Arbeit 4.0 – Chancen und Risiken des digitalen Wandels von Wirtschaft, Arbeit und Gesellschaft

KKV: „Der Mensch ist nicht für die Arbeit da, sondern die Arbeit für den Menschen“

Mit den Schlagworten Industrie 4.0 bzw. Arbeit 4.0 wird ein aktueller Trend in Industrie und Wirtschaft bezeichnet: Informations- und Kommunikationstechnologie und klassische industrielle Produktion wachsen immer mehr zusammen. Die Folge sind neue Produktionsverfahren, aber auch deutliche Veränderungen der Produktions- und Arbeitsstrukturen. „Aus diesem Grund beschäftigt sich der Verband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung (KKV), frei nach dem Motto ‚Der Mensch ist nicht für die Arbeit da, sondern die Arbeit für den Menschen‘ damit, wie menschenwürdiges Arbeiten insbesondere in dieser immer schneller werdenden digitalisierten Arbeitswelt möglich ist“ so der Monheimer Bundesvorsitzende des KKV, Bernd-M. Wehner. Der Fördererkreis für Bildungsarbeit im KKV wird deshalb mit Unternehmen, Verbänden und Institutionen über den technologischen Wandel in einer digitalisierten Arbeitswelt diskutieren. Dabei gilt das Augenmerk besonders den Auswirkungen auf die sozialen Verhältnisse und der Frage nach Chancen und Risiken für den Menschen an seinem veränderten Arbeitsplatz.

Mit der Bezeichnung „Industrie 4.0“ bzw. „Arbeit 4.0“ soll das Ziel zum Ausdruck gebracht werden, eine vierte industrielle bzw. arbeitstechnische Revolution einzuleiten. Die erste industrielle Revolution bestand in der Mechanisierung mit Wasser- und Dampfkraft. Darauf folgte die zweite industrielle Revolution: Die Massenfertigung mit Hilfe von Fließbändern und elektrischer Energie. Die dritte industrielle Revolution oder auch digitale Revolution wurde durch den Einsatz von Elektronik und IT zur Automatisierung der Produktion ausgelöst.

Chancen von Arbeit 4.0 nutzen – Risiken erkennen und gegensteuern

„Unsere leistungsfähige Industrie erbringt einen entscheidenden Anteil an Wertschöpfung und Beschäftigung in Deutschland und ist so Grundlage für Wohlstand und soziale Sicherheit“ unterstreicht deshalb Georg Konen, Vorsitzender des KKV-Fördererkreises für Bildungsarbeit. Ein wesentlicher Anteil an Lohnsteuer, Kirchensteuer und Sozialabgaben komme von Arbeitnehmern der Industrie und des Mittelstandes. „Um die deutsche Position im internationalen Wettbewerb zu behaupten, gilt es, die Chancen von Arbeit 4.0 zügig zu nutzen, aber auch die Herausforderungen und Risiken rechtzeitig zu erkennen und gegenzusteuern.“

Das sei bei weitem nicht nur eine technische Herausforderung für industrielle Unternehmen sondern auch für mittelständische Betriebe. Fragen der Ausbildung und Qualifikation spielten dabei genauso eine Rolle wie neue Arbeitsformen und Unternehmensstrukturen. „Kurzum: Es gibt kaum einen Bereich in Wirtschaft und Gesellschaft, der durch Arbeit 4.0 nicht direkt oder indirekt betroffen ist“, so der KKV-Bundesvorsitzende Wehner. Und Georg Konen ergänzt: „Diese Entwicklung dürfen wir nicht dem Zufall überlassen. Nicht weil die Technik so viel Spaß macht, sondern weil mit ihr für uns alle auch große Chancen verbunden sind.“

In einer kleinen Info-Schrift „Digitalisierung und du“ weist das Bundeswirtschaftsministerium auf eine Studie hin, wonach die Wirtschaftsleistung in Deutschland bis zum Jahr 2020 um weitere 82 Mrd. Euro steigen würde, wenn wir digitale Technologien konsequent nutzen. „Aber es geht nicht nur um Zahlen, es geht nicht nur um Geld. Wir müssen heute entscheiden, wie wir morgen leben wollen,“ so Konen weiter.

