Sinfoniekonzert: Beethoven, Wagner, Stravinsky

2. Mai 2015
19:30 Uhr
Theater Duisburg, 47051 Duisburg

Richard Wagner: Sigfried-Idyll, WWV 103
Igor Stravinsky: Pulcinella-Suite
Ludwig van Beethoven: Sinfonie Nr. 6, "Pastorale"

studio-orchester duisburg
Leitung: Thomas Jung

In Erwartung des Sommers

Das Publikum, das sich am 22. Dezember 1808 im Theater an der Wien eingefunden hatte, war nicht zu beneiden. In den Räumlichkeiten war es bitterkalt – und das bei einem Konzert, das die stolze Länge von vier Stunden hatte. Angesichts derartiger Rahmenbedingungen wird es selbst hartgesottenen Musikliebhabern schwer gefallen sein, sich bei der Premiere von Beethovens 6. Sinfonie, genannt „Pastorale“ in die gelöste Atmosphäre eines wunderbaren Sommertages hineinzuversetzen. Vielleicht war dies der Grund, warum dem Werk bei seiner ersten Aufführung ein eher kühles Echo beschieden war?
Möglicherweise war es aber auch die Andersartigkeit dieser 6. Sinfonie, die das Publikum fremdeln ließ. Beethoven hatte sich mit seiner „Pastorale“ zum Ziel gesetzt, die Empfindungen beim Anblick der Natur in Musik zu setzen: "Ist es doch als ob jeder Baum zu mir spräche auf dem Lande: heilig, heilig! Im Walde Entzücken! Wer kann alles ausdrücken?"
Auch wenn in der Pastorale unschwer viele Naturlaute zu hören sind, so z.B. einzelne Vogelrufe, das Plätschern eines Bachs oder der Ausbruchs eines Gewitters, so betonte Beethoven, dass es sich nicht um Programmmusik handele, sondern dass seine Sinfonie "mehr Ausdruck der Empfindung als Malerey" sei.

Als die weltberühmte russische Balletttruppe von Serge Diagilev 1920 das Ballett „Pulcinella“ rausbrachte, traute das Publikum seinen Ohren nicht: Diese elegante und beinahe liebreizende Musik sollte aus der Feder Igor Strawinskys stammen, jenes Komponisten, dessen Markenzeichen die brachiale Urgewalt seiner Musik war und der mit seinem Werk „Le Sacre du Printemps“ 1913 für einen unvergessenen Theaterskandal gesorgt hatte?
„Pulcinella“ klang in weiteren Teilen wie Barockmusik, und das gefiel denjenigen, die Strawinsky als Protagonisten avantgardistischer Musik verehrten, ganz und gar nicht. Dabei war Strawinskys Ansatz deutlich subtiler als dies auf den ersten Blick scheint. Er griff auf Stücke zurück, die als Kompositionen des Barockkomponisten Pergolesi überliefert waren, und behandelte dieses musikalische Material so, als „würde er ein eigenes, älteres Werk bearbeiten.“ Die barocken Melodien blieben zwar erhalten, sie wurden aber immer wieder kräftig gegen den Strich gebürstet und mit musikalischer Raffinesse verfremdet. Das Ergebnis ist ein überaus charmantes Werk, das einerseits eine Hommage an die Musik der Vergangenheit ist, aufgrund seines satirischen Charakters aber zugleich ironische Distanz zu ihr hält.
Zwei Jahre nach der Erstaufführung des Balletts stellte Strawinsky Teile seiner Komposition zu einer Orchestersuite zusammen.

„Tribschener Idyll mit Fidi-Vogelgesang und Orange-Sonnenaufgang, als Symphonischer Geburtstagsgruss. Seiner Cosima dargebracht von Ihrem Richard.“, diesen Titel trug Richard Wagners sinfonische Dichtung „Siegfried-Idyll“ in der Urfassung.
„Fidi“ war ein Kosename für Siegfried, den im Jahr zuvor geborenen Sohn von Cosima und Richard Wagner. Dies sowie der Umstand, dass Richard Wagner in dem Werk viele Motive aus seiner Oper „Siegfried“ verarbeitet, macht deutlich, dass nicht nur der anstehende Geburtstag Cosimas den Impuls zur Komposition des Werks gab, sondern vor allem auch die Geburt des Stammhalters. Im „Siegfried-Idyll“ stellt Richard Wagner einmal mehr seine Meisterschaft im Bereich der Klangfarben-Behandlung unter Beweis.

Text: Christoph Bruckmann

Autor:

Ghislaine Valera aus Duisburg

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