KKV-Gesprächskreis "Christen treffen Muslime": Was ich schon immer über den Islam bzw. das Christentum wissen wollte

Mitglieder des Gesprächskreises bei ihrem letzten Treffen im Versammlungsraum der Osman-Gazi-Moschee
  • Mitglieder des Gesprächskreises bei ihrem letzten Treffen im Versammlungsraum der Osman-Gazi-Moschee
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Unter dem Motto „Was ich schon immer mal wissen wollte“ trafen sich die Mitglieder des KKV-Gesprächskreises "Christen treffen Muslime" in der Osman-Gazi-Moschee, um sich über die Bedeutung von Symbolen, Riten oder Gebräuchen in der christlichen Religion bzw. im muslimischen Glauben auszutauschen.

Auf die Frage in welcher Sprache Muslime in ihren Gottesdiensten beteten, antwortete Mohamed Adib, Dialogbeauftragter des Moscheevereins, dass das rituelle Gebet in arabischer und das freie Gebet (Bittgebet) in der Landessprache – also entweder in deutscher oder türkischer Sprache erfolge. Darüber hinaus werde in Monheim die Predigt beim Freitagsgebet vom Imam sowohl in türkischer als auch in deutscher Sprache vorgetragen. Während des Gebets seien die Verbeugung und Niederwerfung, die man hierbei vornehme, ein Ausdruck der Gottesnähe. Im Übrigen gebe es im Gegensatz zum Christentum im Islam keinen Heiligenkult. Man verehre aber Vorbilder.

Gleichzeitig wies Adib darauf hin, dass man in Zukunft Imame benötige, die entweder in Deutschland aufgewachsen seien oder besser noch in Deutschland ausgebildet würden, um so noch intensiver die Bedürfnisse der hier lebenden Gemeinde erfüllen zu können. Dies bedürfe aber einer längeren Entwicklung. Ein erster Schritt in dieser Richtung sei bereits erfolgt. So hätten sich vier jugendliche der Gemeinde aus Monheim entschlossen, in der Türkei Theologie zu studieren. Hier könne man sich gut vorstellen, dass diese dann als ausgebildete Imame nach Deutschland zurückkehrten. Dies hätte den Vorteil, dass sie zum einen das Land bereits kennen und zum anderen auch deutsch sprechen würden. Im Übrigen gebe es auch weibliche Imame, die allerdings nur für Frauen zuständig seien.

Auf die Speisevorschriften (Halal) angesprochen, erklärte Adib, dass der Genuss von Schweinefleisch aus gesundheitlichen Gründen nicht erlaubt sei. Außer die damals schnelle Verderblichkeit des Schweinefleisches, die sicherlich mit zu dem Verbot geführt habe, werde auch heute von Wissenschaftlern der hohe Anteil an Fetten und Toxinen im Schweinefleisch kritisch betrachtet. Dagegen erlaube der Quran den Gläubigen die Speisen von „Schriftbesitzern“, das heißt von Christen und Juden. Streng verboten sei allerdings Alkohol.

Zur Organisation der türkischen Moscheegemeinde führte Adib aus, dass die Angehörigen der Gemeinde Mitglied der Osman Gazi Moschee e.V seien. Pro Person und Monat zahle man mindestens 10 Euro. Im Übrigen erhalte man auch keine Zuschüsse vom Dachverband der DITIB, der sich in Köln befinde. Der Moscheeverein gehöre dem Dachverband DITIB an. Die DITIB stelle seit Jahren den Imam und unterstütze auch in sozialen Fragestellungen (z.B. gibt sie Hilfestellung bei Beerdigungsfragen). Allerdings handele der Moscheeverein stets selbstständig und finanziere sich ausschließlich durch Mitgliedsbeiträge und Spenden. Es gebe keine Zuschüsse aus der Türkei für den Bau der Moschee noch führe der Verein Mitgliedsbeiträge in die Türkei ab. Alle, insbesondere die Muslime, seien zum Besuch der Moschee eingeladen, unabhängig davon ob sie Vereinsmitglied seien.

Ein weiterer Fragenaspekt war das Tragen von Kopftüchern im Islam. Hier stellte Adib klar, dass es keine zwingende Vorschrift im Koran gebe, ein Kopftuch – in welcher Form auch immer – zu tragen. Dies sei vielmehr aus den Hadithen (Aussagen des Propheten) herausinterpretiert worden. Darüber hinaus spiele auch die traditionelle Ausrichtung eine große Rolle und werde deshalb auch in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich gehandhabt (Kopftuch, Nikab, Burka etc.). Einig waren sich die Anwesenden, dass die Vollverschleierung inklusive Gesichtsverdeckung einer Frau keine persönliche Kommunikation zulasse, denn diese setze ein Gesicht voraus.

Auf die Frage einer Muslima, warum die Frauen beim Besuch des Papstes ein Kopftuch trügen, wies Pfarrer Hoffmann von der katholischen Kirche darauf hin, dass auch dies mehr eine Tradition sei und keine Vorschrift.

Eine weitere Frage war: Wenn Jesus für die Sünden der Menschen gestorben sei und dadurch alle ins Paradies gelangten, ob das das dann auch für Menschen gelte, die schweres Unrecht wie beispielsweise einen Mord begangen hätten. Hierauf antwortete Pfr. Hoffmann, dass der Tod Jesu am Kreuz kein Freibrief dafür sei, dass nun jeder automatisch in den Himmel käme. Im Neuen Testament heiße es: „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat (Joh 3,16).“ Mit anderen Worten: Gott habe damit die Menschen aus der Sklaverei der Sünde befreit, die ansonsten zum Tod geführt hätte. Das ändere aber nichts daran, dass jeder Mensch weiterhin für sein Tun verantwortlich bleibe und dies vor Gott verantworten müsse.

Beim nächsten Treffen des Gesprächskreises steht das Thema „Weihnachten“ an. Hier wird man wiederum aus christlicher und muslimischer Sicht das Fest beleuchten.

Der KKV-Gesprächskreis „Christen treffen Muslime“ trifft sich bereits seit rund zehn Jahren mit den türkischsprachigen Muslimen in Monheim. Darüber hinaus nehmen seit längerer Zeit auch evangelische Christen an den vierteljährlich stattfindenden Gesprächen teil. Ziel des Gesprächskreises ist es, im gemeinsamen Dialog zwischen Christen und Muslimen einander besser kennenzulernen, gegenseitige Vorurteile und Missverständnisse zu beseitigen, um so im gegenseitigen Respekt die Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Glauben des Anderen festzustellen.

Autor:

Bernd-M. Wehner aus Monheim am Rhein

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