Bis das Beil fällt...

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Schiller-Schüler führen „Still Life“ auf

„Die Hühner. Die Hühner sind wir. […] Leben von Tag zu Tag in der Erwartung, geschlachtet und verspeist zu werden. Leben von Minute zu Minute mit der Frage, wann das Beil niedersaust und ihnen den Kopf abhackt.““

Bis auf den letzten Platz gefüllt war die Aula des Schiller-Gymnasiums zur Premiere am Mittwochabend: „Still Life“, ein Theaterstück des amerikanischen Autors Alexander Dinelaris steht in diesem Jahr auf dem Spielplan der Theater-AG. Ein ungewöhnliches Stück, das in seinem linearen Aufbau und der Abfolge kurzer Szenen, die nicht zufällig an Schnappschüsse erinnern, eher einem Drehbuch entspricht.

Liebe, Trauer und Tod

Erzählt wird die Geschichte von Carrie Ann, der erfolgreichen Fotografin, die nach dem Tod des Vaters wie paralysiert ist, und Jeff, dem „Trend Analyst“, der von Trennungsängsten und Selbstzweifeln gequält wird. Die Darstellung dieser zaghaften Annäherung ist eingebettet in ein Geflecht unterschiedlicher Beziehungen, beruflich und privat. Die ganz großen Themen hat sich Alexander Dinelaris vorgenommen: Liebe, Freundschaft, Trauer, Tod, Vergänglichkeit – und Würde, die den Vertretern dieser haltlosen Generation zu fehlen scheint.
Mit erstaunlicher Unbefangenheit und Souveränität gehen die jungen Schauspieler an diese schwere Thematik heran. Kirsten Schneider und Bernhardt Schardt verleihen den Hauptfiguren prägnante Züge, vermögen die Ambivalenz der Charaktere und ihre Entwicklung überzeugend darzustellen. Großartig auch Hendrik Bahr als Jeffs Freund und Chef Terry, der emotional (im wahrsten Sinne des Wortes) über Leichen geht und als Kokain schnupfender Schürzenjäger mehr als eine Frau in die Flucht schlägt. Selbst der Jüngste im Bunde, Matthias Bremshey, der ausgerechnet den Ältesten spielt, Carrie Anns Vater, meistert seine Rolle mit Bravour.

Intensive Probenarbeit

Studienrat Stefan Braun, seit vielen Jahren Leiter der Theater-AG, hat mit seinen jungen Schauspielern in einjähriger Probenarbeit das Stück eingeübt, das sich durch hohes Tempo, ungewöhnliche Leitmotivik und teils befremdliche Symbolik auszeichnet. Fast professionell ist seine Arbeit mit den Schülern, traditionell verbringen die Mitglieder der AG jeweils im Januar die sogenannten Probentage in einem Gästehaus in Essen-Kettwig, um intensiv am Stück und an den Charakteren arbeiten zu können: „Neben der Vorbereitung des Stückes haben diese Tage natürlich auch einen positiven Einfluss auf Zusammenhalt und Gruppendynamik.“
Und wenn dann doch mal einige Kleinigkeiten schief gehen, sorgt das beim Publikum eher für Erheiterung. Am Ende darf man allerdings getrost die Taschentücher zücken, denn die vermeintliche Leichtigkeit der Handlung um die Yuppies, die sich so schwer tun mit Verantwortung, verfliegt angesichts der dramatischen Entwicklung der Geschehnisse und der inneren Wandlung und Sinnsuche der zentralen Figuren.

An dieser Stelle soll aber nicht zu viel verraten werden, denn es gibt noch weitere Gelegenheiten, sich die Aufführung anzusehen:

Weitere Aufführungen am
28.5 und 29.5.2013
Beginn jeweils 19.30 Uhr
Aula des Schiller-Gymnasiums
Eintritt: Schüler/Studenten € 3, ansonsten € 5

Homepage: www.schiller-witten.de

Autor:

Claudia Stracke aus Witten

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