Greifvogelverfolgung in NRW - Mit Gift, Fallen und Schrot gegen Krummschnäbel

9. Februar 2012
19:00 Uhr
Naturschutzzentrum, 46483 Wesel
Toter Bussard in Büderich | Foto: Komitee gegen den Vogelmord
  • Toter Bussard in Büderich
  • Foto: Komitee gegen den Vogelmord
  • hochgeladen von Uwe Heinrich

Greifvögel wie Mäusebussarde und Habichte werden von vielen Jägern in Deutschland immer noch als lästige Konkurrenz empfunden. Während es die einen Waidmänner dabei belassen, sich über die ungeliebten "Krummschnäbel" zu ärgern, greifen andere illegal zu Gift, Fallen und Schrot, um sich der Beutegreifer zu entledigen. Insbesondere in Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Bayern ist die Greifvogelverfolgung in vielen Revieren immer noch an der Tagesordung.

Zu einem Infoabend laden die NABU-Gruppen Wesel und Hamminkeln in das Naturschutzzentrum Wesel ein. Der Referent ist Axel Hirschfeld vom Komitee gegen den Vogelmord.
Interessenten sind zu diesem Vortrag herzlich eingeladen. Der Eintritt ist kostenfrei.

Zu den Hintergründen:

Bis in die 1970er Jahre hinein wurden Greifvögel auch in Deutschland legal bejagt und unterliegen noch heute dem Jagdrecht. Doch aufgrund ihrer Bedeutung für das Ökosystem und wegen der zum Teil dramatischen Bestandssituation einiger Arten wurden alle Greife und Falken unter Schutz gestellt.

Tatsächlich stehen bevorzugte Beuteobjekte der Jäger wie etwa Ringeltauben und Rebhühner auf dem Speisezettel heimischer Greifvogelarten. Von den Jägern zum späteren Abschuss ausgesetzte Zuchtfasane, oft zahm wie Haushühner, werden zum Beispiel von Habichten gern erbeutet. Der Habicht kann auch schon einmal eine Brieftaube verzehren oder ein Huhn vom Bauernhof stehlen und hat sich damit weitere zweibeinige Feinde geschaffen.

Die Palette der Methoden, mit denen Greifvögeln nachgestellt wird, ist breit gefächert. Hierzu zähen mit Nervengifte getränkte Fleischköder, Tellereisen, Massenfallen oder eigens für den Greifvogelfang hergestellte Habichtfangkörbe. In Wildvogelpflegestationen werden Jahr für Jahr zahlreiche Greife eingeliefert, in denen die Tierärzte Schrotprojektile finden. Teils werden sogar Horstbäume umgesägt - im Zweifel während der Brutzeit mitsamt Jungvögeln!
Bevorzugte Opfer sind Mäusebussarde und Habichte. Für den gefährdeten Rotmilan, der in Mitteleuropa seinen weltweiten Verbreitungsschwerpunkt hat, sind die Giftköder ein existenzielles Problem: Der Vogel ernährt sich ausschließlich von Aas und wird deswegen von Fleischködern magisch angezogen. Aber auch Wander- und Turmfalken, Sperber und selbst Uhus leiden unter der illegalen Nachstellung.

Schwer ist es, Täter zu erwischen. In NRW, wo in den vergangenen Jahren Hunderte Fälle illegaler Greifvogelverfolgung dokumentiert wurden, hat eine Initiative der Nordrheinwestfälischen Ornithologengesellschaft dazu geführt, dass die Landesregierung eine "Stabsstelle Umweltkriminalität" eingerichtet hat. Seit dem Jahr 2005 koordiniert diese Behörde Maßnahmen gegen die Wilderei und ist ein wichtiger Ansprechpartner für die örtlichen Polizeidienststellen und Staatsanwaltschaften - eine in Deutschland einzigartige Einrichtung und eine echte Erfolgsgeschichte.
Gerichtsurteile mit vergleichsweise hohen Geldstrafen und dem Entzug des Jagdscheines zeigen nach und nach ihre Wirkung.
Quelle: Komitee gegen den Vogelmord

Autor:

Uwe Heinrich aus Wesel

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