Werner Weidemann: "Das Ehrenamt können Sie vergessen!"

28. November 2015
10:00 Uhr
Zweifachturnhalle, 47589 Uedem

Von franz geib

Am kommenden Samstag, 28. November, ist das G-Team Uedem Gastgeber des 13. „respect“-Hallenfußballturniers um den Hans-Diedrich-Wanderpokal (siehe Kasten). Es wird das letzte Turnier dieser Art sein, das G-Team wird aufgelöst.

„Wir haben das bei unserer außerordentlichen Jahreshauptversammlung bereits ausgesprochen, da sich niemand gefunden hat, der die Führung des gut aufgestellten Vereins übernehmen will“, verriet Werner Weidemann dem Gocher Wochenblatt.

Aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten

Der 1. Vorsitzende und der Kassenwart Ulli Quirrenbach hatten im Frühjahr diesen Jahres gegenüber dem Vorstand ihren Rücktritt erklärt, da sie aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr aktiv am Geschehen teilnehmen können.
Seitdem hat der Verein vergeblich versucht, Nachfolger auf diesen Vorstandsposten zu finden. Zu viel Arbeit und Scheu vor der Arbeit mit Behinderten habe man dem 1. Vorsitzenden gegenüber als Gründe gegen ein derartiges Engagement aufgeführt, erklärt Weidemann resigniert.

Zu viel Arbeit und Scheu vor Behinderten

Dies und der starke Mitgliederschwund hätten darum dazu geführt, dass zum Jahresende 2015 die Löschung des G-Teams aus dem Vereinsregister beantragt wurde.
„Das Ehrenam können sie vergessen“, lautete die heftige Reaktion des Uedemers, der anhand von Beispielen aufzeigt, dass nicht nur das G-Team in dieser misslichen Lage ist: „Ich kenne sogar Fußballvereine aus Goch, deren Vorsitzende händeringend einen Nachfolger suchen. Doch auch dort zeigt sich niemand bereit dazu, sich intensiv einzubringen.“

Das G-Team war Weidemanns Lebenswerk

Das G-Team aus Uedem war Weidemanns Lebenswerk. Angefangen hatte alles 2005. Weidemann war damals Trainer und Betreuer einer Fußballmannschaft für Menschen mit Behinderungen bei einem örtlichen Sportverein. Als er seine Vereinsmanagerlizenz verlängern wollte, wurde der Uedemer auf die respecct-Kampagne des Westdeutschen Fußball- und Leichtathletikverbandes angesprochen.
Die Idee kam ihm gerade recht, denn ihm war klar, dass Gewalt und Rassismus im Sport nichts zu suchen haben. Also fragte er beim WFLV nach, ob er nicht ein Fußball-Turnier für Werkstattmannschaften mit behinderten Sportlern organisieren könne.

In kurzer Zeit 32 Mannschaften zusammen

Gefragt, genehmigt, getan. Innerhalb kurzer Zeit hatte Weidemann ein Turnierfeld mit 32 Mannschaften beisammen, die das erste respect-Turnier um Medaillen und einen Wanderpokal bestritten.
Von da an ging es Schlag auf Schlag. Etliche Nachfragen aus ganz NRW und sogar außerhalb der Landesgrenzen bestätigten Weidemanns Konzept. Bis heute kann der Uedemer auf 21 Patenverträge mit Fußballvereinen und Werkstätten für Behinderte hinweisen.

Uwe Seeler und Co. waren Ehrengäste

Sogar ehemalige Bundesliga- und Nationalspieler wurden auf die respect-Kampagne aufmerksam, ehemalige Profis wie Uwe Seeler, Franz Beckenbauer, Uli Hoeneß, Bernard Dietz, Oliver Bierhoff, oder Ulli Stein stellten sich in den Dienst der guten Sache und konnten als Ehrengäste bei den Turnieren begrüßt werden.
Der 1. FC Köln hatte gleich zu Beginn der Turnierserie Herz und stellte 2005 den 400 geistig behinderten Sportlern und Betreuern Eintrittskarten für ein Bundesligaspiel zur Verfügung.

Eine Geschichte ohne Happy End ...

Auch die Siegerehrung sollte vor dem Spiel gegen den FC kaiserslautern vorgenommen werden, sodass die respect-Kampagne gleichzeitig vor 55.000 Zuschauern vorgestellt werden konnte.
Seitdem haben Weidemann und Co. 50 Turniere in und außerhalb von Uedem plus Reisen und Sportevents organisiert.
Doch das alles ist nun leider eine Geschichte ohne ein Happy End ...
Was bleiben sind die Gedanken an die Begegnungen, wie Weidemann nach insgesamt 35 Jahren Ehrenamt meint: „Die Herzlichkeit dieser Menschen mit Behinderungen wird mir ewig in Erinnerung bleiben. Ich habe in all diesen Jahren viele Freunde gewinnen können...“

Autor:

Franz Geib aus Goch

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