Krippenfest: Die Ruhe jenseits der Hauptstraßen

Beim Krippenfest begeisterte die Ruhe jenseits der Hauptstraßen und Innenstädte auch Saskia und Gabriel.
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Wenn die Türen hoch und die Tore weit gemacht werden, steht bekanntlich das Christkind vor der Tür. Ein besonderer Gottesdienst, der dieses Ereignis ökumenisch feierte, fand auf dem Hohenstein statt.

Die evangelische Johannis- und die katholische Mariengemeinde baten zum vorweihnachtlichen Singen und Krippenfest in den Streichelzoo des Stadtwaldes.
Die Ruhe jenseits der Hauptstraßen und der Innenstädte begeisterte die Besucher. „Weihnachten begann nicht in einem Kaufhaus“, bemerkte der stellvertretende Bürgermeister Hans-Ulrich Kieselbach, denn auch schon fast poetisch in seinem kurzen Grußwort an die Besucher, womit er die stimmungsvolle Atmosphäre beschrieb, die herrschte. Im Stall, neben der Krippe, ließ sich etwa der Esel Felix von Kindern streicheln, Bläser der Johannisgemeinde, streng ökumenisch übrigens zusammengesetzt, sorgten für die stimmungsvolle Hintergrundbeschallung, allein der Schnee hatte sich bereits verabschiedet und eher einen grauen Matsch zurückgelassen. „Weiße Weihnacht ist natürlich stimmungsvoll“, sagt Pfarrer Wolfram Linnemann von der Johannisgemeinde. Und so verwies er auf Bilderbücher für Kinder, die sogar Bethlehem im Schnee zeigen. Dass in Bethlehem vor rund 2012 Jahren tatsächlich Schnee gelegen hat, sei allerdings zu bezweifeln, schränkte der Theologe ein. Aber wer war schon dabei ...
Weihnachten ist für die Kinder natürlich auch ein Fest der Geschenke. Wer sich da einmal die Mühe machte, junge Besucher nach ihren Wünschen zu fragen, bekam durchaus überraschende Antworten. Wie etwa von Dana Jovanovic. Die Grundschülerin aus Wengern nämlich wünscht sich zu Weihnachten nur: „Ein schönes Hörspiel. Ich höre gerne Märchen und habe auch kein Lieblingsstück. Ich würde mich über jedes Hörspiel freuen.“ Bei so viel Bescheidenheit strahlte ihre Großmutter Erika Knips, die sich ihrerseits „nur“ Gesundheit wünscht. „Wenn es bleibt, wie es ist, wäre ich schon zufrieden“, so die 73-Jährige.
Beim Thema Geschenke indes bekam der fünfjährige Gabriel Kapmeyer große Augen und Ohren. „Ich wünsche mir ein Ninja-Fahrzeug von Lego. Und einen Ninja-Kreisel. Und Autos zum Spielen. Und Ritter von Lego.“ Saskia Kapmeyer quittierte die Wünsche ihres Sohnes mit einem Lächeln. Welcher Wunsch erfüllt wird, welcher nicht, wollte Saskia Kapmeyer, allerdings auch im vertraulichen Gespräch nicht verraten. Schließlich, so die Wittenerin mit einem verschmitzten Lächeln, „muss letztlich ja das Christkind über die Geschenke entscheiden.“
Dass ein Gottesdienst unter freiem Himmel nicht unbedingt nach Schema F verlaufen muss, das zeigte die Predigt von Pfarrer Winfried Holtgreve von der katholischen Mariengemeinde. Der nämlich hielt keine Predigt im klassischen Sinne, sondern erzählte eine Geschichte, die bei den Besuchern auf großes Interesse stieß. Bekannt ist sicher der Brief der kleinen Virginia an eine amerikanische Zeitung mit der Frage, ob es wirklich einen Weihnachtsmann gibt, worauf der Chefredakteur der Zeitung eine poetische Antwort verfasste, der mit den Worten: „Ja, Virginia, es gibt einen Weihnachtsmann“, in die Geschichtsbücher einging. Wittens Hohensteinbesucher erfuhren derweil vom Brief der kleinen Sarah an die Elektrizitätswerke, in dem sie sich dafür bedankte, dass pünktlich zur Bescherung der Strom ausfiel. „Plötzlich wurde es leise und still“, heißt es in dem Brief. Papa musste seinen neuen Computer Computer sein lassen, und ihr Bruder konnte nicht mehr mit der Playstation daddeln, stattdessen standen plötzlich Kerzen und Besinnlichkeit auf dem Programm. Weihnachten eben, wie es sein sollte. Wofür allerdings erst der Strom ausfallen musste.
Und manchmal, sagt Pfarrer Wolfram Linnemann, braucht man Bilder, um sich das Unvorstellbare vorstellen zu können. Wie einen Stall etwa auf dem Hohenstein, der ein wenig das fassbar machte, was im Stall von Bethlehem einst geschah. Auch wenn sich die kleinen Kinder in Witten beim Gottesdienst etwas mehr für den Esel Felix interessierten als für die kunstvoll gefertigte Krippe im Nebenraum des Streichelzoo-Stalls.

Autor:

Christian Lukas aus Witten

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