Wadokyo - japanisches Trommeln VS. Männerabend

10. Dezember 2010
20:00 Uhr
Schacht Hugo 9, 45897 Gelsenkirchen

Gestern war mal wieder so ein Tag, an dem mein Mann und ich vorher beschlossen hatten, "jeder macht was für sich". Das sieht dann so aus: Ich gehe mit meiner besten Freundin zu einem Konzert, er geht mit Kumpels inne Kneipen.

Nun muss man ja wissen, dass meine Freundin so'ne Sozialpädagogentante ist. Da geht man ja nicht in irgend eine große Halle zu einem Megastar, sondern besucht selbstverständlich ein japanisches Trommelkonzert. Nachdem ich vor Wochen schon zugesagt hatte, musste ich nun also dahin. In unserem Wohnzimmer sammeln sich seit einiger Zeit sowieso unzählige Musikinstrumente und Percussions, dachte sie sich wohl, dass ich sicher Freude daran haben würde. Da ich immer nur im stillen Kämmerlein auf meinem Cajon rumkloppe und ich mittlerweile den halben Stadtteil mit Rasseln und Tamburin, Triangeln und Bongos versorgen könnte, kann ein wenig Inspiration ja nicht schaden. Mit gemischten Gefühlen machte ich mich auf den Weg. Hmm, zwei volle Stunden sehen und hören, wie ein paar rot-schwarz gekleidete Menschen auf Trommeln hauen?! Na ja...
Da Konzert fand natürlich in der Fördermaschinenhalle auf Zeche Hugo statt, wie es sich für angesagte Kulturfans im Ruhrgebiet gehört. Wir kamen an, und gleich war ich umgeben von Männern mit karierten Hemden mit schwarzen Intellektuellenbrillen in Begleitung von Frauen mit Yoga-Erfahrung, die den Sommer bestimmt beim Töpferkurs in der Toskana verbracht haben. Nach einem ruhrpottgerechten kulinarischen Erlebnis (Currywurst) ging es dann auch los: Es erklangen die ersten Töne.
Ich staunte: Da war nix mit Trommeln, sondern die Menge in der fast überfüllten Halle wurde mit einem "Glück auf, der Steiger kommt" eingestimmt! Fast niemand kannte auch nur die erste Strophe und es trafen mich verwunderte Blicke, weil ich einfach mitsingen musste. Dann ging es richtig los und ich kann sagen: Die beiden Stunden vergingen wie im Flug und ich überlege, am 10.12.2010 das kurzfristig anberaumte Zusatzkonzert zu besuchen! Eine super Performance, volle Akustik und perfekte Trommelkunst wurden in hervorragend passendem Ambiente geboten.
Meine Pädagogenfreundin hatte sich - natürlich - im Vorfeld gleich zu dem dort stattfindenden Trommel-Workshop angemeldet...na ja, ich muss ja nicht gleich übertreiben!

Selig, noch immer vibrierend und fasziniert trudelte ich am späten Abend zu Hause ein. Gerade, als ich es mir auf dem Sofa gemütlich machen wollte, klapperte die Wohnungstür. "Nanu? Es ist doch noch gar nicht 4 Uhr morgens? Wieso kommt der denn schon?", dachte ich mir. Lediglich leicht angeduselt berichtete er mir sogleich von seiner minder interessanten Rundreise durch das spärliche Essener Innenstadtleben. Jetzt muss man wissen: Mein Mann liest gelegentlich meine Psychologische Fachliteratur. Zudem haben wir weder die Cosmopolitan noch IQ abonniert, da sie selbst ihm zu banal und trivial erscheinen. Wir führen häufig tiefschürfene Reflektions- und Intervisionsgespräche und sehen gerne Fernsehdokumentationen über Wollmauszüchtung im Himalaja, Erfahrungsberichte über Bergwandern in den Niederlanden oder Sendungen, in denen das Ondulieren von Kartoffelsalat zelebriert wird. Jedenfalls war sein Ausflug in die "Männerwelt" so spannend, dass er nachdenklich meinte:
"Also, Schatz...ich glaub'...so Männerabende sind nix für mich...."
"Wieso?" fragte ich.
"Na, man kann sich mit denen gar nicht so richtig unterhalten. Und wenn ich ein bestimmtes Thema vertiefen wollte, haben sie mich nur verständnislos angeschaut und weiter getrunken." (Ach was...grins..!).
"So ist das wohl, wenn man erwachsen wird." schmunzelte ich.
"Das, was einem in der Jugend so toll erschien, verliert mit den Jahren irgendwie an Glanz." sinnierte er und führte weiter: "Das ist wie mit der "Bravo": Damals war das die angesagteste Zeitschrift der Welt, die Foto-Love-Story war eines der Highlights - wir sollten vielleicht mal überlegen, ob wir nicht für eine Foto-Story in der "emotion" Modell stehen sollten, das passt wohl besser zu uns!"

Beim Frühstück machte er den Vorschlag:" Gehen wir heute ins Museum auf Zollverein?"
...and I said: "Yes, you are wonderful today!" (frei nach E. Clapton, dem Held unserer Jugend)

Habe ich nicht einen tollen Mann? Vielleicht begleitet er mich ja sogar zum nächsten Trommelkonzert...

PS: Infos zu Wadokyo - The Power of Drums unter http://www.wadokyo.de/main.html oder http://www.zeche-hugo.com/92219.html
Einfach anrufen! Achtung: Kartenvorverkauf für das Zusatzkonzert am 10.12.2010 hat schon begonnen!

Autor:

Simone (Mone) Stodiek aus Essen-Nord

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