"Keine Lehrstelle im Warenkorb": Smartphones können eben nicht alles

Thomas Stralka vom Arbeitskreis Dorf Neukirchen. Foto: Marjana Kriznik
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Die Haustür steht offen: Mit dem Projekt „Dorf Neukirchen - vier Zimmer, Küche, Diele, Bad“ wurde die Stadt Neukirchen-Vluyn beim Landeswettbewerb „Ab in die Mitte!“ als eine von zwölf NRW-Kommunen vom Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr ausgezeichnet.

„Ein Beweis dafür, dass die Vernetzung aus Stadtmarketing, Arbeitskreis Dorf Neukirchen und Kroko-Schulkultur ausgezeichnet funktioniert“, freut sich der Sprecher des Arbeitskreises Dorf Neukirchen, Thomas Stralka. Denn das prämierte Projekt ist das Ergebnis eben dieser Zusammenarbeit.

Der Lokal-Kompass hat mit Thomas Stralka gesprochen:

Herr Stralka, was steckt hinter dem Projekt?

Thomas Stralka:„Die Idee war, den besonderen Charakter des Dorfes Neukirchen hervorzuheben und den Begriff der Nachbarschaft ins Bewusstsein zu rücken - eben das Kleine und Gemütliche, wie bei einer Wohngemeischaft, in der es sich lohnt, zu leben. Auch um Leerstände attraktiver vermarkten zu können, wird es vom 1. Juni bis 14. September in diesem Zusammenhang Veranstaltungen etwa im Lesezimmer, im Musikzimmer, im Spielzimmer, im Jugendzimmer, im Büro - und vieles mehr - geben. Auch das Leerstandstheater ‚Dorfsalon‘ gehört in die Veranstaltungsreihe.“

Zitat:
„Es braucht Bürger, für die Gemeinwohl kein Fremdwort ist. Gemäß dem Motto: Was kann ich fürs Dorf oder für den Verein tun?“
Thomas Stralka

Was können mögliche Leerstands-Gründe sein?

„Das kann zum einen ein zu hoher Mitzins sein, zum anderen, dass man gar nicht weiß, dass ein Grundstück vermarktet wird oder aber, dass die Bausubstanz nicht vermarktungsfähig ist.“

Zum Letztgenannten zählt wohl das baufällige Objekt am Dorf-Eingang?

„Hier möchten wir mit dem Team ‚Dorfmasche‘ auf die Pluspunkte des Objekts - gute Lage am Eingangsbereich der Fußgängerzone - mögliche Investoren aufmerksam machen. Das wird zum Dornröschenschloss ‚umgestrickt‘.“

Wer beteiligt sich an dieser Aktion?

„Jeder kann sich beteiligen. Um auch die Jugend an dem Projekt teilhaben zu lassen, besuchen die Strickdamen die Schulklassen und bringen den Schülern das Stricken bei. Aktuell engagieren sich um die 250 Schüler an dem Projekt, sogar zehnte Klassen stricken mit, ohne zu moppern. Ich selbst habe durch die Teamleiterin Martha Schlothmann das Stricken beigebracht bekommen, so dass ich auch sagen kann, ich war aktiv dabei.“

Gibt es weitere Maßnahmen, um dem Leerstands-Problem entgegen zu wirken?

„Für eine mögliche Nachnutzung müssen unter Umständen die Eigentumsstrukturen herausgearbeit werden. Außerdem läuft eine Kooperation mit der Hochschule Rhein-Waal unter dem Gesichtspunkt, wie ein Leerstand vermarktet werden könnte.“

Welche weiteren Handlungsfelder gibt es?

„Es gibt etwa keine ausreichende Beschilderung im Dorfkern, wir möchten wegweisende Schilder anbringen.“

Wie ist die Resonanz der Händler?

„Das Miteinander funktioniert sehr gut. Vom Fundraising oder etwa dem Plakateverteilen - das Engagement ist toll.“

Stellt die Einkaufsmöglichkeit im Internet in Zusammenhang mit Leerständen ein Problem dar?

„Mit einer Smartphone-App kommt man nicht an eine Lehrstelle, auch in einem Online-Warenkorb habe ich noch nie eine gesehen. Es sind die Einzelhändler, die ausbilden, die, indem sie ihr Können und Wissen weitergeben, einen entscheidenden Beitrag für das gesellschaftliche Gemeinwohl leisten. Es geht um zielgerichtete Rahmenbedingungen für eine Ausbildung vor Ort.“

Insbesondere die jüngeren Neukirchener Bürger liegen Ihnen im Rahmen der diesjährigen „Bunten 18“ am Herzen.

„Es wird zahlreiche Aktionen für Kinder und Jugendliche geben. Denn: Die Jugendlichen von heute sind die Einzelhändler von morgen. Gemäß Zielkonzept der Stadt Neukirchen-Vluyn soll das Angebot für junge Menschen verbessert werden, um den Anteil der jüngeren Bevölkerung stabil zu halten. Bis zu einem Alter von etwa 14 Jahren ist das Angebot an Sport- und Freizeitangeboten sehr gut. Die Frage ist: Wie ist das Angebot darüber hinaus aufgestellt? Es kann meines Erachtens nicht sein, dass sich junge Leute in ihrer Freizeit in einem Fast-Food-Restaurant treffen müssen.“

Was wird am 14. September geschehen?

„Der 14. September wird landesweit als ‚Ab in die Mitte‘-Tag begangen. An diesem Samstag wird auch gleichzeitig das Erntedankfest gefeiert. Damit will sich die Stadt Neukirchen-Vluyn auch dauerhaft überregional in Szene setzen. Alle Vereine sind aufgerufen, sich an diesem Tag aktiv zu beteiligen. Unter anderem ist wieder ein Umzug geplant, möglichst mit allen Vereinen, die eine Tracht oder Uniform besitzen. Wir haben es nunmehr selbst in der Hand, unser Zuhause über die Stadtgrenzen hinaus positiv darzustellen.
Ideen für kleine kulturelle Veranstaltungen in privaten oder geschäftlichen Räumen nimmt das Stadtmarketing Neukirchen-Vluyn unter Tel. 02845/391230 gern entgegen. Das können etwa Hauskonzerte sein, Lesungen, Ausstellungen eigener Werke oder auch ein Menü sein, zu dem man Gäste einlädt.“

Thomas Stralka / zur Person:

- Geboren 1975 in Olsberg;
- verheiratet
- Diplom-Verwaltungswirt.
- Mitglied der CDU-Fraktion Neukirchen-Vluyn seit September 2010;
- Sachkundiger Bürger im Stadtentwicklungsausschuss.

Thomas Stralka vom Arbeitskreis Dorf Neukirchen. Foto: Marjana Kriznik
Die Damen von der Aktion "Dorfmasche" suchen noch Mitstrickerinnen. Foto: Friedhelm Heintze
Autor:

Marjana Križnik aus Düsseldorf

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