Wiesen-Bärenklau oder Riesen-Bärenklau - Wissenswertes über beide Arten!

Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium): Verschiedene Ansichten.
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11.08.2015

Von Christel und Hans-Martin Scheibner

Bärenklau (Heracleum) ist eine Pflanzengattung, die zur Familie der Doldenblütler (Apiaceae) gehört. Es gibt etwa 70 Heracleum-Arten. Weil die lappig gestielten und behaarten Blätter Tierfüßen ähneln, hat diese Pflanzenart den Namen Bärenklau (= „Bärenklaue“) erhalten. Der Gattungsname Heracleum ist abgeleitet von Heracles, dem griechischen Helden der antiken Sagenwelt. Oft wird er mit anderen Pflanzen verwechselt, welche ebenfalls Doldenblüten tragen, aber auch der hier weit verbreitete Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium) oft mit dem eingeschleppten Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum). Im Anschluß möchten wir näher auf diese beiden Arten eingehen.

Vorkommen

Die meist zwei - selten mehrjährige Pflanze kommt auf Fettwiesen und Staudenfluren, an Ufern und Gräben, in Auenwäldern und deren Säumen, in Hochstaudenfluren und Weg- und Ackerrändern vor und bevorzugt lockeren, feuchtem Boden.

Herkunft und Verbreitung

Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium)

Die oder der Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium), auch Echter oder Gemeine Bärenklau genannt, ist im Gegensatz zum Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum) in Europa heimisch. Mit einer Samenproduktion von etwa 3.000 Samen pro Pflanze ist Vermehrungsrate längst nicht so hoch wie die des Riesenbärenklau.

Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum)

Schön, aber sehr gefährlich ist der ursprünglich aus dem Kaukasus stammende und deshalb als Neophyt geltende meist zweijährige Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum), welcher Ende des 19. Jahrhunderts nach Europa gebracht wurde. In Deutschland wurde die auch als Herkuleskraut bezeichnete Staude zunächst in Botanischen Gärten angepflanzt, bevor sie ihren Einzug auch in Privatgärten hielt. Für unspezialisierte Blütenbesucher, vor allem Hautflügler, Schwebfliegen und Käfer, bietet der Riesenbärenklau reichlich Nahrung, sodaß Imker die Pflanze als hervorragende Bienenweide entdeckten und wurde insbesondere in der zweiten Hälfte des 20sten Jahrhunderts Imkern als Bienentrachtpflanze empfohlen, welche sie fleißig aussäten. Um Deckung für Wildtiere zu schaffen, setzte man die Staude auch in der Forstwirtschaft ein. Schnell fand die vermehrungsfreudige Pflanze ihren Weg in die freie Natur, wo sie in großen Mengen zu finden ist und zum Teil heimische Arten verdrängt. Als sogenannte Pionierpflanze kann sie bis zu 30.000 Samen pro Blütendolde produzieren, was ihre rasante Ausbreitung erklärt. Wird vor der Blüte gemäht, nutzt die Pflanze ihr enormes Regenerationspotenzial in Form von Nachtrieben und Notblüten. Sowohl ihr hoher Wuchs als auch der Aufbau dichter Bestände verändern das Landschaftsbild, Massenbestände an Fließgewässern können zu Ufererosion beitragen. Ihre phototoxische Wirkung macht sie zu einer Gefahr für die menschliche Gesundheit. Obwohl Heracleum mantegazzianum zu den am meisten bekämpften Neophyten gehört, blieben in den meisten Fällen die Maßnahmen erfolglos.

Merkmale:

Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium)

Stengel aufrecht, kräftig, gerieft, hohl, stachelig behaart, nicht gerötet. Blätter graugrün gefärbt, groß, gerundet, leicht behaart, ungleich gelappt, eingeschnitten. Seitentriebe und Blütenstände wachsen am Grund der Stengelblätter aus bauchigen Blattscheiden. Weiße tellerförmige Einzelblüten, als Doppeldolde angeordnet, Durchmesser bis zu 25 cm, Geruch eher unangenehm (u.a. durch Trimethylamin). Höhe je nach Standort 50 bis 150 cm.

Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum)

Stengel am Grund bis 10 cm dick, hohl, gefurcht, fast unbehaart, trägt vor allem im unteren Bereich purpurfarbene Flecken. Blätter grün, 1 bis 3 m lang, 3 - 5teilig mit fiederteiligen Abschnitten. Blütenstand mit weißen bis rosafarbenen Blüten, bis zu 80 cm Durchmesser, Geruch eher unangenehm (u.a. durch Trimethylamin). Höhe je nach Standort 2 - 5 Meter und damit größte Staude im europäischen Raum. Pfahlwurzel blaßgelb mit gelblichem Milchsaft, bis zu 60 cm lang, im oberen Bereich bis zu 15 cm dick.

Da wir diese imposante Pflanze bisher hier nicht entdeckt haben, sind im Anschluß unserer Bildergalerie einige freigegebene Photos von Wikipedia zwecks Veranschaulichung zu finden.

Giftigkeit und Verwendbarkeit

Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium)

Der Wiesen-Bärenklau ist nicht nur schon seit früheren Zeiten eine geschätzte Heilpflanze, sondern im jungen Pflanzenstadium auch eine beliebte Nahrungspflanze.

