Weil nicht sein kann, was nicht sein darf … diese Volksweisheit wurde Jahrhunderte lang auf eine Urkunde der Stadt Rees angewendet, die noch älter ist als die Stadterhebungsurkunde. Diese und mehrere Hundert andere Urkunden sind Thema eines Buches des Historikers Dr. Dieter Kastners mit dem Titel ‚Die Urkunden der Stadt Rees. Regesten. 1142 – 1499‘
Schon zum 750-jährige Stadtjubiläum 1978 war der Historiker im Rahmen einer Publikation mit der Geschichte der Stadt Rees mit der Geschichte der ältesten Stadt am Niederrhein beschäftigt. Schon damals faszinierten ihn die ungewöhnlich vielen vorhandenen Urkunden, die darüber hinaus die Stadt niemals verlassen hatten und im Stadtarchiv aufbewahrt wurden und werden. Die sei dem Eigensinn und dem Selbstbewusstsein der Reeser Bürger im späten Mittelalter zu verdanken gewesen, erläuterte der Autor nicht ohne Bewunderung und Begeisterung für die Unabhängigkeitsbestrebungen der Reeser Kaufleute. Längst vor der Verleihung der Stadtrechte 1228 hatten sich in Rees städtische Strukturen gebildet, hier blühten Handel und Handwerk, hier wurden Märkte abgehalten. Die Erhebung als Stadt sei quasi nur eine nachträgliche Legitimierung dessen gewesen, was sich in Rees bereits erfolgreich entwickelt hatte, erläuterte Bürgermeister Christoph Gerwers im Rahmen der Buchvorstellung. Eine noch frühere Urkunde (1142) war lange seitens der Wissenschaft als Fälschung eingeschätzt worden, weil sie ein seinerzeit gänzlich ungebräuchliches Format (Hochformat) besaß, und der Inhalt einem mehr ungeheuerlich erschien: Mit dieser Urkunde hatten die Reeser Kaufleute die interessierte Handelswelt nach Rees eingeladen, um hier, in unmittelbarer Rheinnähe zwischen Köln und Nimwegen Handel zu treiben und ihre Waren zu verschiffen.