Neue Qualifikationen nötig – Berufsbilder verändern sich

„Die Digitalisierung hat Hunderttausende neuer Arbeitsplätze geschaffen“, führt das Wirtschaftsministerium in der Broschüre weiter aus. Neue Qualifikationen seien notwendig. Einen Job wie den Wissensmanager habe es früher nicht gegeben. Viele Berufsbilder veränderten sich. Ein Kfz-Mechaniker müsse nicht mehr nur einen Ölwechsel machen können. Von ihm würden auch die Spezialkenntnisse einer IT-Fachkraft erwartet.
Und weiter: Nicht nur was wir arbeiten, habe sich verändert, sondern auch, wie wir arbeiten. Bürotätigkeiten ließen sich daheim erledigen. Telearbeit mache es leichter, Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren. Besprechungen per Videokonferenz, Mails im Wohnzimmer lesen, Dienstpläne online regeln – das schaffe Flexibilität.

KKV fordert "Kultur der Unerreichbarkeit"

„Das ist aber nur die eine Seite der Medaille“, betont Bernd-M. Wehner. „Die andere Seite ist die Gefahr, dass der Mensch aufgrund seiner ständigen Erreichbarkeit nicht mehr abschalten kann.“ Deshalb fordere der KKV schon seit längerem eine "Kultur der Unerreichbarkeit" als Teil einer neuen Arbeitsphilosophie. Und er appelliere immer wieder an Arbeitgeber und Vorgesetzte, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor allem im Urlaub und am Sonntag wirklich abschalten zu lassen. Schließlich sei (fast) keiner so wichtig, dass er jederzeit für seinen Arbeitgeber erreichbar sein müsse.

Der KKV stimmt insofern Dr. Matthias Meyer, Bereichsleiter im Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, ausdrücklich zu, wenn dieser feststelle, dass die entscheidende Akzeptanz der mit der Digitalisierung einhergehenden Veränderungen dann gegeben sei, wenn es den Menschen auch unter diesen Bedingungen gelinge, „ein gutes Leben zu führen, mit menschenwürdigen Arbeitsverhältnissen und verlässlichen sozialen Sicherungssystemen.“ Auch der KKV sieht vor allem die Mittelschicht, die in der traditionellen Industriegesellschaft eine zentrale Rolle für den gesellschaftlichen Zusammenhalt spielt, durch den Wandel zu einer digitalen Arbeitswelt unter Druck.

Der katholische Sozialverband weist deshalb darauf hin, dass technologische Entwicklungen immer auch Veränderungen in der Arbeitswelt mit sich bringen. „Damit es hier keine Verlierer gibt, ist es wichtig, dass man diese Entwicklungen rechtzeitig mitgestaltet. Technischer Fortschritt als solcher ist weder gut noch schlecht. Entscheidend ist, wie der Mensch damit umgeht“, betont der KKV-Bundesvorsitzende.

Mit seinem Jahresthema „Mensch bleiben in der Arbeitswelt“ will der KKV dazu beitragen, dass auch im Wirtschaftsleben die Würde der menschlichen Person zu achten und zu fördern sei, schließlich „ist doch der Mensch Urheber, Mittelpunkt und Ziel aller Wirtschaft“ wie es das Zweite Vatikanische Konzil in Gaudium et Spes 63 formuliert habe.

Der Bundesverband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung e.V. ist ein katholischer Sozialverband mit rund 80 Ortsgemeinschaften – u.a. in Monheim am Rhein – in ganz Deutschland. Informationen zum KKV erhalten Sie im Internet unter www.kkv-bund.de, oder unter 0201 87923 – 0.

Autor:

Bernd-M. Wehner aus Monheim am Rhein

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