Die Wurzel wirkt z. B. verdauungsfördernd und blutdrucksenkend, wird bei Husten und Heiserkeit eingesetzt und wurde als dem Ginseng ähnliches Verjüngungsmittel und als Aphrodisiakum genutzt. Da der Bärenklau früher in der Geburtsheilkunde eingesetzt wurde, bezieht sich hier die Bezeichnung auch auf den Begriff „gebären“. Eine aus der frischen Heilpflanze gewonnene Essenz findet in der Homöopathie bei Verdauungsschwäche und bei Hautleiden Verwendung.

Die jungen Blätter, Blattstengel und Blütenknospen werden einzeln oder zusammen mit anderen Wildkräutern für Aufläufe, Suppen, Füllungen und Salate genutzt. Gedünstet und mit Salz und Sahne verfeinert sollen die Blätter einen angenehm würzigen, vollmundigen Eigengeschmack haben und auf der Zunge zergehen, ohne die Bitternote anderer Wildkräuter zu besitzen. Oft reicht schon eine 10minütige Garzeit. Die noch grünen Früchte gelten als delikate Würze für Brot oder auch Likör.

Mit dem getrockneten Kraut läßt sich Wolle in Gelb- oder Olivtönen färben.

Zwar kann auch der Wiesen-Bärenklau in großen Mengen zu Beschwerden führen, allerdings ist die Gefahr dafür gering, da er im Gegensatz zum Riesenbärenklau nur eine kleine Menge an Furanocumarine enthält. Bereits die bloße Berührung auch unserer heimischen Pflanze, besonders im Sonnenlicht (UV-Strahlung), kann bei empfindlichen Personen eine Wiesengräserdermatitis in Form leichter Hautrötungen auslösen. So wird auch allgemein beim Ernten, Waschen und Zerkleinern Handschuhe das Tragen von Handschuhen empfohlen.

Die Pflanze ist nicht nur eine Futterquelle für Wildtiere, sondern auch Kühe, Schafe, Ziegen, und Kaninchen fressen den jungen Wiesen-Bärenklau gern, nur Pferde meiden ihn, wohl wegen der stacheligen Stiele.

Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum)

Im Gegensatz zu unserem heimischen Wiesenbärenklau ist der Riesen-Bärlenklau KEINE Heilpflanze und NICHT ZUM VERZEHR GEEIGNET !!!

Die gesamte Pflanze enthält auch die für Menschen gefährliche Furanocumarine, welche als Abwehr gegen Fraßfeinde und Pilze produziert werden und für etliche Tiere giftig sind. Beim Menschen lösen sie eine sogenannte Wiesendermatitis aus. Bei Berührung und Sonneneinstrahlung kann es schon zu brennenden und juckenden Rötungen kommen. Bereits nach 20 Minuten entzündet sich die Haut und löst Juckreiz, Rötung und Blasen aus, welche nur langsam abheilen und Narben sowie Pigmentierungen hinterlassen können.

Allerdings fressen Rinder, Schafe, Ziegen und Schweine gerne diese Pflanze, allerdings neigen hellhäutige und wenig dicht behaarte Rassen zu Hautschädigungen. Pferde rühren diese Pflanze kaum an und sind eher durch Hautschädigungen gefährdet. Vor einigen Jahren fand man heraus, daß Schottische Hochlandrinder den Riesenbärenklau besonders lieben. Sie beißen diesen komplett weg, lassen nur hülsenartige Stengelreste zurück, in welche das Wasser hineinläuft und so die restlichen Pflanzenteile verfaulen läßt. Schafe halten den Bärenklau zwar kurz, doch die Wurzeln überleben im Boden und werden zudem vom Schafskot noch gedüngt, sodaß die Pflanzen immer wieder austreiben.

Bienen- und Insektenweide

Beide Arten verströmen einen unangenehmen Geruch (u.a. durch Trimethylamin), und enthalten neben Nektar reichlich ätherische Öle; sie wirken somit unwiderstehlich auf viele Insektenarten. Der Nektar liegt ähnlich wie beim Wiesenkerbel (Anthriscus sylvestris) offen in der Blüte und ist daher auch für kurzrüsselige Insekten gut erreichbar. Sie gelten als Hummel- und Bienenweide.

Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium)

Bis zu hundert verschiedener Arten (verschiedene Mücken, Fliegen, Hautflügler, Schmetterlinge, Fransenflügler und Käfer) werden von dem etwas unangenehmen Geruch angelockt. Diese Pflanze ist die Hauptpollenquelle für die Sandbiene. In den dicken Stengeln überwintern außerdem eine ganze Reihe von Insektenarten.

Die nachfolgende Bildergalerie zeigt eine kleine Auswahl: darunter Wespen, Marienkäfer, Taufliegen Drosophilidae (auch Obst-, Frucht-, Gär-, Most- oder Essigfliegen genannt), Gewöhnliche Langbauchschwebfliege (Sphaerophoria scripta), Mistbiene (Eristalis tenax), der Rote oder Rotgelbe Weichkäfer (Rhagonycha fulva), unbekannte Fliegen. Photos: Xanten-Marienbaum & Umgebung.

Autor:

Hans-Martin Scheibner aus Xanten

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