"Die Menschen wollen angerührt werden" - Einzigartige orientalische Wandelkrippe ist am Sonntag im Rahmen der stadtweiten Krippenschau in der Gartenstädter St.-Martin-Kirche zu bestaunen

8. Januar 2012
15:00 Uhr
St.-Martin-Kirche, 44141 Dortmund
Sie ist Kirchenvorstandsmitglied, Denkmalpflegerin und Krippen-Expertin: Dr.-Ing. Bettina Heine-Hippler stellt interessierten Besuchern der Gartenstädter St.-Martin-Kirche am Sonntag (8.1.) die einzigartige Wandelkrippe vor. - Hier präsentiert sie den Kameltreiber mit seinem Dromedar, mit echten Teppichen und sonstigem Gepäck bestückt. | Foto: Günther Schmitz
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  • Sie ist Kirchenvorstandsmitglied, Denkmalpflegerin und Krippen-Expertin: Dr.-Ing. Bettina Heine-Hippler stellt interessierten Besuchern der Gartenstädter St.-Martin-Kirche am Sonntag (8.1.) die einzigartige Wandelkrippe vor. - Hier präsentiert sie den Kameltreiber mit seinem Dromedar, mit echten Teppichen und sonstigem Gepäck bestückt.
  • Foto: Günther Schmitz
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Wenn am Sonntag, 8. Januar, von 15 bis 18 Uhr eine ganze Reihe katholischer Gemeinden stadtweit zur Krippenschau einladen, bietet im Dortmunder Osten - neben den Gotteshäusern in Husen und Kurl - speziell die Gartenstädter St.-Martin-Kirche ein überaus lohnenswertes Ziel. Nicht nur wegen des Krippencafés, in dem die Katechetinnen Kaffee und Kuchen anbieten.

Seit dem 1. Advent wird die riesige orientalische Wandelkrippe Sonntag für Sonntag umgebaut - und fasziniert Woche für Woche neu mit einem anderen Bild und Thema die kleinen und großen Kirchgänger in der St.-Martin-Kirche.
„Da bekommt das Krippenbild der Herbergssuche am 2. Advent plötzlich ganz aktuelle Bezüge, wenn unser Pfarrer im Gottesdienst zur Möbelspende für eine obdachlose Familie aufruft“, zeigt sich selbst Dr.-Ing. Bettina Heine-Hippler (50), Initiatorin der neu belebten Krippentradition in St. Martin, Wochen danach immer noch gerührt.
Und tatsächlich: Von außen wirkt das moderne Gartenstädter Gotteshaus an der Gabelsbergerstraße vergleichsweise nüchtern, doch drinnen schlägt den Besucher gleich links neben dem Eingang die riesige, in Dortmund einzigartige 9,5 mal 2 Meter große orientalische Krippenlandschaft in den Bann:
Selbst die Gepäcktaschen der Heiligen Drei Könige sind mit Gerste und Weizen, die kleine Truhe mit Schmucksteinen gefüllt. Dazu Versatzstücke aus Israel - echte Steine vom Toten Meer - und aus Südamerika - Stofffiguren aus der Partnergemeinde Bambamarca. Unzählige Details lassen sich so entdecken und versetzen den Betrachter immer wieder neu ins Staunen. - Manch einer fängt vor der Krippe an zu beten ...
„Es kommen Leute, die sonst gar nicht auftauchen“, freut sich Expertin Heine-Hippler: „Die Menschen spüren einfach die Sehnsucht. Die Weihnachtsgottesdienste sind brechend voll.“ - Und auch die eigene Krippen-Begeisterung der Denkmalpflegerin wächst von Jahr zu Jahr: 2010 hat sie gemeinsam mit ihrem Mann und Fotografen Bernd Hippler die umfassende Dokumentation „Die Weihnachtskrippen der Dortmunder Kirchen“ veröffentlicht, organisiert Krippentouren.
Angefangen hatte alles vor sieben Jahren mit der von Heine-Hippler, Mitglied im Kirchenvorstand von St. Martin, initiierten Restaurierung der teilweise bis zu 100 Jahre alten handgeschnitzten Krippenfiguren. Seitdem werden diese Unikate - viele stammen aus der Oberammergauer Werkstatt Lang - Jahr für Jahr wieder in St. Martin aufgebaut, früher unterhalb des Altars, mittlerweile auf der Nordseite des Gotteshauses unter den großen Kirchenfenstern gegenüber der Orgel. Über 20 Gemeindemitglieder helfen dabei, sie steuern teils die Ausstattung bei und arbeiten teils tatkräftig mit.
Neu ist in diesem Jahr das von Künstlerin Anne Pieper extra angefertigte 17,2 m² große eindrucksvolle Orient-Panorama, gemalt auf mit Kaffee grundierten Leinwänden: Links die Stadt in der Ferne symbolisiert das himmlische Jerusalem. Und vor der Weihnachtskrippe, vorm Zaun, steht der hölzerne Opferkasten mit dem kleinen Franziskaner-Mönch. Dieser (politisch korrekte) Ersatz für den früher üblichen so genannten Nickneger läutet, wenn man denn die Sammeldose mit einem 20-Cent-Stück füttert, sein Glöcklein. „Er ist der Liebling aller Kinder“, schmunzelt Heine-Hippler.
Einzigartig in Dortmund macht die Krippe in St. Martin neben dem ausgereiften liturgischen Konzept, dem Krippenbild und der Landschaft noch ein weiteres Merkmal. Ein Bachlauf aus blauem Tuch, gesäumt von Kieselsteinen, teilt das orientalische Diorama in St. Martin: links der neutestamentarische Teil, rechts der alttestamentarische Teil. Krippen-Expertin Heine-Hippler erläutert: „Ochs und Esel oder die drei Könige werden nämlich nur bei Jesaja angekündigt, tauchen im Lukas-Evangelium - wie vieles - gar nicht auf.“
Auch morgen Nachmittag (8.) bei der Krippenschau wird vieles neu zu entdecken sein. Und Bettina Heine-Hippler wird alles - bei Bedarf - gerne näher erläutern. Kommen werden sicherlich wieder viele. „Die Menschen wollen angerührt werden. Menschen brauchen Geschichten“, ist auch Heine-Hipplers Freundin Gemeindereferentin Martina Grothues überzeugt.
Und wenn die Weihnachtskrippe in St. Martin abgebaut wird? - „Dann bauen wir mit den Kindern der Gemeinde die Osterkrippe auf!“, freut sich Bettina Heine-Hippler. Doch die ist eigentlich eine eigene Geschichte wert.

Autor:

Ralf K. Braun aus Dortmund-Ost

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