Gemeinschaft an der Nähmaschine
Multi-Kulti-Preis 2022 für Nouranour aus Witten

Die Initiative Nouranour erhält den Multi-Kulti-Preis 2022. | Foto: Multikulturelles Forum
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Der Multi-Kulti-Preis 2022 geht (auch) nach Witten: Nouranour konnte sich gegen viele hochkarätige Bewerber aus ganz NRW durchsetzen und wurde vom Multikulturellen Forum für sein vorbildliches Engagement für die multikulturelle Gesellschaft ausgezeichnet.

Aslı Sevindim, Abteilungsleiterin im NRW-Integrationsministerium, vertrat auf der Preisverleihung in der Werkhalle im Union Gewerbehof in Dortmund vor rund 90 Gästen die Laudatio. Da die Jury in diesem Jahr das Engagement zweier Bewerber als gleichermaßen vorbildhaft und besonders bewertet hat, beschloss sie einstimmig, den Titel und auch das Preisgeld zu teilen. Zu diesem Zweck erhöhte das Multikulturelle Forum das Preisgeld, sodass zwei je mit 1.500 Euro dotierte Preise vergeben werden konnten. Der zweite Preis ging an die Kölner Initiative für Bildung und Integration junger Migranten, Coach e.V.

Nachhaltigkeit, Selbstwirksamkeit und Gemeinschaft

Die Mode- und Nähwerkstatt Nouranour richtet sich an Frauen unterschiedlicher Herkunft, die sich mehr berufliche Teilhabe in der Gesellschaft wünschen. Die Werkstatt mit angeschlossener Kinderbetreuung steht allen offen, die eine Leidenschaft für Kultur, Mode, Nachhaltigkeit und Gesellschaft verbindet. Besonders beeindruckt hat die Jury des Multi-Kulti-Preises die Perspektive des Projekts auf das Thema Nachhaltigkeit: Auf der sozialen Ebene sollen Chancen ermöglicht, Talente entdeckt und entfaltet werden. In der Nähwerkstatt entsteht Mode, die im Sinne einer Kreislaufwirtschaft vollständig wiederverwendbar ist. Und wirtschaftlich agiert das Projekt nachhaltig, indem es sowohl anstrebt, durch den Verkaufserlös der Produkte das eigene Fortbestehen zu sichern, als auch den Teilnehmerinnen wirtschaftliche Teilhabe nicht nur in Form von Einkommen, sondern auch in Form von beruflicher Entfaltung ermöglicht. Dieser starke Empowermentgedanke verdiene Respekt und Anerkennung, so verlas Laudatorin Sevindim die Jurybegründung in Vertretung für die diesjährige Schirmherrin, NRW-Staatssekretärin für Integration, Gonca Türkeli-Dehnert, die aus Termingründen kurzfristig absagen musste.
Nouranour-Co-Gründerin Lilia Galarza betonte in ihrer Dankesrede, dass Nouranour ein Ort sei, an dem Menschen mit ihren unterschiedlichen Talenten gemeinsam etwas schaffen: „Wir möchten in dieser Gesellschaft unseren Platz finden und unseren Beitrag leisten – so, wie wir sind, und mit allem, was wir mitbringen.“ Der starke Gemeinschaftsgedanke wurde auch auf der Bühne sichtbar, als viele nouranour-Teilnehmerinnen gemeinsam mit Galarza den Preis entgegennahmen - selbstverständlich mit selbstgenähter Mode bekleidet.

Unterstützung für alle Schutzsuchenden

Weitere Reden des Abends hielten der Geschäftsführer des Multikulturellen Forums, Kenan Küçük, sowie der Geschäftsführer des Paritätischen NRW, Christian Woltering, der auf die Verdienste der Zivilgesellschaft in der Integrations- und Antidiskriminierungsarbeit hinwies: „Ohne Menschen mit Gestaltungswillen, ohne Menschen wie Sie geht das nicht,“ betonte er mit Blick auf die vielen Engagierten im Publikum. Küçük hingegen lenkte den Blick auf die aktuelle Fluchtbewegung aus der Ukraine und forderte Unterstützung für alle Schutzsuchenden sowie einen langen Atem: „Die große Hilfsbereitschaft und die bürokratischen Erleichterungen freuen mich sehr. Nun ist es wichtig, dass es keine Ggeflüchteten erster und zweiter Klasse gibt, dass wir keine Ressentiments aufkommen lassen und dass die Hilfsbereitschaft auch dann nicht nachlässt, wenn es um Jobs und langfristige Perspektiven geht.“

Preis seit 17 Jahren etabliert

Mit dem Multi-Kulti-Preis zeichnet das Multikulturelle Forum seit 2005 Vereine, Initiativen und Personen aus, die sich für die pluralistische Gesellschaft engagieren, Chancengerechtigkeit für Menschen mit Migrations- oder Fluchtgeschichte fördern und Diskriminierung entgegentreten. Der Preis soll Vorbilder in den Blick der Öffentlichkeit rücken, sie für ihr weiteres Engagement stärken und andere zum Nachahmen anregen. Er wird dank finanzieller Unterstützung verschiedener Unternehmen ausgelobt. Der Preisgeber, das Multikulturelle Forum e.V., engagiert sich seit 1985 für das multikulturelle Miteinander und für die gleichberechtigte Teilhabe aller am gesellschaftlichen Leben. Die Einrichtung mit Standorten in sechs NRW-Städten ist von Beratung bis Weiterbildung, vom Arbeitsmarkt bis hin zur politischen Bildung in beinahe allen Bereichen der Integrationsarbeit tätig.

Autor:

Nicole Martin aus Witten

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