokalkompass Witten aus Witten

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