Vom Sinn und Unsinn der Tabak-Prohibition in der Gastronomie

Erfahrungsgemäß ereigneten sich durch die Jahrhunderte hinweg sämtliche Prohibitionen zu Zeiten des wirtschaftlichen Rückgangs nach dem Ende der Übersättigungs-Periode. Jedes Jahrhundert hatte mindestens mit einer Prohibition zu kämpfen. Vornehmlich betraf es Alkoholverbote, aber auch Tabakverbote sind uns aus fernen Zeiten nicht unbekannt. Bezeichnenderweise folgte auf viele Prohibitionen ein Krieg - oder zumindest kriegsähnliche Zustände.

Zum Stichwort: Rezession – die mit der Prohibition ein Bündnis einzugehen scheint – so war es im letzten Jahrhundert, so geschieht es heute. Doch hoffen können wir nur, daß nach der Aufhebung der Prohibition kein Krieg folgt, wie Anno dazumal. 1933 wurde die letzte Alkohol-Prohibition in Amerika beendet - und schicksalsträchtig ergriffen die Nationalsozialisten im selben Jahr in Deutschland die Macht. Hätten sie länger Bestand gehabt, wäre es wohl dem Tabak und seinen Konsumenten über kurz oder lang an den Kragen gegangen.

http://3.bp.blogspot.com/_MAIDScDNy6I/RjDfg-d1k8I/AAAAAAAAAI0/SzCKNxNcH_8/s1600-h/Antirauchen2.gif

Die Technisierung und Elektronisierung schritt ungehindert von der Neuzeit bis in die Moderne fort, doch die Zeit scheint wieder einmal hinter die Aufklärungsperiode - unserer Epoche, die Europa immer mit einer Erhabenheit vorführte, zurückzufallen. Heute stehen wir wieder vor dem Phänomen einer drohenden Prohibition, die rational nicht erklärbar ist. “Heiliges” Spießertum, Tabakverteufelung, und nahezu irrationale Hassgebärden obrigkeitshöriger Tabakgegner gegen die ‘Ungläubigen’, inquisitorische Ambitionen und Kontrollmechanismen über den Menschen, seine Privatsphäre und gar sein Intimleben erfreut sich zunehmender Beliebtheit innerhalb der westlichen Welt. Die Religionseiferer und Missionare haben ihr Gewand gewechselt – aber sie sind allgegenwärtig. Sie treten heutzutage, im 21. Jahrhundert als Gesundheitsverfechter in Erscheinung, die sich nicht damit begnügen, ihre eigenen Gesundheitsbedürfnisse zu pflegen, sondern vielmehr von einer Auftragserfüllung beseelt sind, ihr gesamtes Umfeld mit der Gesundheitsbibel zu “beglücken”. Militante Veganer, militante Anti-Alkoholiker, – und als weiteren Import aus den USA die militanten Nichtraucher oder Antiraucher, eine Strömung, die die gesamte westliche Gesellschaft heimsucht, färbt sich religiös ein, in Anbetracht der territorialen Vereinnahmung von West- und Mitteleuropa. Die Grenzen dieser Gesundheitsapostel sind die Grenzen der Welt, die den “heiligen” Kreuzzüge christlicher Missionare aus vergangener Zeit in nichts nachstehen. Ihre Verfechter und Drahtzieher haben lediglich andere Namen bekommen. – WHO/EU – und mächtige Pharma-Konzerne sind die Stützpfeiler im Sponsoring der Antiraucher-Organisationen und der Verkündung ihrer Botschaften an das Volk – und in die Welt. Sie sind die eigentlichen Profiteure der Prohibitionen.http://www.vfa.de/de/arzneimittel-forschung/artikel-arzneimittel-forschung/interview-petersen-rietveld.html

Vor uns baut sich bedrohlich ein Konglomerat aus christlichem Fundamentalismus, Stasi-Allüren und dritte Reich-Ideologien auf, eine gefährliche Melange aller genannten Negativaspekte, – oder einem Kulturpessimismus, gepaart mit einem Fanatismus jener Antiraucher-Liga, der seinesgleichen sucht. Diese scheint die Macht ergriffen zu haben – und uns Genußmenschen offen den Krieg erklärt. Um uns herum kann die Welt zusammenbrechen in krisengeschüttelten Regionen, Soldaten werden in den Krieg gehetzt, Hungersnotgebiete weiten sich immer mehr aus, sozialer Leistungsabbau hierzulande treibt immer mehr Menschen in die neue Armut, die auch nicht unbedingt gesund ist - aber der Mensch muß vor de vermeintlichen oder tatsächlichen Gefahren des Tabakrauches geschützt werden.

