Der Friedrich-von-Schiller-Freundeskreises lädt zu seinem nächsten Vortragsabend ein. Prof. Dr. Wolfgang Krohn spricht am Montag, 21. November, ab 19.30 Uhr zu dem Thema "Schiller und Goethe im Gespräch über Goethes Farbenlehre". Veranstaltungsort ist die Familienbildungsstätte an der Kirche St. Josef, Bergstraße 117 in Marl.
Der Vortrag
1798 schickte Goethe an Schiller ein Manuskript „Der Versuch als Vermittler von Objekt und Subjekt“. Im Hintergrund des Textes stehen Goethes Forschungen zur Farbwahrnehmung (die ‚Farbenlehre‘) und sein massiver Widerspruch gegen die allgemein anerkannte Theorie Newtons. Goethes grundlegender Gedanke ist, dass der Forscher als Erkenntnissubjekt und sein Gegenüber, das Experimentalobjekt, sich wechselseitig in Versuchsreihen formen und bilden, indem sie sich auf eine gemeinsame Geschichte einlassen.
Schiller sah sofort, dass Goethe hier auf wenigen Seiten „die höchsten Angelegenheiten und Erfordernisse aller rationellen Empirie“ behandelte, und wünschte sich eine ausführliche Diskussion. Schiller war als bekennender Kantianer vom Vorrang der Vernunft in der Naturerkenntnis überzeugt, Goethe dagegen vom Vorrang der Phänomene in ihrer unüberschaubaren Vielfalt. „Rationelle Empirie“ ist ein Angebot, die Differenz unter Freunden und mit beiderseitigem Gewinn auszutragen, und der Briefwechsel bezeugt den Verlauf des Gesprächs. Goethe bietet mit seinen Überlegungen eine eigenständige und ungewöhnliche Interpretation des Experimentierens an, die auch außerhalb seiner eigenen Forschungen fruchtbar ist.
Der Referent
Prof. Dr. Wolfgang Krohn war von 1992 bis 2006 Professor für Soziologie am Institut für Wissenschafts- und Technikforschung der Universität Bielefeld. Er studierte in Hamburg, Göttingen und Marburg Philosophie und Sozialwissenschaft. In Hamburg promovierte er mit einer Arbeit über Die Formale Logik in Hegels "Wissenschaft der Logik". Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören Untersuchungen zu den gesellschaftlichen Bedingungen der Entwicklung der neuzeitlichen Wissenschaft, die Ausbreitung experimenteller Praktiken außerhalb der anerkannten Institutionen der Wissenschaft, Theorien der Selbstorganisation sowie die Untersuchung ästhetischer Qualitäten in Wissenschaft und Technologie.
Nach dem Vortrag wird wie üblich zu einem Glas Wein eingeladen.
Autor:Sara Drees aus Dortmund |
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