KKV-Gesprächskreis "Christen treffen Muslime" diskutierte über die Frage: Wann beginnt das Leben?

Die Mitglieder des Gesprächskreises mit Pfr. Völker (vorne links) und Bekir Ezer (vorne rechts)
  • Die Mitglieder des Gesprächskreises mit Pfr. Völker (vorne links) und Bekir Ezer (vorne rechts)
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Im Hinblick auf die auch weiterhin aktuelle Problematik des Lebensschutzes diskutierte der KKV-Gesprächskreis "Christen treffen Muslime" mit seinen muslimischen Gesprächspartnern vor einiger Zeit die Frage „Wann beginnt das Leben?“ An der Diskussionsrunde in der Monheimer Moschee an der Niederstraße nahm auch Pfarrer Hans-Werner Völker von der evangelischen Kirche teil.

„Biologisch beginnt das neue Lebewesen mit der Befruchtung von Ei- und Samenzelle, also mit der Zygote. An dieser Stelle kann die Frage offenbleiben, ob man sinnvoller Weise von personalem Leben erst ab der Nidation sprechen sollte oder nicht. Denn wenn das menschliche Leben das fundamentalste der Güter ist, insofern es die Voraussetzung zur Verwirklichung aller anderen Ziele darstellt, dann ist für dieses Rechtsgut auch der sicherste Rechtsschutz gefordert, das heißt sein biologischer Beginn und sein Ende.“ Mit dieser Aussage des Moraltheologen Prof. Dr. Josef Schuster SJ zur Position der katholischen Kirche zur Pränatal- und Präimplantationsdiagnostik, skizzierte der Sprecher des Gesprächskreises, Bernd-M. Wehner, gleichzeitig auch die Haltung des KKV, Verband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung, zu dieser Frage. Pfarrer Völker unterstrich diese Sichtweise ebenfalls und betonte, dass das Leben mit der Befruchtung beginne. Gleichzeitig warnte er vor der biologischen Machbarkeit. Denn nicht alles was machbar sei, sei auch moralisch gerechtfertigt. Eine weitere wichtige Frage sei, was das Leben eigentlich ausmache?

Bekir Ezer, Ditib-Dialogbeauftragter im Bezirk Düsseldorf, wies in seinem Statement darauf hin, dass sich im Koran viele Versen bezüglich der Schöpfungsphasen des Menschen und damit auch dem Beginn des Lebens befänden. Trotzdem werde das Thema von den islamischen Rechtsgelehrten kontrovers diskutiert. Dafür gebe die folgende Überlieferung des Propheten den Ausschlag: „Wenn einer von euch geschaffen wird, so wird er im Leib seiner Mutter vierzig Tage lang zusammengebracht. Dann ist er dort ebenfalls ein Blutklumpen (alaqa) – dies entspreche heute dem Begriff des Embryos - , dann ist er dort ebenfalls ein Fleischklumpen (mudhgba) – wäre heute mit Fötus zu beschreiben -, dann wird ihm ein Engel geschickt, der ihm die Seele einhaucht.“ Aufgrund dieser Aussage könne man zwar darüber streiten, ob man von Leben erst sprechen könne, wenn die Seele eingehaucht sei. Allgemeiner Konsens im Islam sei aber, dass man schon ab dem Zeitpunkt der Befruchtung von Leben sprechen könne.

In der anschließenden Diskussionsrunde, in der auch das Thema Abtreibung angesprochen wurde, war man sich weitgehend einig, dass sowohl im Islam und im Christentum dem Lebensschutz eine hohe Priorität zukomme. So unterstrich Bekir Ezer, dass auch der Islam eine Abtreibung nach Befruchtung der Eizelle verbiete. Danach sei ein Schwangerschaftsabbruch nur vertretbar, wenn das Leben der Mutter durch die Schwangerschaft gefährdet sei. Sein Fazit: Die befruchtete Eizelle ist ein Lebewesen. Es hat alle Eigenschaften und Rechte eines Menschen – und ist damit der Beginn des Lebens. Dem konnten die KKVer nur zustimmen.

Das nächste Treffen des Gesprächskreises "Christen treffen Muslime" findet im September statt. Das Thema lautet: „Das Prophetentum aus christlicher und muslimischer Sicht“.

Weitere Infos über den KKV unter: www.kkv-monheim.de bzw. www.kkv-bund.de.

Autor:

Bernd-M. Wehner aus Monheim am Rhein

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