So könnte es passieren

jeden Morgen auf Deutschlands Straßen, in den Städten, auf dem Land.

Es ist dunkel, leichter Schneefall behindert die Sicht. Die Radwege sind mit einer dünnen Schneeschicht bedeckt. Das Verkehrsaufkommen ist hoch und nicht jeder Autofahrer fährt den Straßen- und Sichtverhältnissen angepasst. Aber alle fahren doch irgendwie vorsichtiger.

Plötzlich Bremsen quietschen, ein dumpfer Aufprall. Ein Rad fliegt zur Seite, ein kleiner menschlicher Körper rutscht wie in Zeitlupe von einer Motorhaube. Ein paar Minuten ist es, als sei die Zeit stehen geblieben. Der Fahrer des Wagens steigt aus und stammelt:

" Ich habe es nicht gesehen, mein Gott, ich habe es nicht gesehen." Von irgendwo her ertönt die Sirene eines Martinhorns, dass sich schnell nähert. Schaulustige behindern, trotz der frühen Morgenstunde die Zufahrt für den Rettungswagen. Polizei trifft ein. Eine Frau kniet neben dem Kind, hält dessen Kopf. Die blauen Augen des Kindes blicken starr und leblos in den grauen Himmel. Seltsam verdrehte Körperglieder liegen leblos auf dem Asphalt.

"ich habe es nicht gesehen, bitte sie müssen mir glauben, ich habe es nicht gesehen, ich bin auch nicht zu schnell gefahren. Lieber Gott, ich habe doch selber Kinder in dem Alter. Was ist mit ihm? Bitte lass es leben."

Die Polizei verhört Zeugen, die einstimmig aussagen, das Kind fuhr ohne Licht. Der Vater des Kindes kam am Unfallort an. Tränen in den Augen und dann die Wut:
" Wo ist das Schwein, das mein Kind tot gefahren hat?"
Er sieht den verzweifelten Mann an seinem Wagen stehen und weiß instinktiv, das ist er. Ein Polizist stoppt den wütenden Vater.
Das Kind wird auf einer Trage fortgetragen. Die Schaulustigen geben ihre unqualifizierten Meinungen zum Besten.
Der Notarzt kümmert sich um den Vater des Kindes und um den Fahrer des Unglückswagens.

In einem kalten Raum im Krankenhaus liegt ein kleiner zerstörter Körper. Blass, leblos, tot. Die vor einer Stunde noch blauen, neugierigen Augen sind jetzt geschlossen für immer.

Denk mal nach, es könnte Dein Kind sein, das eines Morgens aus dem Haus geht und nicht wieder zurückkommt.

Renate Becker

Autor:

Renate Becker aus Emmerich am Rhein

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