Jetzt geraten nicht nur potentielle Terrorbanden oder Staatsfeinde, Kapitalverbrecher, Steuerhinterzieher, Mafiabosse und Zuhälter aus dem kleinkriminellen Altstadtmilieu ins Visier von Big Brother – sondern auch die kriminalisierten Raucher, Bürger aus allen Schichten, die sich nie kriminell oder politisch betätigt haben müssen. Die üble Saat mit ihren Folgeerscheinungen ist bereits in einigen Regionen Deutschlands aufgegangen. Insbesondere in Bayern häufen sich gewalttätige Ausschreitungen gegen die rauchende Bevölkerung.

http://www.rauchernews.de/news/2010/01/26/militante-antiraucher-schlagen-auf-raucher-ein/

Eine jahrzehntelange Indoktrination hat das gesellschaftliche Gefüge der Europäer und eine über 500-jährige Tabakkultur in seinen Grundfesten erschüttert. Fast unmerklich in den Anfängen, beschreiten sie nun ihre Auftritte mit einer Penetranz, die mich schaudern läßt. Wurden wir durch die Medienberieselung schon so sehr eingeschläfert, daß viele von uns das neue Jahr mit dem Vorsatz begannen, dem Tabakgenuß abzuschwören, um den gesundheitlichen Anforderungen gerecht zu werden? Als ob es keine anderen Probleme oder Vorsätze für das neue Jahr gäbe. Wir glaubten doch lange Jahre an die Schädlichkeit des Umgebungsrauches, (im Wortlaut von Fritz Lickint, einem Tabakforscher im dritten Reich “Passivrauch” genannt) der angeblich unsere Kinder, unsere Mitarbeiter, ja unsere Umgebung schädigt.

Und dort steht sie nun, um an den Schalthebeln der neuen Macht zu partizipieren, jene zu Ex-Rauchern dressierte Masse, die den invisiblen Notstandgesetzen Folge leistete – die sich bekehren ließ. Jetzt darf sich der Kleinbürger, der ansonsten im öffentlichen Leben keine Stimme hat, mit erhobenem Zeigefinger zum Moralwächter über die Ketzer aufschwingen. Ein Befehlsempfänger, der sich dem Druck der öffentlichen Meinung, der Medien oder der Verwandten unterwarf, ja, der sich als noch rauchender Part sogar in manchen Fällen von seinen nichtrauchenden Lebenspartnern(innen) schon vor Beginn der Prohibition vom Wohnheim auf die Terrassen oder Balkone ins Freie verbannen ließ – er nimmt nun die Stellung eines Moralhüters und im schlimmsten Falle eines Blockwartes ein, nachdem er soweit war, den “falschen” Göttern zu entsagen.

Deutschlandweit rauchten in den 60ger und 70ger Jahren ca. 70-80% der Bevölkerung. Es war die Zeit des Tatendranges voller Lebensenergie, die Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs, aber auch die Zeit der Revolutionen, die Zeit der Partys – eine wilde explosive, zum Teil euphorische Zeit – erst in den 90gern begann sich das soziale Klima zu ändern. Ein rauer Individualismus setzte sich gegen das einstige Gemeinschaftsgefühl durch, der um die Jahrtausendwende eine völlige gesellschaftliche Lähmung und Null-Bock-Mentalität heraufbeschwor. In solch einem geistigen Klima sind Menschen manipulierbarer, anpassungswilliger, und einer systematischen Umerziehung zugänglicher – denn auch die einstige soziale Marktwirtschaft wich einem Turbokapitalismus, in dem Kleinunternehmen von Großkonzernen aufgesogen wurden und somit verschwanden.

Ein Hauch von sozialem Leben erhielt sich dennoch in der Kleingastronomie, eine unserer letzten Oasen, parallel liefen die Wald- und Gartenpartys mit Lagerfeuern im Sommer, eine Oase, die sich nicht so leicht brechen ließ, wie die einstigen Tante-Emma- und Krämerläden, welche finanziell nicht mehr der Konkurrenz der großen, billigen Einkaufsketten standhielten. Doch die kleine Kneipen- Pub- Bistro- und Bar-Kultur hielt stand, denn die Menschen sehnten sich wieder nach mehr persönlicher Atmosphäre – die kleinen Ecklokalitäten boten oftmals ein zweites Wohnzimmer, um dem grauen Alltag für eine Zeitlang zu entfliehen. Nur prohibitive Gesetze sind in der Lage, diese immanente Macht der Wirtshäuser zu brechen, um die dort immer noch die genußfreudige Ketzerei auszuräuchern, der die Wirtsleute ihre Räume zur Verfügung stellt. Und wo stehen wir jetzt? – Eine breite Masse von Asketen, Genußverweigerern und gezähmten Ex-Rauchern stehen etwa 30-40% – einer immerhin noch starken Minderheit von Genußfreunden gegenüber. Wir werden uns bald feindlich gegenüberstehen, denn die Stigmatisierung der Tabakkonsumenten zieht Kreise ins Uferlose und die weitere Entwicklung ist noch nicht abzusehen, selbst wenn sich bereits Parallelgesellschaften entwickeln . Manche Raucher sind endlich! aus dem ‘Schlaf der Seligen’ erwacht oder wurden vielmehr herausgerissen – denn die Prohibition steht vor unserer Tür. Sie wird auch vor unseren Wohnungstüren nicht Halt machen, wenn sie erst mit den Wirten fertig sind. Wir werden mit der bitteren Realität konfrontiert, daß uns Freiheit nicht geschenkt wird, sondern wir sie uns erkämpfen – und sie auch verteidigen müssen.

