" Yuppie "

Er hat gepolsterte Achselstücke im Jackett und ein entschlossenes Kiefernmuskelspiel.
Er ist auf einem „Reissbrett“ entworfen - wie ein Bambusrohr. Das kannst Du nicht zerbrechen und es biegt sich nach allen Seiten. Und er besitzt das Talent Menschen anzuziehen, ohne sich mit ihnen einzulassen.
„Yuppies“ glauben „Ken“ lebe noch. Deshalb verändern sie regelmäßig dessen Wikipedia-Eintrag, um so die Internetwirklichkeit ihren Vorstellungen anzupassen. Und hätten sie auch ein Gesicht wie eine Leinwand, da könntest Du alles Mögliche darauf projizieren. Es wäre höchste Zeit, dass sie ahnten, erwachsen zu werden.
Doch wie soll das gehen, wenn man höchst „effektiv“ sein muss und sein Privatleben deshalb nicht stattfand, weil es an Zeit fehlte.
Er ist von motorischer Unruhe wie ein Wachhund. Ein Handy am Ohr und immer die Nase in den Wind. Ständig unterwegs. Nur, um keine gefährliche Ruhe aufkommen lassen. Da könnten Dinge hörbar werden, die man so lang erfolgreich verdrängte.
Kurz, „Yuppies“ sind immer on-line.
Es gibt Menschen, die sind immer in Eile. Sie kommen nie rechtzeitig an, weil sie immer an verschiedenen Stellen gleichzeitig sind. Wenn man sie sieht, könnte man glauben, sie verpassten ihr Flugzeug oder wenigstens doch den Taxi.
Und wenn ich mich hineindenke, dann wird sich unser „Yuppie“ wie eine Cartoon-Figur fühlen. Denn die „Figur“, die immer noch rennt und rennt, scheint es mit einem „Computer“ aufzunehmen. Nur, wenn der „Computer“ am Ende ist, dann wird er in der Nacht abstürzen.
Natürlich ist sein Terminkalender randvoll und seine Sekretärin wimmelt alle Besucher ab.
Er tippt in sein Handy, während er die Speisekarte überfliegt. Dann hält er sein Handy an das Ohr. Er lächelt selbstgefällig, zieht die Stirn kraus, weil irgendwie das Handy nicht nach seinen Wünschen funktioniert. Offensichtlich hat er etwas Dringendes auf dem Herzen. Sein Blick entleert sich wie Glas. Und bevor Pausen peinlich werden, sagt er: „…dann überlegen Sie mal…und tschüss!“ Mit eingefrorem Lächeln legt er auf und greift zum Notebook.
Wenn man diesen Menschen aber in die Quere kommt, argumentieren sie nicht, sondern sie greifen hemdsärmelig in die untere Rhetorikskala, um ihren Unmut auszudrücken. Da wird selbst der „Knigge“ zu einem Fremdwort. Dabei laufen sie ruhelos wie zappelige Kinder auf und ab. Ihr Ohr hängt am Handy und sie ziehen Grimassen, als würden sie jeden Augenblick die Beherrschung verlieren. Und schon blättern sie in ihrem Terminkalender:
„Ja, immer diese Termine…, “ säuselt er dann in seiner Designersprache. Aber kaum hat er das Gespräch mit einem „Tschüssi“ beendet, steckt er das Handy wieder ein und ist genervt von seinem eigenen moderaten Tonfall.

Autor:

Dr. Mathias Knoll aus Arnsberg

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