Ausnahmeschaupielerin Fritzi Haberlandt hat die Ruhrfestspiele schon öfter beehrt. Sie war eine großartige "Anna Karenina", brillierte in "Die Leiden des jungen Werther". Nun kann man den Kino-, TV- und Bühnenstar als Rezitatorin bei den Ruhrfestspielen 2016 live erleben mit der Geschichte eines berühmten Flüchtlings - ein brandaktuelles Thema.
Fritzi Haberlandt wird am Sonntag, 8. Mai, um 11 Uhr die Reihe der Lesungen eröffnen mit "Die große Reise" von Jorge Semprún. Der berühmte spanische Autor stammte aus einer großbürgerlichen Familie, Der Ausbruch des Bürgerkriegs 1936 überraschte die Familie in den Sommerferien an der nordspanischen Küste. Sie floh, in einem Fischerboot versteckt, nach Frankreich.
KZ überlebt, weil er Deutsch konnte
So begann, was Semprún mit einem Wort von Karl Marx „die lange Nacht des Exils“ genannt hat. Als die Wehrmacht Paris besetzte, wurde der Student Mitglied der Résistance, kurz drauf verhaftet, gefoltert, als unbedeutend „vergessen“, im Januar 1944 nach Buchenwald deportiert. Die deutschen Genossen kontrollierten viele interne Abläufe im Lager, Semprún sprach Deutsch, er kam auf die Schreibstube, überlebte.
Mehr als ein Jahrzehnt brauchte Semprún, um über das Erlebte zu schreiben, und er benannte dabei auch die Frage, die letztlich zu seinem Bruch mit der Partei führte: Wie konnte die gleiche solidarische Disziplin, die sich den Vernichtungsmaschinen der KZ entgegenstellte, so nahtlos mutieren zu einer Komplizenschaft des Schweigens, die über Jahrzehnte den stalinistischen Terror deckte?
Fritzi Haberlandt ("Erben auf halb 6", "Liegen lernen" gehören zu ihren Kino-Erfolgen) besitzt eine eindringliche und offene Art zu spielen. Auf ihre Lesung darf man gespannt sein.
Lesung:
Kleines Theater, Ruhrfestspielhaus
Sonntag, 8. Mai, 11 Uhr.
Karten: 02361/ 92 18 0, www.ruhrfestspiele.de
Autor:Kerstin Halstenbach aus Recklinghausen |
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