Lesung in Kranenburg: "Ja, ich hatte Angst"

14. März 2013
20:00 Uhr
Cafehaus Niederrhein, 47559 Kranenburg
Silvia Schön erzählt eine bewegende Geschichte von Mut und Zivilcourage. | Foto: Slivia Schön
  • Silvia Schön erzählt eine bewegende Geschichte von Mut und Zivilcourage.
  • Foto: Slivia Schön
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Es gibt Geschichten, die erzählen Geschichte, erzählen von Mut und Zivilcourage, Geschichten, die vom eigenen Leben und Handeln erzählen, politische Rahmenbedingungen beleuchten und das individuelle Handeln betrachten. Eine dieser Geschichten erzählt Silvia Schön.

Geboren in der DDR, aufgewachsen in einem Elternhaus, das dem DDR-System sehr nahestand, stand sie eines Tages vor einer alles entscheidenden Frage: Helfen oder so weiterleben wie bisher?

„Ich habe mich für‘s Helfen entschieden“, sagt Silvia Schön. Sie erzählt von einer schönen Kindheit, von einem Vater, der bei der Polizei arbeitete, von der Schule, in der sie nicht englisch lernen durfte. Vom weiteren Weg, der zu einem Studium führte, mit dessen Abschluss sie Bürgermeisterin hätte werden können. Vom Kind, das sie schon früh bekam. Von der Schwierigkeit, eine angemessene Wohnung zu finden. Soweit eine für westdeutsche Ohren ziemlich normal klingende DDR-Geschichte. Bis zu dem Tag, an dem die Freundin mit zwei Wildfremden vor der Tür stand, klopfte und um schnellen Einlass bat. „Ich war schon vor den Kopf geschlagen, die zwei Männer sahen auf den ersten Blick nicht wirklich vertrauenserweckend aus“, erinnert sich Silvia Schön. Und mit dieser geöffneten Tür sollte sich das Leben der damals noch sehr treuen DDR-Bürgerin von jetzt auf gleich entscheidend verändern. Die zwei Fremden entpuppten sich als Republikflüchtlinge.

„Natürlich war ich im ersten Moment geschockt - aber meine Freundin hat mich im späteren Verlauf dieser ganzen Geschichte auf die vielen Ungereimtheiten in der DDR aufmerksam gemacht, hat mich gefragt, ob ich denn nicht sehen würde, dass uns bestimmte Dinge erzählt würden, die der Realität überhaupt nicht entsprachen.“ Das war der Punkt, an dem sich Silvia Schön entschloss, dem Regime zu widerstehen und sich für Flüchtlinge nicht nur einzusetzen, sondern sie auch aktiv zu unterstützen. Die größte Angst galt ihrem kleinen Sohn: „Ich wusste von den Zwangsadoptionen und dass sie mir mein Kind wegnehmen würden, wenn ich erwischt würde.“ Eine weitere Schwierigkeit kam hinzu: „Mein Vater war ja bei der Polizei - er suchte nach den Menschen, denen ich half. Das war sehr, sehr schwierig. Manchmal glaube ich, dass er etwas ahnte.“
Gerade erst ist Silvia Schön für ihr Werk „Kofferkinder“ gerade erst mit dem Novum -Literaturpreis ausgezeichnet. „Damit hätte ich nie gerechnet - ich freue mich riesig“, so die Autorin.

Wer mehr erfahren möchte, kann am Donnerstag, 14. März, ab 20 Uhr im Caféhaus Niederrhein nicht nur die Lesung der Autorin aus ihrem Werk „Kofferkinder“ verfolgen, sondern sich auch auf einen Abend mit Musik, Dokumentationen und typischen Leckereien aus der ehemaligen DDR freuen.
Der Eintritt ist frei.

Autor:

Annette Henseler aus Kleve

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