Kunst am Ei: Ulrike Reimer gelingt Unglaubliches mit ihren zarten Objekten

Im Laufe der Jahre hat die Hertenerin ihre Technik immer mehr verfeinert. Foto: Pospiech
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Was wäre das Osterfest ohne bunte Ostereier? Das Färben von Eiern zu Ostern ist eine weitverbreitete christliche Tradition. Eier, genauer gesagt, Gänseeier, die von Ulrike Reimer gefärbt und graviert werden, sind jedoch nicht nur zu Ostern sehens- und bestaunenswert. Die Hertenerin schafft es sogar, das komplette Vaterunser in filigraner Gravur auf einem Ei zu verewigen.

So fing's an: Bereits im April 2000 zeigte die langjährige Küsterin ihre erste 50 Eier umfassende Ausstellung in ihrer Kirchengemeinde in Herten. Einige Jahre zuvor besuchte die 62-Jährige in Köln-Gürzenich eine internationale Osterei-Ausstellung. Stark beeindruckt von den beschrifteten Ostereiern einer Kalligraphin, machte sich Ulrike Reimer zuhause ans Werk. „Doch nur mit mäßigem Erfolg. Die Tusche ergab ein unregelmäßiges Bild.“

Auspusten? Übernimmt die Fahrradpumpe

Erst zwei Jahre später brachte der neue elektrische Dremel ihres Vaters die ausgebildete Erzieherin auf die Idee, Eier zu gravieren und das mit bestem Erfolg. Mittlerweile hat sie so viele Bewunderer und Abnehmer für ihre individuell gestalteten Eier, dass sie die Gänseeier eigens aus einem Zuchtbetrieb bezieht.
Spiegeleier gibt es trotzdem nicht jeden Tag im Hause Reimer. „Gänseeier haben einen eher bitteren Geschmack, sie eignen sich nicht so sehr zum Verzehr, so dass ich das ausgepustete Eiweiß und Eigelb entsorgen muss.“ Auch das Auspusten gestaltet sich sehr schwierig, da hilft dann eine Fahrradpumpe.

Im Laufe der Jahre verfeinerte Ulrike Reimer die Technik ihrer Eierkunst immer mehr und fand in ihrer Schwester Martina Hellmann eine geschickte Helferin. Auf den von der Schwester haarfein aufgezeichneten, fast unsichtbaren Linien graviert die Eier-Künstlerin nicht nur das Vaterunser oder Verse, zum Beispiel von Dietrich Bonhoeffer - und das sogar in feinster Sütterlin-Schrift - auf die zuvor ausgepusteten, gewaschenen, getrockneten und mit Naturfarbe gefärbten Eier. Sie schneidet mit einer Diamant-Trennscheibe darüber hinaus feine Kreuze oder Herzen aus der Eierschale heraus.
„Gerne werden die gravierten Eier auch zu Geburten, Taufen oder Hochzeiten verschenkt“, sagt die Eier-Künstlerin. So lautet eine klassische Eier-Gravur zur Geburt, versehen mit Namen, Geburtsdatum und einem ausgefrästen Herzen: „Es gibt nichts Ergreifenderes im Leben, als einem kleinen Menschen zum ersten Mal die Hand zu reichen.“ Ein wunderbares Geschenk, und dazu muss das kleine Menschenkind noch nicht einmal zu Ostern geboren worden sein.

Im Laufe der Jahre hat die Hertenerin ihre Technik immer mehr verfeinert. Foto: Pospiech
Körbeweise Glück und Segen. Praktisch zu allen Lebensereignissen gestaltet die Künstlerin Eier auf ihre ungewöhnliche Weise: Sie graviert sie, auch in feinstem Sütterlin. Foto: Pospiech
Autor:

Petra Pospiech aus Recklinghausen

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