Historisches Erbe versus Zukunftsgestaltung

Bei alten Immobilien in Xanten wird gerne vom historischen Erbe der Stadt gesprochen, das nicht verkauft werden dürfe. Ja, Xanten hat eine bemerkenswert schöne Innenstadt. Ein Pfund mit dem gewuchert werden darf. Leider wird aber gerne mit zweierlei Maß gemessen. Der Marktplatz war vor dem aktuellen Umbau vielleicht nicht perfekt, aber authentisch und prämiert. Er war nicht glatt geleckt, sondern hatte Charakter. Jetzt gibt es statt dessen einige tausend Quadratmeter modernes, aber gesichtslos-austauschbares Pflaster, wie es in hunderten Städten zu finden ist. Warum wurde umgebaut? Weil plötzlich ein unsinniger Topf mit Fördermitteln zur Verfügung stand. Eigene Langfristplanung? Fehlanzeige.

Jetzt die neue Diskussion um das Karthaus, in der teilweise entlarvende Statements von Xantener Kommualpolitikern. So sieht Pankraz Gasseling (CDU) "eine Verpflichtung für das historische Erbe". Und Zukunftspläne macht er von Fördermitteln abhängig. Zitat: "Ich gehe zurzeit nicht davon aus, dass wir schon 2011 Fördermittel dafür erhalten. Dann müssen wir's auch nicht planen." Zitat Ende.
Also Verpflichtung ja, aber zahlen sollen andere.

Übrigens: Immobilien heissen so, weil sie eben nicht mobil sind. Wenn das Karthaus verkauft wird, bleibt es sehr wahrscheinlich in Xanten. Das viel beschworene Erbe bliebe also auch bei einem Verkauf erhalten. Anstatt sich an Immobilien zu klammern, sollten die gewählten Vertreter der Bürgerinnen und Bürger vielleicht lieber das tun, wofür sie bezahlt werden. Nämlich sich um die Zukunft Gedanken zu machen. Und die liegt m.E. nicht in alten Ziegeln. Sondern in den Köpfen, in einem breit gefächerten Gewerbe mit attraktiven Arbeitsplätzen, in einem interessanten Bildungs-, Kultur- und Sozialangebot, in recourcenschonender Technik und ganz besonders in langfristig soliden Finanzen. Vielleicht sollte die Diskussion besser in diese Richtung gelenkt werden.

Autor:

Axel Götze-Rohen aus Xanten

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