http://www.nichtraucherschutz.de/nichtraucher-schutz/nichtraucher-schutz/nichtraucherschutz_in_der_wohnung.html

Sollten wir es nicht schaffen, die lebensfeindlichen Prohibitionen zu durchbrechen, werden sich in absehbarer Zeit Raucher und Nichtraucher wie Angehörige aus fremden Kulturkreisen gegenüberstehen, denn die Fronten werden sich verhärten, gewalttätige Ausschreitungen als Folge der Raucherdiskriminierung werden an Boden gewinnen – ansonsten werden wir uns so weit wie möglich aus dem Wege gehen, in versteckten Waldlichtungen (denn auch Grillfeste könnten alsbald unter staatlicher Kuratel stehen und aus öffentlichen Anlagen verschwinden) und unterirdischen Katakomben unsere Feste feiern. Noch kämpfen wir öffentlich, noch in offenem Widerstand, noch versuchen wir, das noch nicht komplett gehirngewaschene Volk zu erreichen, noch formieren wir uns bei Demos zu oppositionellen Kräften gegen den derzeitigen politischen Mainstream, noch machen wir mobil gegen die auf uns zurollende EU-Diktatur, noch rütteln wir die Wirte, unsere natürlichen Verbündeten, zum Widerstand gegen die Staatsgewalt und zu zivilem Ungehorsam auf. Die Entscheidung unserer politischen Kräfte und sogenannter “Volksvertreter” ist noch ungewiß, ebenso wie unser Kampf um die Bürgerrechte auf des Messers Schneide steht. Die heute applaudierenden Nichtraucher sollten sich nicht in allzu großer Sicherheit wiegen, denn die Verbotspolitik wird auch an ihnen nicht spurlos vorbeiziehen. Auch ihre Vorlieben könnten in nicht allzu ferner Zeit staatlicher und überstaatlicher Reglementierung zum Opfer fallen.

Verschwindet der Tabak aus dem öffentlichen Leben, so werden seine Konsumenten in den Untergrund, in die sprichwörtliche Diaspora abtauchen, und für die kleinbürgerlichen System-Mitläufer künftig unerreichbar sein, die sich dann auf ein neues Feindbild einschießen müssen. Natürlich verschwindet die Unterhaltungs-Gastronomie und der gesellige Rahmen dann auch aus der Öffentlichkeit, denn wie sich schon in der Vergangenheit erwies, sind die Verfechter der Askese kein geeignetes Klientel, und jeder Tabakfreund, der sich seine Würde bewahrt, wird nicht mit seinem Wein (falls der Alkohol nicht auch verboten wird) auf dem Gehsteig oder der Straße zu finden sein. Einstige Eckkneipen werden dann von der linientreuen System-Gastronomie aufgekauft, wie dieses schon in anderen europäischen Ländern gang und gäbe ist. Mac Donalds, Starbucks, Burgerking, und wie sie auch alle heißen mögen, wird als Abfertigungsindustrie für schnelle Laufkundschaft und schnelle Imbiss-Bedürfnisse fungieren und florieren – das Aus unserer Volkskultur – Europa wird totes Land, nicht anders als Kanada und die USA – solange, bis sich die Prohibition im wirtschaftlichen Desaster von selbst wieder erledigt, denn Prohibitionen bedeuten immer auch Steuerverluste, zumal Tabak- und Alkoholwaren hoch besteuert sind. Fallen diese Steuern dann weg, beschleunigt es den wirtschaftlichen Zusammenbruch, auch die ärztliche Versorgung wird dann nicht mehr gewährleistet sein.

http://whiskeygoldmine.com/wp-content/uploads/2010/10/al_capone-111.jpg

Jeder Druck erzeugt bekanntlich Gegendruck, ein uraltes Gesetz der Materie – die Welt wird niemals tabak- alkohol- oder drogenfrei werden. Selbstbewußte Raucher(innen) werden einen solch repressiven Staat, der ihnen das natürliche Recht auf Persönlichkeitsentfaltung vorenthält und sie sukzessiv aus dem öffentlichen Leben ausschließt, die Steuern verweigern und ihre Waren auf dem Schwarzmarkt – oder im illegalen Eigenanbau erwerben. Mafiöse Strukturen werden sich etablieren, das organisierte Verbrechen wird Hochkonjunktur feiern – vor meinem geistigen Auge sehe ich schon die Al Capones mit Zigarillo in den Mundwinkeln. Das angestrebte Ziel der Prohibitionisten und ihrer Verbotskultur wird in unerreichbare Ferne rücken. Wir schaffen uns unsere eigene Welt – die Zahl der Raucher(innen) wird wieder ansteigen, denn durch den Verbotswahn gewinnt der Tabak erneut an Attraktivität – Rauchen wird Kult und wir genießen es umso mehr, seitdem Verbote verhängt wurden. Es geht nicht darum, ob Genußmittel gut oder schlecht sind, es geht darum, daß sich der Staat in Angelegenheiten einmischt, in denen er nichts zu suchen hat..

[Muna Sat-Ananda]

Autor:

Muna Sat-Ananda aus Voerde (Niederrhein)

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

9 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.