Malen gegen das Vergessen: Ausstellung mit Werken von Demenzkranken in der Dortmunder Berswordthalle

17. Oktober 2014
09:00 Uhr
Berswordthalle, 44135 Dortmund
Liebevoll gestaltet präsentierte sich die Ausstellung im Frühjahr in der Parkresidenz. | Foto: privat
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  • Liebevoll gestaltet präsentierte sich die Ausstellung im Frühjahr in der Parkresidenz.
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Viele Menschen glauben, dass die Diagnose „Demenz“ auch gleichzeitig das Ende ihres Lebens markiert. Dass man trotz (oder gerade mit?) Demenz kreativ und schaffensfreudig sein kann, zeigt einmal mehr eine Ausstellung in der Berswordthalle, die auch Werke von dementen Menschen zeigt.

Seit Dezember 2013 gibt es im Fachpflegezentrum Park Residenz an der Rosemeyerstraße eine Malgruppe, die als erweitertes Kreativangebot auch für die dementiell veränderten Bewohner des Hauses ins Leben gerufen wurde. Spontan fanden sich etwa ein Dutzend Teilnehmer mit und ohne Demenz zusammen, um gemeinsam zu malen. Und das, obwohl einige vorher noch nie gemalt hatten.

Initiiert wurde die Gruppe von der Dortmunder Künstlerin Bettina Köppeler. Mit Erfolg: Die Gruppe trifft sich seit der Gründung einmal in der Woche, um mit Farben zu arbeiten. „Wichtig in den Malstunden, ist, die Senioren in ihrem Tun nicht allein zu lassen“, erklärt Bettina Köppeler. Eine feste Themenvorgabe und Hilfe im Umgang mit den Materialien gibt Orientierung.

Erinnerungen an die Schulzeit

Während der regelmäßigen Malstunden erinnert sich so mancher Demenzkranker wieder an das malerische Tun – zum Beispiel wie er es in der Schule gelernt hat – und braucht daher in der Handhabung von Farben und Pinsel kaum Unterstützung.

„Die Kunsttherapie erreicht Demenz-Patienten auf der emotionalen Ebene“, weiß die Deutsche Alzheimer Gesellschaft, die im Malen einen Weg sieht, Demenz-Kranke zu beruhigen, aber auch zu motivieren und eigene Fähigkeiten zu entdecken, die Künstler fühlen sich nützlich und wertvoll.
„In ihren Bildern erinnern die Senioren außerdem an Erlebnisse aus der Vergangenheit und machen diese Erinnerungen wieder lebendig“, erklärt dazu Bettina Köppeler. So konnte Bettina Köppeler in einer anderen Demenz-Malgruppe mit Aufgabenstellungen wie „Kinderzimmer“ oder „Weihnachten“ verschüttete Erinnerungen sichtbar machen.

Bettina Köppeler ist in der Gruppe immer wieder erstaunt über den hohen künstlerischen Wert der Arbeiten. „Da macht es mich manchmal schon etwas ungeduldig, wenn der Maler oder die Malerin selber nicht zufrieden sind mit ihrem Werk“, schmunzelt die Künstlerin. „Aber gerade diese hohe Qualität zeigt, dass Kunst im Alter nicht einfach aufhört und dass man sehr wohl auch im hohen Alter und trotz körperlicher oder geistiger Beeinträchtigungen künstlerisch wertvoll arbeiten kann“, so Köppeler.

Ausstellung beginnt am Freitag

Nachdem das Projekt der Park Residenz bei den Teilnehmern so gut ankam, beschloss man, mit den erstellten Kunstwerken in die Öffentlichkeit zu gehen. Nach einer sehr erfolgreichen und auf großes Interesse gestoßenen Vernissage im eigenen Haus „erobert“ man mit seinen Bildern nun die Berswordthalle im Stadthaus am Friedensplatz.

Vom 17. bis zum 31. Oktober sind die Werke der Malgruppe hier zu sehen. Damit möchte man nicht nur den Künstlern Anerkennung zukommen lassen, sondern man möchte auch die Öffentlichkeit darauf aufmerksam machen, was Menschen mit Demenz leisten können. „Nicht die Krankheit soll in den Fokus der Betrachtung rücken, sondern der kreative Mensch“, macht Residenzleiter Frank Jendhoff deutlich.

Autor:

Lokalkompass Dortmund-Süd aus Dortmund-Süd

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