Immer auf der Seite der Opfer? - Debatte über Entschädigungsbewegungen im Haus der Geschichte des Ruhrgebiets

1. Juli 2015
18:15 Uhr
Haus der Geschichte des Ruhrgebiets, 44789 Bochum
Professor Constantin Goschler (RUB) und Dr. Henning Borggräfe (Arolsen) im Gespräch
  • Professor Constantin Goschler (RUB) und Dr. Henning Borggräfe (Arolsen) im Gespräch
  • hochgeladen von Thea Struchtemeier

Noch kürzlich äußerte der stellvertretende SPD-Chef Ralf Stegner im Spiegel auf Griechenland bezogen die Ansicht, dass "wir die Entschädigungs-Diskussion führen müssen", weil es "zum Umgang mit unserer eigenen Geschichte" gehöre. Stegner weiter: "Ich bin gegen Schlussstrichdebatten. Es gibt auch nach Jahrzehnten noch zu lösende völkerrechtliche Fragen."

Entschädigungsdebatten sind tagespolitisch hochaktuell. Dazu ist das Thema Entschädigung ein produktives Forschungsfeld in der nationalen wie internationalen Zeitgeschichtsschreibung. Dr. Berthold Unfried (Institut für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Universität Wien) und Dr. Henning Borggräfe (Abteilung Forschung und Bildung des International Tracing Service in Bad Arolsen) stellen Mittwochabend zwei der wichtigsten aktuellen Forschungsbeiträge zur Diskussion. Professor Constantin Goschler vom Lehrstuhl für Zeitgeschichte an der Ruhr-Universität Bochum (RUB) und einer der besten Kenner der Wiedergutmachungs- und Entschädigungsgeschichte wird das Gespräch unter dem Aspekt moderieren, ob Entschädigungen zu historischer Gerechtigkeit führen.

Historische Gerechtigkeit?

Das Thema der Entschädigung und Restitution für nationalsozialistisches Unrecht hatte in den 1990er-Jahren eine große Konjunktur. Daran knüpft das Buch von Berthold Unfried, „Vergangenes Unrecht. Entschädigung und Restitution in einer globalen Perspektive“, an, das die globale, auf den Holocaust bezogene Entschädigungsbewegung der 1990er-Jahre in den Kontext zu anderen zeitgenössischen Entschädigungsbewegungen setzt. Unfried interpretiert die globale Entschädigungsbewegung als Ausdruck von Machtbeziehungen und Interessen der beteiligten Akteure und Ergebnis einer hegemonialen us-amerikanischen Erinnerungspolitik.

Henning Borggräfe untersucht dagegen in „Zwangsarbeiterentschädigung. Vom Streit um vergessene Opfer zur Selbstaussöhnung der Deutschen“ die langwierigen Entschädigungsauseinandersetzungen in der bundesdeutschen Gesellschaft, die er als wesentlichen Bestandteil des Ringens um ihr Verhältnis zur NS-Vergangenheit interpretiert.
Der Moderator des Abends, Professor Constantin Goschler, leitete zuletzt ein Großprojekt zur Geschichte der Zwangsarbeiterentschädigung und der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung, Zukunft“.

Der Eintritt ist frei.
Um Anmeldung wird gebeten unter Tel.: 0234/3222415 oder hgr@rub.de

Autor:

Thea Struchtemeier aus Bochum

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