Wenn Sekunden zählen…

14. Juli 2012
10:00 Uhr
DRK-Zentrum, 44866 Bochum
In den DRK-Kursen soll den Menschen die Angst vor der Ersten Hilfe genommen werden!
  • In den DRK-Kursen soll den Menschen die Angst vor der Ersten Hilfe genommen werden!
  • hochgeladen von Christian Lange

Bei der Ersten Hilfe klaffen Anspruch und Wirklichkeit auseinander: Fast jeder hält sie für wichtig und lebensrettend, doch nur wenige wissen, wie sie im Notfall handeln müssen.

Auf der Landstraße hat es schwer gekracht: Zwei Autos und ein Radfahrer sind in den Unfall verwickelt, ein schwer Verletzter liegt blutend auf der Straße, andere sind bewusstlos im Auto eingeklemmt. Jede Sekunde zählt, um Menschenleben zu retten. Doch ein Notarzt ist weit und breit nicht zu sehen. Was, wenn man nun selbst zufällig der Erste vor Ort ist? Was kann, was muss man tun? Viele verdrängen die Frage, für manche ist die Vorstellung sogar ein echter Albtraum. Helfen will eigentlich jeder, doch über das Wie der richtigen Hilfe herrscht Unsicherheit und Unkenntnis. "Viele Menschen haben große Angst, dass sie etwas verkehrt machen würden", meint DRK-Kreisverbandsarzt Thorsten Schleifer und bringt damit auf den Punkt, was viele Menschen denken, die nicht aus der medizinischen Praxis kommen.

Dass dies kein Einzelfall ist, zeigen verschiedene Studien des Automobilclubs ADAC oder auch des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) aus den vergangenen Jahren. Zwar greifen demnach 80 Prozent der Personen mit Ersthelfer-Ausbildung bei einer Notfallsituation aktiv ein. Aber nur 35 Prozent fühlen sich einigermaßen sicher und wissen, was konkret zu tun ist.

Zunächst gehe es darum, "den Leuten die Angst zu nehmen", erklärt Thorsten Schleifer, als Notarzt selbst im Bochumer Stadtgebiet im Einsatz. Deswegen habe auch das Rote Kreuz die Erste-Hilfe-Ausbildung mittlerweile verändert. Während früher jeder Handgriff starr sitzen musste, vermitteln die aktuellen Kurse heute ein anderes Leitbild: Man kann nichts falsch machen, außer man macht überhaupt nichts.

"US-Studien über Herz-Kreislauf-Stillstände haben gezeigt, dass Patienten durch einen Ersthelfer-Einsatz immer geholfen wurde, auch wenn fachlich alles falsch gelaufen ist", betont der aktive Rotkreuzarzt. Dies bedeute aber nicht, dass damit genaue Kenntnisse unnötig seien. Viele Helfer beschränkten sich auf psychologische Hilfe, zum Beispiel auf gutes Zureden oder Händchenhalten, berichtet Thorsten Schleifer. Das sei zwar besser als nichts, aber nicht genug.

Ein anderes Problem kennt der WATer Erste-Hilfe-Beauftragte Werner Rautenberg: "Die Verkehrsunfälle sind in puncto Erster Hilfe meist nicht das primäre Problem." Denn dort finde sich meist ein kompetenter Helfer, betont er. Viel kritischer sei der häusliche Bereich, denn Angehörige könnten oft überhaupt nicht helfen und seien völlig allein. "Angehörige von Risikopatienten sollten gezielt auf mögliche Notfälle vorbereitet werden", fordert Rautenberg.

„Denn oftmals ist mit wenigen Handgriffen viel geholfen, die meisten Menschen trauen sich nur nicht. Vor Fehlern aber sollte niemand Angst haben. Es ist noch nie jemand in Deutschland verurteilt worden, weil er als medizinischer Laie am Notfallort etwas falsch gemacht hat.“ Wohl aber wegen unterlassener Hilfeleistung. Die juristische Seite ist klar: „Der Laie hat keine Verpflichtung, eine ihm fachfremde medizinische Maßnahme korrekt auszuführen“, sagt Notfall-Experte Thorsten Schleifer. „Er hat aber die Verpflichtung, etwas zu tun.“

Auch im Juli wird wieder eine Schulung in „Erster Hilfe“ beim Roten Kreuz in Wattenscheid angeboten. Dieser Lehrgang findet am Wochenende, 14. und 15. Juli 2012, jeweils ab 10 Uhr im DRK-Zentrum (1. Etage, Fahrtstuhl vorhanden) an der Sommerdellenstraße 26 statt und umfasst insgesamt 8 Doppelstunden á 90 Minuten.

Die Kosten betragen 32 €, eine vorherige Anmeldung beim Roten Kreuz unter der Rufnummer 0 23 27 – 8 70 17 ist erforderlich.

Foto: Zelck (DRK)

Autor:

Christian Lange aus Wattenscheid

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