Tach zesammen 16

Wohin damit?

Ob man es will oder nicht - in diesen Tagen wird der Mensch mit seiner und seiner Angehörigen Endlichkeit konfrontiert. Zu Allerseelen und zum Totensonntag werden Grabstätten aufgehübscht, Heidekraut und Silberdistel, Alpenveilchen und Astern werden gepflanzt, Gestecke und Sträuße für jeden Geschmack und oft darüber hinaus werden durch die Straßen getragen und gesellen sich auf den Gräbern zu den Grablichtern im sixpack.
Zwangsläufig beschäftigen wir uns auch mit unserem eigenen Ende. Wir machen das ja hier noch, aber "die nach uns kommen", die haben keine Zeit/Lust, unsere Gräber so zu pflegen. Überdies wird eine traditionelle Erdbestattung zum Luxus, die Beisetzung im Töpfchen im Urnengrab oder im Kolumbarium ist auch aufwändig und man sinnt auf andere Lösungen. Anonyme Bestattung, möglicherweise im Friedwald oder auf hoher See ersparen all die Sorgen um Finanzierung und Pflege der späteren Ruhestätte. Die Trauer der Angehörigen behält immer noch einen Ort, dann eben eine Wiese oder einen Wald im Bergischen oder einen Hafen. Ein wichtiger Aspekt in unserer Kultur.
Der Pensionist liest sein Zeitung ausführlich und dabei stieß er in den letzten Tagen auf hoffnungsstiftende Informationen; Im Bundesland Bremen wird es künftig erlaubt sein, die Urne mit Asche des Verblichenen im hauseigenen Vorgarten zu entleeren oder zu versenken, auch ein warmes Plätzchen am Kamin wird fürderhin dem auf diese Art Verbliebenen nicht verwehrt werden. "Die Asche unseres Vaters" in der Bodenvase wird selbst im Nichtraucherhaushalt eine ambivalente Aussage werden.
Gleichzeitig gibt es aber auch schon Bestrebungen, statt Krematorien künftig Laboratorien zu beauftragen, die Dahingeschiedenen per Säurebad zu atomisieren. Erste Versuche verliefen vielversprechend, wenn sich diese Entsorgungsart durchsetzen wird, kommt es jedoch schon bald, ähnlich wie bei den AKWs zum Problem: wohin mit der Säure?
Patchwork-Ignaz, angesichts des neuen Gartens, denkt darüber nach, sich kompostisieren zu lassen...
Steffi sein Oma, heute Morgen nach gehörten Zeitzeichen im WDR:
Heute vor 60 Jahren starb der damalige Bundestagspräsident Hermann Ehlers und die Nachrichtendienste meldeten kurz darauf : "H. Ehlers in Sülze beigesetzt."

Autor:

Paul Scharrenbroich aus Monheim am Rhein

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